Ratingen Gemeinschaft ist wichtiger als Geld und Geschenke

Ratingen · Am Sonntag ist der große Tag für 15 Jugendliche: Sie werden in der Stadtkirche von Pfarrer Gert Brinkmann konfirmiert.

 Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann (hinten) mit seiner Konfirmandengruppe am Altar der evangelischen Stadtkirche.

Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann (hinten) mit seiner Konfirmandengruppe am Altar der evangelischen Stadtkirche.

Foto: dietrich janicki

Wer meint, Konfirmandenunterricht wäre nichts anderes als Lesen von Bibeltexten und Auswendiglernen von Gebeten, der irrt. "Wir haben unheimlich viel gemacht in den vergangenen zwei Jahren. Klar haben wir uns auch intensiv mit der Bibel und Glaubensfragen beschäftigt, aber es ging vor allem um die Gemeinschaft an sich", sagt Leon Reucher. Der 14-Jährige ist einer von 15 Konfirmanden, die am Sonntag in der Stadtkirche an der Lintorfer Straße konfirmiert werden.

Zwei Jahre lang hat sich die Gruppe immer dienstags für eine Stunde getroffen. Anfangs stand vor allem das Kennenlernen der Gemeinde im Mittelpunkt: "Dafür haben wir sogar eine Rally durch die Stadtkirche gemacht und mussten verschiedene Fragen beantworten", erinnert sich Laura Dittes. Wie vieles andere auch hatte dieser kleine Wettbewerb noch eine tiefergehende Bedeutung, wie Pfarrer Gert Brinkmann erklärt: "Der gute Umgang in der Gemeinschaft ist ein wichtiges Lernziel des gesamten Konfirmandenunterrichts. So lernen die Jugendlichen direkt, welche Bedeutung dieser Punkt in einer Kirchengemeinde hat." Kein leichtes Unterfangen bei mehr als einem Dutzend 13- bis 15-Jähriger, doch es scheint geklappt zu haben. "Das ist wirklich eine gute Gruppe", so Brinkmann.

Besonders stolz sind die Jugendlichen auf ihren Vorstellungsgottesdienst vor der Gemeinde: "Den haben wir komplett alleine gemacht", sagt Julia Caspari. Und auch Brinkmann erinnert sich: "Es ist schon komisch, wenn man als Pfarrer kein einziges Mal zu Wort kommt. Es war toll zu beobachten, wie sehr sich die gesamte Gruppe da eingebracht hat. Das kam auch in der Gemeinde sehr gut an." Selbstverständlich stand über die lange Zeit auch Bibelarbeit an, da führt kein Weg dran vorbei: Glaubensbekenntnis und Vater unser können alle in- und auswendig - was auch abgefragt wurde. Aber auch das Abendmahl, Gott und Taufe standen auf dem Themenplan. Die Taufe war dann auch das Oberthema des Gottesdienstes der Jugendlichen. Für die gesamte Gruppe gab es übrigens nie Zweifel daran, sich konfirmieren zu lassen: "Das war immer klar, dass wir das machen wollen", heißt es einstimmig. Brinkmann: "Ich habe die Jugendlichen mehrere Punkte aufschreiben lassen, warum Konfirmation für sie wichtig ist. Bei über der Hälfte kamen die Begriffe Geld oder Geschenke gar nicht vor." Trotzdem, gefeiert wird morgen trotzdem - bei dem einen im kleinen Kreis, bei dem anderen schon mal mit mehr als 40 Personen. Fest steht allerdings schon bei allen die Kleidungsfrage. Alles liegt fein säuberlich zuhause, vom Kleid bis zum Hosenanzug bei den Mädchen bis zu Sakko und Anzug bei den Jungen ist alles vertreten.

Stellt sich die Frage, inwieweit Glaube und Religion im Alltag der Jugendlichen eine Rolle spielen? "Ich habe mich hier intensiver mit Gott beschäftigt als durch den Religionsunterricht in der Schule, weil wir hier einfach viel tiefer auf Themen eingehen", so Reucher. Aber unabhängig davon haben die jungen Christen noch etwas ganz anderes gelernt - nämlich das Kirche viel mehr als Gottesdienst ist, dass eine Gemeinde viel leistet. Um darin einen Einblick zu erhalten, haben die Jugendlichen in den Ferien ein Kurzpraktikum im kirchlichen Kindergarten, beim Küster oder auch beim Kirchenmusiker absolviert.

(RP)
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