Ratingen Franz Benton nimmt Abschied von der Bühne

Ratingen · Sein Konzert im Stadttheater Ende November soll das definitiv letzte in seiner Heimatstadt sein. "Mit 60 ist Schluss", sagt der Ratinger.

Diesmal ist Schluss. "Endgültig! Mit einem dicken Ausrufezeichen!" Franz Benton lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sein Auftritt im Stadttheater Ende November wirklich der letzte in seiner Heimatstadt sein wird. Der gebürtige Ratinger beendet seine Karriere als Musiker: "Ich habe immer gesagt, dass ich mit 60 Schluss mache. Ich möchte nicht irgendwann von der Bühne getragen werden sondern das Ende selbst bestimmen", erzählt der Vater einer erwachsenen Tochter, der mittlerweile im tiefsten Bayern wohnt. Kontakte in die alte Heimat hat er noch ein wenig, doch das ist im letzten Jahr seltener geworden

Seine Eltern sind gestorben. Mit ein Grund dafür, dass der Mann, der auf der Kirchgasse aufwuchs, ein besonders mulmiges Gefühl vor seinem Heimat-Konzert hat: "Es ist das erste Mal, dass meine Eltern nicht dabei sein können. Aber irgendwie finde ich das auch sehr passend für meinen Abschied von der Bühne." Dass es trotzdem eine Art Familientreffen werden dürfte, daran hat wohl niemand Zweifel: "Viele Menschen kommen seit Jahren zu meinen Konzerten, sitzen immer auf dem gleichen Platz. Man kennt sich." Begonnen hat der Mann mit der warmen, weichen Stimme seine Karriere 1986. Doch Musik spielte schon als Teenager eine große Rolle in seinem Leben. Er flog sogar von der Schule, weil er mit einer geheim geründeten Band an einem Talentwettbewerb teilnahm und anschließend über ihn in der Presse berichtet wurde- heute unvorstellbar, in den 60er Jahren Realität. Es folgte eine Lehre zum Speditionskaufmann, später machte er seinen Abschluss nach. Der Musik blieb er immer treu.

Seit damals lebt er von der Musik: "Das war nicht immer einfach, da ich ja nie ganz oben in der Profiliga gespielt habe. Oft musste ich kämpfen." Damals hatte er gerade seine erste Platte gemacht, als er Chris De Burgh kennen lernte, der kurz vor seiner Welttournee stand. Der wollte ihn als Vorband haben, doch Bentons Plattenfirma lehnte ab — zu teuer. "Da habe ich gesagt, wenn Ihr das nicht bezahlt, mache ich es eben selbst."

Mit dieser Mischung aus Tollkühnheit und Wahnsinn gab Chris De Burgh dem damals schon 34-Jährigen eine Chance: "Du spielst die ersten drei Konzerte. Wenn es den Leuten gefällt, kannst Du mit auf die Tour kommen", erinnert sich Benton, der bei seinem Auftritt in Ratingen das Rad nicht neu erfinden will, auf die bewährte Mischung zwischen schmusigen Balladen und mitreißendem Folk setzen will. Seiner Feuertaufe bestand er 1986 in Rotterdam vor 25.000 Zuschauern. "Das war ein ungeheurer Druck, da draußen alleine mit meiner Klampfe zu stehen und es genau zu wissen: Wenn es den Leuten nicht gefällt, bist Du draußen. Aber es gefiel ihnen, Benton durfte bleiben: "Es war eine tolle Zeit." Dass es für die ganz große Karriere nicht reichte, hat der sympathische Mann, der mittlerweile stolzer Besitzer einer kleinen Hühnerfamilie ist, überwunden: "Die schönen Ereignisse in meinem Berufsleben überwiegen, aber Wehmut habe ich nicht, wenn ich ans Aufhören denke. Ich freue mich auf die Entschleunigung meines Lebens, endlich weniger Druck, weniger Termine, mehr Zeit für meine Frau." Wenn er in wenigen Tagen auf die Bühne des Stadttheaters tritt, wird er wie immer bei einigen seiner selbst geschriebenen Songs Gänsehaut kriegen. "How I wish you were here" oder "Dust to gold" — da kribbelt es nicht nur bei den Zuschauern im Saal. In diesem Jahr aber leider zum letzten Mal.

(wol)
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