Ratingen Ganztagsbetrieb stößt an seine Grenzen

Ratingen · Betreuung für Grundschüler nach dem Unterricht: Ratingen kann den Bedarf 2013/2014 gerade noch decken.

 Für Tanja Franke – hier mit den Kindern Louis und Mia – wäre der Alltag ohne OGS kaum zu bewältigen.

Für Tanja Franke – hier mit den Kindern Louis und Mia – wäre der Alltag ohne OGS kaum zu bewältigen.

Foto: Achim Blazy

Viele Eltern machen sich Gedanken: Wohin mit dem Sprössling, wenn die Grundschulstunden beendet sind, der eigene Arbeitstag aber nicht? Seit rund zehn Jahren gibt es dafür zwar Übermittagsbetreuung und die Offenen Ganztagsschulen (OGS), doch so langsam und an manchen Orten auch etwas schneller sind die Kapazitätsgrenzen dieser Einrichtungen erreicht.

"Von den an der Gebrüder-Grimm-Schule für das neue Schuljahr angemeldeten Erstklässlern gehen nur sieben von 81 nach dem regulären Unterricht nach Hause", hat Tanja Franke, eine der betroffenen Mütter, in Erfahrung gebracht. Ganz genau bestätigen kann Michael Niederhoff vom Schulamt das nicht. "Wir können nur die Gesamtzahlen im OGS-Bedarf auswerten, und diese nicht auf die neuen Erstklässler konkretisieren.

Mit insgesamt 1727 OGS-Kinder gemäß den vorläufigen Anmeldezahlen können wir den Bedarf in Ratingen noch erfüllen, kommen aber langsam an die räumlichen Kapazitätsgrenzen." In dieser Zahl sind die Kinder in der Übermittagsbetreuung, also der Beaufsichtigung bis maximal 14 Uhr ohne ausgestaltetes Programm und Mittagessen, noch gar nicht erfasst.

Damit gehen stadtweit mehr als die Hälfte aller Grundschüler nach dem regulären Unterricht noch in den Offenen Ganztag. Der größte Bedarf besteht an der Gebrüder-Grimm-Schule mit 239 Kindern in der OGS bei 323 Schülern insgesamt (73,99 Prozent). Es folgen die Anne-Frank-Schule (157 von 225 Kindern) und die Astrid-Lindgren-Schule (140 von 208). Der geringste Bedarf besteht an der Matthias-Claudius-Schule, wo von insgesamt 136 Schülern 60 in die OGS gehen. Die Minoritenschule bietet den klassischen Ganztag nicht an, hier ist lediglich eine zweistufige Übermittagsbetreuung bis 14 beziehungsweise 16 Uhr vorgesehen.

Für Tanja Franke und ihren Mann wäre der Alltag ohne OGS wohl kaum zu bewältigen. Beide Elternteile arbeiten, Sohn Louis kommt nun in die Grundschule und seine Schwester besucht noch eine Kita — mit Übermittagsbetreuung. "Um 14 Uhr muss ich sie da abholen, da wäre für Louis eine Betreuung bis zur selben Uhrzeit nicht machbar gewesen. Außerdem hätte er dann kein Mittagessen bekommen."

So wird sie also in Zukunft nach dem eigenen Feierabend erst ihre Tochter und frühestens um 15 Uhr dann auch den Sohn von der Schule abholen. "Außerdem beinhaltet die OGS zumindest teilweise auch eine Ferienbetreuung. Und nur so ist es bei zwei berufstätigen Elternteilen möglich, auch noch einen gemeinsamen Urlaub mit den Kindern zu planen."

Auch Andrea Seljimi hatte für ihre ältere Tochter die OGS ausprobiert. Doch die inzwischen achtjährige Salina kam nicht gut zurecht. Sie besucht daher, genau wie ab dem nun kommenden Schuljahr Flora, die Übermittagsbetreuung. "Da ich bis 13 Uhr arbeite, schaffe ich es ganz gut, die beiden um 14 Uhr abzuholen", sagt die Erzieherin Andrea Seljimi. "Die OGS war uns einfach zu lang, außerdem möchte ich die Hausaufgabenbetreuung selbst übernehmen." In den Ferien organisiert sie die Betreuung gemeinsam mit ihrer Schwester, die ebenfalls nur in Teilzeit arbeitet. Sonst wäre es organisatorisch schwierig. Da gilt auch für zukünftige gemeinsame Familienurlaube. Bei Seljimis Ehemann steht eine berufliche Veränderung an, die genau diesen Punkt in Zukunft unklar sein lässt.

(stemu)
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