Heiligenhaus Gute Schulen kosten die Stadt Millionen

Heiligenhaus · Sanierungsstau: Immobilienservice rechnet aus, was in welche Schule zu investieren ist - auf den Quadratmeter genau.

es klingt nach einer frustrierenden Aufgabe für den Immobilienservice. Die Experten legen für jede Heiligenhauser Schule, für jede Sporthalle und die VHS ein Datenblatt an - eine Art Kostensteckbrief. Die Papiere listen, bis auf die Quadratmeterkosten genau, die Kosten auf, die fällig werden, wenn der jeweilige Bau auf dem aktuellen technischen Stand der Dinge weitergenutzt werden sollen. Ein Ergebnis des Aufwands fasst Fachbereichsleiter Volker Hoven in einem kurzen Satz zusammen: "Diese Summen kann die Stadt nicht für alle Objekte zahlen."

Volker Hoven und sein Team legen die Daten vor.

Volker Hoven und sein Team legen die Daten vor.

Foto: a. Blazy.

Trotzdem sind die Datenblätter alles andere als Material zum Knicken, Lochen und Abheften. "Was wir gemacht haben, ist im Prinzip das Gleiche, als ob man mit einem Oldtimer zum TÜV müsste - dort bekommt der Halter gesagt, wie man das Fahrzeug verkehrssicher hält", so Hoven. Tatsächlich handele es sich bei den Schulimmobilien um Oldtimer, vorwiegend aus den 60er Jahren. "Die Gebäude haben ihren Zenit überschritten." Konkret bedeutet das für die Grundschule Schulstraße einen dringenden Sanierungsbedarf von 35 000 Euro. Rechnet man die langfristig notwendigen Arbeiten hinzu, summiert sich der Betrag auf 2,9 Millionen Euro. Ein zweites Beispiel: Die VHS am Südring braucht Dach, Fenster- und Fassadensanierung. Kostenpunkt: eine halbe Million Euro schnell, knapp zwei Millionen langfristig. Aus dieser datentechnisch erfassten "bitteren, ganzen Wahrheit", folgt für den Immobilienfachmann: "Wer die Standorte erhalten will, muss zahlen."

Hoven geht es darum, die Ratsgremien mit konkret nutzbaren zahlen zu versorgen im Vorfeld einer Diskussion, die in den kommenden Monaten unausweichlich werden wird: Was kann, was soll auf welche Weise erhalten langfristig werden? Fakt sei: "Es geht nicht nur um das alter der Gebäude. Die gesamte Schulinfrastruktur stammt aus einer Zeit, als in Heiligenhaus 500 Geburten jährlich zu verzeichnen waren." Dass die Stadt inzwischen rechnerisch über tausende Quadratmeter Klassenraumfläche zu viel an den Grundschulen verfüge, hat im vergangenen Jahr bereits die Kommunalaufsicht vorgerechnet. Verquickt mit der Diskussion um Standorte und Schulbauten ist ein weiteres Themenfeld. So sind die Anmeldewünsche speziell für die Gesamtschule und das Kant-Gymnasium in jedem Jahr aussagekräftig: Beide Schulen müssen regelmäßig Anmeldewünsche zu Dutzenden abschlägig bescheiden. "Dass die Schulen erfolgreich arbeiten und gut ausgestattet sind, hat sich eben herumgesprochen", kommentiert Schuldezernent Michael Beck. Tatsache ist aber auch ein schien jetzt bestehender Einpendlerüberschuss. So kommt mehr als ein Viertel der Gesamtschüler aus der Kreisstadt Mettmann - dort gibt es keine Gesamtschule. "Ohne diese Einpendler könnte die Gesamtschule also ihr ausdifferenziertes System bis zum Abitur in den verschiedenen Bildungsgängen nicht aufrechterhalten", so Beck. Die Kehrseite: Jeder Einpendler kostet die Stadt "1000 Euro jährlich, wobei alle Zuschüsse schon abgerechnet sind". Auch der Erfolg des IKG - ab 2016 komplett vierzügig - ist Bestandteil einer Gesamtbilanz. Zahlreiche Schüler pendeln aus Ratingen ans Gymnasium ein. Das Problem: Die Stadt als Schulträger kommt für die Einpendlerkosten auf. "Versuche, die Stadt Mettmann zu einer Beteiligung an den Kosten zu bewegen - etwa auf dem Weg einer Gastschüler-Regelung - sind bisher abschlägig beschieden worden", so Beck. Er will mit dieser Feststellung aber weder eine Systemdebatte befeuern, noch Schüler je nach Heimatort gegeneinander aufrechnen. Die Kostenfrage bleibt ein Knoten, der nicht leicht zu durchhauen ist.

(RP)
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