Bordelle durchsucht Großeinsatz und Festnahmen im NRW-Rotlichtmilieu

Bochum · In Mönchengladbach, Ratingen, Emmerich und weiteren NRW-Städten ist die Steuerfahndung am Mittwoch zu einem Großeinsatz ausgerückt. Die Polizei nahm Prostituierte, Geschäftsführer und Hausmeister fest.

Seit den Mittagsstunden werden im Großraum Gelsenkirchen, in Mönchengladbach und in Emmerich zahlreiche Geschäftsräume und Wohnungen durchsucht. Fünf Personen wurden festgenommen. "Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwei Frauen und drei Männer", sagte Kleves Oberstaatsanwalt Neifer.

In Emmerich hat die Polizei gegen11 Uhr einen Beschuldigten, der mit Haftbefehl gesucht worden war, vor dem Rathaus festgenommen. Er war dort mit einer Prostituierten gewesen, die als scheinbar Selbstständige ihr Gewerbe anmelden wollte. Nach dem Verlassen des Rathauses nahmen ihn Polizeibeamte fest.

Bei dem Bordell, das die Fahnder in Emmerich im Visier hatten, handelt es sich um den "Partytreff" an der Steinstraße mitten in der Innenstadt. Der Eingang befindet sich auf der Rückseite, die Straße heißt sinnigerweise "Hinter dem Engel". Mit dieser Aktion hat die Staatsanwaltschaft Kleve mittlerweile alle drei Bordellbetriebe in Emmerich durchsucht und deren Geschäfte gestört.

Die Beschuldigten aus der Türkei und Bulgarien sind laut Staatsanwaltschaft verdächtig, in großem Stil Angestellte in Scheinselbstständigkeit beschäftigt zu haben. Neben der Frau in Emmerich wurden zwei Personen in Ratingen, eine Person in Iserlohn und eine weitere in Gelsenkirchen festgenommen. Der genaue Vorwurf lautet: Sie sollen Arbeitsentgelte vorenthalten, Lohn-, Umsatz- und Ertragssteuern hinterzogen sowie gewerbs- und bandenmäßigen Computerbetrug bei Glücksspielgeräten begangen haben.

"Zuerst lag der Fokus der Ermittlungen auf Bordellen in Emmerich. Dann zeigte sich aber, dass es sich dabei um eine organisierte Einheit handelte und sich nicht nur auf Emmerich begrenzte", sagt Neifer. So sollen Prostituierte, Hausmeister und Geschäftsführer in verschiedenen Bordellen in der Region ihre Arbeitsstandorte gewechselt haben. Auch in Mönchengladbach wurden Wohnungen und andere Gebäude durchsucht.

Rund 380 Einsatzkräfte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit, der Steuerfahndungen Düsseldorf und Bochum sowie der Polizei durchsuchten 28 Geschäftsräume und Wohnungen. "Die Durchsuchngen sind das Ergebnis der Ermittlungen, die bereits seit 2012 andauern", heißt es von der Staatsanwaltschaft.

Bei den Durchsuchungen sollen Beweismittel und auch Vermögenswerte gesichert werden. Die Festgenommenen sollen in verschiedenen Saunaclubs vermeintlich selbständige Prostituierte beschäftigt zu haben, die tatsächlich so in die Betriebsabläufe eingebunden waren, dass es sich um abhängig beschäftigte Arbeitnehmerinnen handelte — also um Scheinselbstständige.

Laut der Staatsanwaltschaft waren die Prostituieren nicht sozialversichert. Sozialversicherungsbeiträge sollen die Beschuldigten ebenso nicht gezahlt haben wie die Lohnsteuern. Allein aus diesen Straftaten ergibt sich laut dem Tatvorwurf seit 2009 ein Schaden in Höhe von fast 3 Millionen Euro.

Darüber hinaus sollen die Beschuldigten in Saunaclubs und Spielhallen Spielgeräte betrieben haben, die so manipuliert gewesen sein sollen, dass die Gewinnwahrscheinlichkeit gesenkt wurde. Auch abgegebene Steuererklärungen sollen falsch gewesen sein. Der verursachte Schaden liegt laut Berechnungen der Ermittlungsbehörden bei mehr als fünfeinhalb Millionen Euro.

(skr)
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