Heiligenhaus Gratis Onlinespiele können teuer werden

Heiligenhaus · Immer mehr Menschen spielen Free to Play-Onlinespiele. Verbraucherzentrale klärt Nutzer über die Gefahren auf.

Mit dem Smartphone kann man sich ganz leicht kostenfrei Onlinespiele wie "Candy Crush" oder "Pokémon Go" herunterladen. Doch hinter diesen sogenannten "Free to Play-Games", steckt oft ein Geschäftsmodell, das zur Kostenfalle werden kann: Die Gratis-Spiele werden meist ausgebremst, der "Spielbeschleuniger" ist dann kostenpflichtig. Andreas Adelberger, Leiter der Verbraucherzentrale in Velbert, warnt: "Wer sich ein Free to Play-Game auf sein Handy lädt, kommt durch subtile Anfixangebote erst so richtig auf den Spieltrip und kann hierbei leicht auch die Kostenkontrolle verlieren."

Um sich davor zu schützen, sollte man vorsorglich bestimmte Einstellungen auf dem Handy tätigen. Wie dies genau funktioniert und auch weitere Tipps, wie man sich vor der Kostenfalle schützen kann, bekommt man von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in Velbert, Friedrichstraße 107 oder im Internet unter www.verbraucherzentrale.nrw/freetoplay.

Neben der Kostenfall droht auch die Spielsucht. Victoria Römer arbeitet bei der Suchtberatung der Bergischen Diakonie in Velbert und berichtet: "Klienten zwischen 14 und 64 Jahren leiden unter Spielsucht. Jedoch ist die Zahl der Spielsüchtigen, im Gegensatz zu anderen Suchterkrankungen, sehr gering." Der Bedarf nach Hilfe sei aber deutlich gestiegen.

"Eine Spielsucht erkennt man, wenn man bei sich einen Kontrollverlust beobachten kann", so Römer. Dies sei zum Beispiel der Fall, wenn man keinen Überblick mehr darüber hat, wie lange man gespielt hat. "Die Betroffenen können sich auf den Unterricht oder auf die Arbeit nur schwer konzentrieren. Alle Gedanken kreisen nur noch um das Spiel."

Für besorgte oder betroffene Eltern gibt Römer Ratschläge, wie man eine Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen vorbeugen kann. Sie sagt: "Generelle Verbote sind auf Dauer wenig hilfreich." Wichtig sei es, klare Zeiten und Regeln zu vereinbaren und mal mit den Kindern mitzuspielen. Neben den Einzelberatungen bietet die Suchtstelle Präventionsveranstaltungen für Schulen an, um diese über eine richtige Mediennutzung aufzuklären.

Julia Forgberg, Lehrerin am Immanuel-Kant-Gymnasium in Heiligenhaus, berichtet über eine Fortbildung im Bereich Medienerziehung, die bald bevorsteht. Dort geht es um Süchte wie Magersucht, Tabletten und Drogensucht, aber auch um Internetsucht. Forgberg sagt: "In der Sekundarstufe I gibt es ein bestimmtes Konzept für die Handynutzung." Somit dürfen die Schüler sowohl auf Klassenfahrten als auch im Unterricht und bei der Hausaufgabenbetreuung keine Handys benutzen. "Die Schüler empfinden dies aber als sehr angenehm, da diese durch das Verbot keinen Druck mehr haben, etwas zu verpassen." Sie selber schätzt Onlinespiele als gefährlich ein, wenn man damit "sorglos" umgehe: "Wir leben in einer digitalisierten Welt. Deshalb sind solche Präventionsveranstaltungen zum Thema Medienerziehung sehr sinnvoll."

Sonia Cohen, Leiterin der Realschule, berichtet über die Mediennutzung an Schulen: "Grundsätzlich sollte man Onlinespiele nicht verteufeln. Die neuen Medien gehören heute einfach auch zum Alltag." Cohen berichtet, dass es an ihrer Schule eine Regelung gibt, die besagt, dass man nur draußen, aber nicht im Gebäude das Handy benutzen darf. "Ich habe mich ziemlich darüber gewundert, dass die Schüler lieber draußen in der Kälte stehen und mit ihren Handys spielen, anstatt sich drinnen aufzuwärmen." Mit der SV sei beschlossen worden: "In der Mittagsbetreuung dürfen die Handys nur zwischen drei und halb vier benutzt werden."

Für Cohen ist die Medienerziehung eine wichtige Aufgabe in der Schule: "Die neuen Medien kann man ja auch sinnvoll nutzen."

(RP)
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