Ratingen. Glaube ist ihr Lebensthema

Ratingen. · Ingrid Overbeck ist die neue Vorsitzende der Ratinger Hospizbewegung.

Ratingen.: Glaube ist ihr Lebensthema
Foto: Blazy, Achim

Es gibt diese eher groben vier- und mehrbuchstabigen Wörter, die einem in Momenten von Zorn und Hilflosigkeit gern mal über die Lippen kommen. Ingrid Overbeck würde das wahrscheinlich nicht passieren. Sie ist total beherrscht, und das offenbar nicht mal angelernt. Sie ist die neue erste Vorsitzende der Ratinger Hospizbewegung, sie ist aber auch eine Frau, die in früh-mittleren Jahren ihrem Leben noch einmal einen völlig anderen Dreh verpasst hat.

Dabei kann man ihren privaten wie beruflichen Werdegang keinesfalls als simpel beschreiben. Sie ist in Ratingen geboren und war das Nesthäkchen in einer ein bisschen strengen Familie mit niederländischen Wurzeln, was sich auch noch im Familiennamen van Geenen zeigte.

Was macht man, wenn alles glatt läuft? Das Abitur. Anschließend arbeitete sie in einer PR-Agentur und konnte schon früh ziemlich eigenverantwortlich arbeiten - ein wunderbarer Zustand für junge Frauen, die von Haus aus verantwortungsbewusst sind. Sie erlernte Fremdsprachen, wobei Englisch und Französisch ohnehin zur Grundausstattung gehören, legte dann aber - und da hatte sie bereits andere Ziele im Auge - Hebräisch und Arabisch nach. Sie arbeitete bei einer großen Zeitung, bei einem Weltkonzern und absolvierte schließlich an der FOM (Hochschule für Ökonomie und Management) in Essen ein Studium, das sie als Diplom-Wirtschaftsjuristin verließ. Ingrid Overbeck verstand es meisterlich, mit Zielstrebigkeit und Fleiß und vor allem unermüdlichen Interesse, mit Zusatzqualifikationen und beruflicher Erprobung des neu Erlernten zu verbinden.

So hörte sie in der Denkwerkstatt "Entnationalisierung - Beteiligung neu denken?" in der Bundeszentrale für politische Bildung oder bei der Konrad-Adenauer-Stiftung "Die Zukunft und Glaube, Religion und Politik in Deutschland" und war auch in der Mülheimer Wolfsburg Hörerin, mischte bei Planung und Umsetzung von Großveranstaltungen der NRW-Landesregierung mit, assistierte bei den Trägervereinen der Nordafrika-Mittelost-Initiative der deutschen Wirtschaft.

Als Dozentin kehrte sie an die FOM zurück und, ebenfalls als Dozentin, machte sie an der Akademie der Polizei in Hamburg künftige Einsatzkräfte in den Bereichen interkulturelle Kompetenz, Konfliktmanagement und Wirtschaftsprivatrecht schlau. Während Ingrid Overbeck sich in den frühen 2000er Jahren eher mit Unternehmensführung, Medien und Management befasst, gewinnen die interkulturellen Komponenten später ein schärferes Profil. Das liegt nicht zuletzt an der Begegnung mit der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur, deren Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ingrid Overbeck in Hamburg war und als 55-Jährige ab April in Köln sein wird. Judentum, Christentum, Alevitentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus - die Weltreligionen waren das bevorzugte Studienthema. Der Umgang mit den Menschen, die für diese Religionen stehen und auf oft sehr fremde Art damit und mit anderen umgehen, waren immer wieder Overbecks Forschungs- und Diskussionsgrundlage. Bettina Müller, seit Jahrzehnten ihre Freundin, bekräftigt den Eindruck, den die Frau mit der zurückhaltenden Diktion macht: "Die Ingrid geht mit so viel Schwung und Herz an die Arbeit und an neue Projekte, dass sie für viele andere Frauen, auch in dem Alter, ein wunderbares Vorbild sein kann."

(gaha)
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