Portrait Der unermüdliche Alfred Dahlmann

Warum dem einzig lebenden Ehrenringträger der Stadt Ratingen ein Stadtteil besonders am Herzen liegt.

Früherer Stadtdirektor spricht über sein Wirken in Ratingen
Foto: Ja/Blazy, Achim (abz)

Über Alfred Dahlmann ist bereits unendlich viel geschrieben worden. Man denke nur an seine Verdienste für die Stadt Ratingen in seiner Funktion als Erster Beigeordneter und später als Stadtdirektor, an seine Zeit als Oberstadtdirektor von Krefeld und an den Medienhafen in Düsseldorf, für dessen Ausbau er maßgeblich verantwortlich zeichnete.

Zudem ist der 86-Jährige, der zusammen mit seiner Frau in Ratingen Mitte wohnt und noch regelmäßig ins Fitnessstudio geht, der noch einzige lebende Träger des Ratinger Ehrenrings. „Die Stadt Ratingen stiftet zur Ehrung von Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Ratingen in hervorragendem Maße verdient gemacht haben, den Ehrenring der Stadt Ratingen“, steht auf der Homepage der Stadtverwaltung. „Darauf bin ich natürlich stolz“, sagt Dahlmann, der gebürtig aus Essen-Borbeck kommt und sich vom Bergmanns-Sohn sukzessive hochgearbeitet hat: Studium, Promotion, Auslandsjahr in Paris und Verwaltungskarriere.

Im Text der Verleihungsurkunde heißt es: „Herr Stadtdirektor Dr. Alfred Dahlmann war 21 Jahre lang für die Stadt Ratingen und ihre Bürger tätig, zunächst als Erster Beigeordneter, dann 15 Jahren als Stadtdirektor. Er verließ Ratingen, um sein neues Amt als Oberstadtdirektor in Krefeld anzutreten. Herr Dr. Dahlmann hat die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt wesentlich mitgeprägt.“ Dahlmann, der beruflich ursprünglich aus Köln nach Ratingen kam, wird immer wieder attestiert, von Anfang an in Dimensionen gedacht zu haben, die „weit über die lokalen Verhältnisse hinaus reichten“, beschreibt etwa Oliver Schöller in „Blockstruktur. Eine qualitative Untersuchung zur politischen Ökonomie des westdeutschen Großsiedlungsbaus“. Der Autor analysiert und skizziert darin das Großsiedlungsprojekt Ratingen-West und widmet ein Unterkapitel sogar Dahlmann, um dessen Verdienste für die Stadt und ihrer Entwicklung zu würdigen.

Ein Schlüssel für Dahlmanns Erfolg: Dem Klein-Klein seiner Vorgänger konnte der zweifache Familienvater kaum etwas abgewinnen. Dahlmann, der 1972 Josef Kortendick als Stadtdirektor ablöste, konnte aber auch gegen Kritiker und Gegner vehement sein.

In den Jahren seines Wirkens erhielt die Stadt mehr oder weniger ihr heutiges Bild mit der Innenstadt, den vielen Neubauten (Schulen, Stadthalle, Stadttheater, Rathaus, Sporthallen, Eislaufhalle) und Grünflächen.

Ein Stadtteil Ratingens liegt ihm besonders am Herzen: Ratingen-West. Jenem Stadtteil, der die städteplanerische Leitidee der 1960/1970er-Jahre, Urbanität durch Dichte, in einem funktionalen Massenwohnungsbau zeitigte. „Dieser Stadtteil ist von mir mit aufgebaut worden, hat den größten Park Ratingens und wird wieder in werden. Auch wenn er aktuell ein leider viel zu schlechtes Image hat“, sagt der Ehrenringträger. Er spielt damit auf die Wohnungsnot an und denkt, dass zukünftig auch im restlichen Ratingen noch mehr in die Höhe gebaut werden wird. „Es wird weiter zur Verdichtung kommen.“ Sinngemäß werde es mehr Ratingen-West geben, das müsse jedem klar sein – bei generellem Flächenmangel,  gepaart mit immer steigenden Immobilien- und Mietpreisen in der Stadt.

In  Ratingen West wird derzeit viel saniert. Das sei gut, um die Wohn- und Bauqualität zu gewährleisten und das Viertel so langfristig zu modernisieren, findet Dahlmann.

Im Zusammenhang mit dem damaligen Großsiedlungsprojekt verfolgte Dahlmann, wie es bei Schöller weiter heißt, „systematisch die Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen“. Die daraus resultierenden Gewerbesteuereinnahmen hätten erst der früheren Gemeinde Ratingen politische Handlungsspielräume ermöglicht, diese seien dann für die weitere Entwicklung genutzt worden.

Je stärker das Projekt Ratingen-West die politische Agenda bestimmte, desto relevanter wurde Dahlmann für die Verwaltung. Das verschaffte ihm auch schnell den Beinamen „graue Eminenz“. Er war der, der hinter den Kulissen die Schicksalsfäden der Stadt zog, schreibt Ratingen-West-Kenner Oliver Schöller.

Und das obwohl, Dahlmanns erster Chef, der Bürgermeister Kraft sen., den Juristen zuerst gar nicht haben wollte. Der Grund: Kraft sen., ein SPDler mit guten Beziehungen zur Gewerkschaft, störte sich an Dahlmanns CDU-Parteibuch. Interessant: Da aber die Mehrheit von Krafts Parteigenossen von den Qualitäten des jungen Dahlmann überzeugt waren, überstimmten sie kurzerhand den Bürgermeister.

Nachdem es mit der CDU vor einigen Jahren zum Bruch kam, ist Alfred Dahlmann heute bei der BU aktiv.

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