Ratingen Gefragt: Alte Spielideen für den Schulhof

Für ein Deutschprojekt befassten sich Lintorfer Realschüler mit den Spielgewohnheiten der Schüler von früher.

 Walburga Fleermann-Dörrenberg erzählt  Schülerinnen der Käthe Kollwitz Schule, welche Schulhofspiele sie früher gespielt hat.

Walburga Fleermann-Dörrenberg erzählt  Schülerinnen der Käthe Kollwitz Schule, welche Schulhofspiele sie früher gespielt hat.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Für die Siebtklässler der Käthe-Kollwitz-Realschule Dependance Lintorf stand das Thema „Vorgangsbeschreibung“ auf dem Stundenplan. Was vuieles bedeuten kann. In diesem Fall das Folgende: „Die Schüler müssen einen Ablauf so detailliert wie möglich beschreiben, sodass dieser von einem Dritten selbständig nachvollzieh- und gegebenenfalls nachmachbar sein kann. Ich habe den Vorgang ,Spiele‘ vorgegeben, ein Thema, bei dem ich hoffte, dass möglichst viele Schüler davon angesprochen werden“, erklärte Deutschlehrerin Sabine Münz. Um die Sache ein wenig interessanter zu gestalten, hatte sie sich ein Projekt überlegt und sich dafür Walburga Fleermann-Dörrenberg und Sylvia Kleimann vom Lintorfer Heimatverein mit an Bord genommen. Es wurden Zeitzeugen eingeladen, die den Schülern erzählten, wie früher auf dem Schulhof oder in der Freizeit gespielt wurde.

In Gruppen aufgeteilt befragten die Schülerinnen und Schüler ihre Zeitzeugen nach den Spielgewohnheiten während ihrer Kindheit. So erzählte beispielsweise Elfriede Dworaczek vom Spiel „Köpfchentreten“ „Wir durften abends länger aufbleiben und haben oft im Mondlicht draußen gespielt, weil da die Gefahr geringer war, von feindlichen Fliegern gesehen zu werden. Wir haben dann versucht, gegenseitig auf die Köpfe unserer Schatten zu treten, die das Mondlicht auf den Boden warf“, erzählte die Seniorin von einem der Spiele während der Kriegszeit. Dann holte sie noch einen kleinen Kreisel aus der Tasche und eine Peitsche. „Der Kreisel wird mit der Schnur umwickelt, die mit Schwung wieder abgerollt werden muss. Wenn der Kreisel sich dann dreht, muss er mit der Peitsche kontinuierlich geschlagen werden, um die Bewegung aufrecht zu erhalten“, sagte sie. Eine nicht ganz so einfache Angelegenheit, wie die Schüler bei einem Selbstversuch schnell herausfanden.

Gisela Klich berichtete einer weiteren Gruppe unter anderem vom besonders bei den Mädchen damals beliebten Gummitwist-Springen und dem „Knickern“, bei dem man durch geschicktes Werfen von Murmeln möglichst viele der kleinen Kugeln ergattern konnte. „Oder wir haben gehinkelt. Dafür wurden mehrere Felder auf den Boden gemalt, in die wir auf unterschiedliche Art und Weise gehüpft sind“, erklärte sie. Um die Spiele, von denen die meisten zuvor noch nie etwas gehört hatten, besser zu verstehen, gingen alle Schüler im Anschluss an die Befragungen mit ihren Zeitzeugen auf den Schulhof und spielten unter anderem den „Plumpsack“, „Länder erobern“ und „Fischer Fischer, welche Fahne weht heute“ nach.

An diesem Vormittag erfuhren die Realschüler von ihren Zeitzeugen, dass damals ganz andere Voraussetzungen herrschten, unter denen die Kinder gespielt hatten. In der Kriegs- und Nachkriegszeit nutzte man die einfachsten Materialien, die die es damals eben nur gab. Smartphones und Computer, die beliebten Beschäftigungen in der heutigen Zeit, waren noch ein Fremdwort.

„Wir spielen gar nicht mehr so auf dem Schulhof. Wir stehen mehr nur herum und quatschen oder holen uns in der Mensa etwas zu Essen. Manchmal vertreiben wir uns die Zeit mit Monsterfangen“, berichtete Siebtklässler Florian und erklärt den Zeitzeugen die Regeln des heutigen Fangenspielens, bei dem alle „Gefangenen“ zu „Monstern“ werden und die anderen Mitspieler erwischen müssen.

Begleitet wurde das Projekt übrigens auch von Eva-Maria Marx, die zur Redaktion des Bürgerradios, einer Einrichtung der katholischen Familienbildungsstätte Ratingen gehört. Sie erstellte einen Beitrag über das Projekt für das Lokalradio.

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