Heiligenhaus Friedlein verlässt die Bücherei
Heiligenhaus · Schlechte Nachrichten beim letzten Bücherflohmarkt rund um das Abtskücher Museum: Isabella Friedlein, Leiterin der Stadtbücherei, wird ihren Vertrag aus persönlichen Gründen nicht verlängern und hört schon zum Monatsende auf. Noch in den Ferien soll ein Nachfolger gefunden werden.
Für die Diplom-Bibliothekarin Isabella Friedlein (37) war es also der letzte Bücherflohmarkt in Heiligenhaus. Sie wird ihren Vertrag nicht verlängern, gehört nach den Büchereiferien vom 1. bis 20. August nicht mehr zum Mitarbeiterstab. Erst vor wenigen Tagen jubelte sie noch: "Schallgrenze überschritten", denn erstmals wurden im neuen Domizil Sparkassenturm über 100 000 Medien in einem Jahr ausgeliehen — eine beachtliche Zahl, die in der 100-jährigen Geschichte der Bibliothek erst dreimal erreicht wurde: einmal in den 80er, einmal in den 90er Jahren und nun 2010.
Beweis auch für ein gutes Händchen bei Neuanschaffungen. Und das "im Bewusstsein, dass die Nachfrage das Angebot und das Angebot die Nachfrage bestimmt", wie Friedlein es bei ihrem Einstand im Januar 2009 formulierte. "Unter den Bewerbern zeichnete sich Frau Friedlein durch Kompetenz, Leidenschaft für Literatur und einem offenen sympathischen Wesen aus", betonte damals Kulturdezernent Michael Beck bei der Vorstellung.
Das bestätigte sich während Friedleins Dienstzeit in hohem Maße. Die Fachfrau hatte einen befristeten Arbeitsvertrag, vertrat für zwei Jahre Christiane Pöhlmann, die noch im Mutterschutz ist und jetzt zum dritten Male ihren Elternurlaub erweiterte. "Zehn Jahre sind maximal vom Gesetzgeber erlaubt" erklärte Beck.
Das Angebot zur Verlängerung ihres Vertrages schlug Isabella Friedlein, die in Düsseldorf lebt, aus. Aus persönlichen Gründen: "Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln war mir gerade im Winter zu mühsam. Auch zum Bücherflohmarkt am vergangenen Wochenende war ich drei Stunden unterwegs", begründet Friedlein ihre Entscheidung. Verheiratet ist sie mit einem Psychologie-Professor, folgte seinen Berufungen nach Bonn, Mannheim, Köln und zuletzt Düsseldorf.
Bis 2009 arbeitete sie ausschließlich in wissenschaftlichen Bibliotheken. Friedlein betont: "Es war für mich als wissenschaftliche Bibliothekarin eine große Herausforderung, in einer städtischen Bücherei mit viel Publikumsverkehr leitend tätig zu sein. Die Zusammenarbeit mit einem hochmotivierten Team und einem engagierten Förderverein brachte viel Freude und Erfolg. Ich gehe mit einem weinenden Auge und besten Erinnerungen". Und wie sieht es mit der Nachfolge aus?
Beigeordneter Michael Beck hob hervor, dass die Kündigung schon im Dezember erfolgte, der Kreis als Ausnahme die Haushaltssperre aufhob, so dass das öffentliche Ausschreibungsverfahren für eine neue Leiterin bereits läuft. "Wir haben schon zehn Bewerbungen und hoffen, dass die Auswahl noch während der Ferien getroffen werden kann, zugunsten eines nahtlosen Übergangs".
Isabella Friedlein konnte in Heiligenhaus viele Freunde gewinnen, bei ihren Mitarbeitern und beim Lesepublikum. Und der Flohmarkt? Dauerregen war angesagt und die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei und des Fördervereins bangten um ihren alljährlichen Flohmarkt rund um das Abtskücher Museum, dem von der Lage her schönsten in der Region.
Dann kam Hilfe. "Bürgermeister Jan Heinisch bot uns schnell und unbürokratisch die große Feuerwehrscheune als Alternative an", berichtet Doris Freyse, die Vorsitzende der Freunde und Förderer. "Das war ein Glücksfall, denn hier konnten auf langen Bänken tausende von Büchern nach Themen präsentiert werden und viele Leseratten in aller Ruhe auf die Suche gehen."
Und das Eldorado für Leseratten mit viel Literatur für wenig Geld wurde wieder einmal als Riesenerfolg gewertet, bilanzieren die Organisatoren.