Analyse Frischer Wind im Ratinger Karneval

Ratingen · Das neue Führungsteam um Peter Hense setzt ein deutliches Zeichen: Es geht um ein Miteinander der Vereine. Das Ausbrüten von Ideen im stillen Kämmerlein ist vorbei. So macht das Brauchtum wieder Spaß.

Es ist gerade einmal etwas mehr als ein Jahr her, da präsentierte sich der Karnevalsausschuss (KA) eher als ein Verein, der mehr mit sich und seinen Querelen beschäftigt war, als sich um seine wahre Aufgabe zu kümmern: zusammen mit den vielen Vereinen das Winterbrauchtum in der Stadt zum Anziehungspunkt für alle Menschen zu machen, die Lust auf Spaß und gute Laune haben. Letzteres suchte man beim KA vergebens.

Der Höhepunkt: Der designierte Vorsitzende Michael Schleicher wurde bei der Mitgliederversammlung abgestraft und nicht gewählt. In den Vereinen wurde kräftig geschimpft, manch einer sah den Ausschuss sogar schon kurz vor dem endgültigen Verschwinden in der Versenkung. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Und in dem Fall ist es sogar eine Art Wiederauferstehung, die das Gremium unter dem neuen Vorsitzenden Peter Hense (seit Mai im Amt) nun feiert. Mit dem frischen unverbrauchten Prinzenpaar Samuel I. und Jacinta I. ist dem Vorstandsteam der große Wurf gelungen. Dazu noch die deutlichen Worte, die Hense bei der Vorstellung der sympathischen Tollitäten fand - das war großes Kino. "Wir dürfen uns der Gegenwart nicht verschließen, um das Brauchtum auch für jüngere Menschen interessant zu machen", so Hense, der bis zu seiner Wahl als Pressesprecher des KA eher im zweiten Glied stand. Worte, die zum Programm werden könnten für die nächste Zeit: Denn Sommer- wie Winterbrauchtum haben ein Nachwuchsproblem. Dass nun der erste Schritt getan ist, spricht für den neuen geschäftsführenden Vorstand um Michael Schleicher als stellvertretenden Vorsitzenden und Mike Gans als Geschäftsführer sowie Jörg Töpfer als Kassierer. Hier sind in der Tat Menschen angetreten, um etwas zu verändern. Dazu gehörte auch die Vorstellung des neuen Prinzenpaares und des Schirmherrenpools: War das früher eher eine elitäre Veranstaltung, waren diesmal auch alle Vereine eingeladen worden - ein deutliches Zeichen für das neue Miteinander der Karnevalisten. Dass Hense und seine Mannschaft die Fehler der Vergangenheit rückgängig machen und Hoppeditz-Erwachen und Prinzenkürung wieder trennen werden, ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Dass das Prinzenpaar mit kamerunischen Wurzeln für manchen Kritiker bloß ein Werbegag ist, sollte die KA-Chefetage nicht stören, den richtigen Weg weiter zu gehen. Sie sind auf dem besten Weg, den Karneval in der Dumeklemmerstadt wieder nach oben zu führen.

(RP)
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