Ratingen Fördermittel verschenkt?

Ratingen · Anwohner der Kornsturmgasse wollten sie als Pilotprojekt verschönern. Doch die Stadt habe bereitstehende Fördergelder vom Land nicht abgerufen, beklagen sie. Das Geld ist weg, die Gasse verkommt immer mehr.

 Besonders von der Wallstraße aus ist der Eingang zur Kornsturmgasse wenig einladend. Die Initiative der Awohner, Kaufleute und Gastronomen, die Gasse zu verschönern und als beispielhaftes Pilotprojekt für andere Brennpunkte in der Stadt zu nutzen, ist im Sande verlaufen.

Besonders von der Wallstraße aus ist der Eingang zur Kornsturmgasse wenig einladend. Die Initiative der Awohner, Kaufleute und Gastronomen, die Gasse zu verschönern und als beispielhaftes Pilotprojekt für andere Brennpunkte in der Stadt zu nutzen, ist im Sande verlaufen.

Foto: Blazy, Achim

So schlecht kann es der Stadt Ratingen gar nicht gehen, hat sie doch erst im vergangenen Jahr knapp 100 000 Euro Landeszuschuss für die Stadtverschönerung "verschenkt". Das für eine Aktion im Rahmen der City-Offensive "Ab in die Mitte" bereitgestellte Geld sei nicht abgerufen worden, beklagen Einzelhändler, Gastronomen und Hausbesitzer von der Kornsturmgasse: Die nämlich hatten sich mit einem Projekt beworben und prompt einen Preis eingeheimst.

Rückblende. Im Jahre 2010 setzten sich Anlieger der Kornsturmgasse zusammen und gründeten einen "grünen Tisch": Mit dabei waren auch der damalige Stadtmarkteingschef Frank Rehmann, Interboden-Chef Dr. Reiner Götzen und auch die Roten Funken vom Kornsturm. Gemeinsam überlegte man, wie man diese Gasse attraktiver machen könnte.

Auch die Stadtwerke waren mit im Boot und schlugen im Boden verlegte Lichtschächte vor, die auch optisch eine Achse darstellen und auf die Gasse neugierig machen sollten.

Die hässlichen Mülltonnen wollte man auf einen Platz an der Wallstraße verbannen. Ein neues Pflaster sollte her, das war klar. Und auch für die beiden Eingänge gab es Ideen zur Umgestaltung.

Doch die Akteure hatten die gesamte Innenstadt im Blick: Ihre Kornsturmgasse sollte nur das Pilotprojekt sein, um auch für Arkadenhof, Wehrgang, Minoritenhof, Steinhausgässchen und Synagogengasse ähnliche Konzepte zu entwickeln — allesamt ebenfalls Brennpunkte, wo ihrer Meinung nach dringend etwas passieren muss.

Der Aufruf der City-Offensive kam gerade recht: Rehmann half beim Ausfüllen des Wettbewerbsantrages und übernahm die Projektleitung von "Alte Gassen — Neue Lebenswelten." Für das Projekt gab es von der Jury tatsächlich eine Anerkennung, eine Urkunde — und die Zusage über Fördermittel in Höhe von 92 750 Euro. Im Haushalt der Stadt wurden 2011 insgesamt etwa 74 000 Euro eingestellt. Die Rechnung sah ganz einfach aus: zehn Prozent der Verschönerungsaktion bezahlt die Stadt, 50 Prozent das Land und den Rest hätten die Anlieger bezahlt: Da seien sich alle Beteiligten einig gewesen, ist zu hören.

Doch die bereits Mitte März 2011 zugesagten Landesmittel seien nie abgerufen worden und damit futsch, kritisierten jetzt Akteure der Gruppe. Das allerdings habe man erst erfahren, als der Weggang von Rehmann bekannt wurde. Da sei es bereits zu spät gewesen, um noch entgegenzusteuern.

In der Kornsturmgasse reagierte man enttäuscht auf diese Panne. Es wurde aber auch als ein deutliches Zeichen dafür, dass der Stadt solche Initiativen eigentlich egal seien.

Derweil "brennt" es immer stärker in der Gasse. Nach dem Weggang des Geschenkeladens (zieht ins Singendonck-Haus) werde sich die Pizzeria dorthin erweitern, was die Gasse vom Angebot her sicherlich nicht attraktiver mache, so ein Anlieger.

Und ein Gastronom hat sich bereits auf die Suche nach einem neuen Standort gemacht: Abends sei diese Gasse seinen Gästen nicht mehr zuzumuten, sagt er mit Blick auf einschlägige Polizeieinsätze.

(RP/rl/ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort