Ratingen Grüne Damen feiern großes Jubiläum

Ratingen · Seit 25 Jahren kümmern sie sich als Ehrenamtlerinnen um Patienten im Krankenhaus - Gespräche tun sehr gut.

 Sie freuen sich über das stattliche Jubiläum der Grünen Damen am Themistocles Gluck Hospital in Ratingen (von links): Bärbel Bosenius, Pflegedirektorin Dagmar Doll und Beate Müller.

Sie freuen sich über das stattliche Jubiläum der Grünen Damen am Themistocles Gluck Hospital in Ratingen (von links): Bärbel Bosenius, Pflegedirektorin Dagmar Doll und Beate Müller.

Foto: Achim Blazy

Der lindgrüne Kittel, dem die Frauen ihren Namen verdanken, ist eine Empfehlung, kein Muss. "Aber wir tragen ihn immer gerne", sagt Bärbel Bosenius. "Er ist so etwas wie unser Erkennungszeichen." Sie selbst ist seit 13 Jahren eine solche Kittelträgerin. Zusammen mit einem Dutzend weiterer Frauen feiern die Grünen Damen jetzt Silberhochzeit. Denn seit 25 Jahren sind sie am vormaligen evangelischen Krankenhaus, das jetzt Themistocles Gluck Klinik heißt, im Einsatz. So unterschiedlich die Frauen sind, eins eint sie: Sie sind ehrenamtliches Mitglied des ökumenischen Besuchsdienstes der Klinikseelsorge, die Pfarrer Gert-Ulrich Brinkmann, leitet und die von Pflegedienstdirektorin Dagmar Doll koordiniert werden.

Sie sind das "offene Ohr", nehmen sich bei ihren Patientenbesuchen Zeit für das Zwischenmenschliche. Bei manchem genügen fünf Minuten, manchmal ziehen sich die Gespräche über Stunden hin. Oft gesteht der Patient, dass das, was er jetzt von sich erzählt habe, vorher nie über seine Lippen gekommen ist. Oder: "Sie sind seit zehn Tagen der erste Mensch, mit dem ich länger gesprochen habe". Nichts, was gesagt wurde, verlässt das Krankenhaus, denn alle Besuchsdienstler unterliegen der Schweigepflicht. Eine weitere wesentliche Charaktereigenschaft ist - natürlich - "gut zuhören zu können", und mit Fingerspitzengefühl zum richtigen Zeitpunkt passende Fragen zu stellen.

"Ich suchte eine sinnvolle Beschäftigung", erinnert sich Bärbel Bosenius, die früher in der Pharma-Branche tätig war, an den Beginn ihre Tätigkeit. Auch für Beate Müller, die jetzt seit einem Jahr das Team komplettiert, war die "Freude, zu helfen" ein ausschlaggebender Punkt. Zuvor war sie 40 Jahre als Lehrerin berufstätig. Die Liebe zu anderen Menschen zeichnete sie schon immer aus, "nun lerne ich ein ganz anderes Feld von Menschen kennen". Nämlich diejenigen, die rund um Operationen Zuwendung brauchen und sich Ängste, Sorgen und Bedenken von der Seele reden möchten. Manchmal übernehmen sie Besorgungen, und zu den Aufgaben gehört der Bücherdienst. All das ist für die Grünen Damen, die sich vor 25 Jahren nach amerikanischem vorbild gründeten, Alltag. Früher hatten Krankenschwestern mehr Zeit. Und früher gab es außerdem den Zivildienstleistenden. Der Wegfall dieser Berufsgruppe hat "viele kleine Löcher hinterlassen", wie die Pflegedirektorin unumwunden zugibt. Nicht einmal die zugewandten Grünlinge können das kompensieren. Generell wäre es schön, noch mehr dieser Engel zu haben. Sie könnten Orthopädie-Patienten auf dem Weg in den Garten begleiten, sie könnten aktiv die Betreuung dementiell Veränderter helfen.

"Dankbarer wird man auf jeden Fall", lautet ein Fazit hinsichtlich der Beschäftigung. Noch mehr "Bewusstsein und Verständnis für die Unterschiedlichkeit der Menschen" sei durch die tagtägliche Betreuung entwickelt worden. Ist mal etwas für sie selbst zu arg, treffen die Grünen Damen sich zum Gespräch. "Wir sind eine sehr gute Gemeinschaft. Da stimmt alles." Regelmäßig gibt es außerdem Schulungen und Weiterbildungen sowie Treffen mit der Pflegedirektorin, die über Veränderungen in der Klinik oder Gesetzgebung berichten. Dass es "nur Gotteslohn" gibt, stimmt nicht. "Es ist eine Bereicherung auf beiden Seiten", beschreibt Beate Müller die Tätigkeit. Der schönste Dank ist die Rückspiegelung der Patienten, der wohltuende Händedruck. Anlässlich des 25. Geburstages allerdings wurde mit einem Festakt das Jubiläum begangen, Andacht und Ansprachen sowie ein Sektempfang mit anschließender Ehrung komplettierten die 25-Jahr-Feier.

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