Ratingen Fluglärm: Neuer Vorstoß für Nachtruhe

Ratingen · In einem offenen Brief an den Flughafen Düsseldorf pocht der Verein "Bürger gegen Fluglärm" nach Veröffentlichung neuer Zahlen auf ein Verbot von Nachtflügen. Vom Krach sind auch zahlreiche Ratinger Stadtteile betroffen.

Es gibt wieder Krach um den Lärm. Christoph Lange, Vorsitzender des Meerbuscher Vereins "Bürger gegen Fluglärm", hat seinen nächsten offenen Brief an den Flughafen Düsseldorf geschickt. Ein Brief, der Flughafen-Geschäftsführer Christoph Blume auffordert, das Nachtflugverbot endlich einzuhalten, weil auch Meerbuscher und Ratinger mit Schlafproblemen kämpfen — in ihrem Fall wegen des Fluglärms.

Der Verein wagt nun also einen weiteren Vorstoß im Kampf gegen Nachtflüge. Der Initiative zugrunde liegen Daten des Instituts für Handelsforschung Köln (IfH), die der Flughafen selbst angefordert hat. Die Zahlen belegen, dass am Flughafen Düsseldorf seit 2010 die Anzahl der Passagiere stark angestiegen ist, die Beschäftigtenzahl aber stagniert. Daten, die dem "Akzelerator-Effekt" (mehr Passagiere = mehr Beschäftige) widersprechen, den der Flughafen bei seinem Genehmigungsantrag für spätere Flüge angeführt hatte. "Den Nachtflügen fehlt jetzt jegliche Grundlage", betont Lange.

Dazu kommt, dass der Airport tagsüber gar nicht ausgelastet sei, wie eine weitere Untersuchung des IfH ergab. Eine Ansetzung von Flügen in der Nacht sei folglich gar nicht nötig, um die Anzahl der Passagiere konstant zu halten. Trotzdem starteten und landeten im vergangenen Jahr 499 Flüge zu später Stunde — 19 davon sogar ohne vorher erteilte Genehmigung. "Die Verspätungen sind keine Ausnahmen, sondern der Regelfall", sagt Lange.

Verspätungen, die die Meerbuscher und Ratinger regelmäßig um den Schlaf bringen. "Auch die, die nicht direkt davon aufwachen, werden geschädigt", sagt Lange und beruft sich auf medizinische Erkenntnisse. Lange fordert, dass die für 2014 im Koalitionsvertrag geplante drastische Gebührenerhöhung für Nachtflüge vorgezogen wird — oder der Flughafen Düsseldorf selbst seine Pläne anpasst.

"Die Vorschriften müssen strenger gehandhabt werden", sagt Lange. Bislang hätten die Planer die verspäteten Flüge billigend in Kauf genommen. Der Verein befürchtet, dass es noch schlimmer werden könnte. Einen neuen Genehmigungsantrag habe der Flughafen laut Lange in der Schublade. Dabei gebe es durchaus andere Modelle. Air Berlin starte mittlerweile auch am frühen Abend Mittelstreckenflüge beispielsweise in die Türkei. "Die landen morgens und stören keinen", unterstreicht Lange.

Professor Rainer Guski (Ruhr-Universität Bochum) hat im Auftrag der IG Waldgemeinde eine Studie angefertigt, in der die steigende Zahl der Flugbewegungen eine zentrale Rolle spielt — dies vor dem Hintergrund, dass Flugzeuge immer leiser werden und die durch hohe Fluglärmpegel belastete Fläche laut Guski abnimmt. Bürger betonten jedoch, dass der Fluglärm immer lauter und lästiger werde. Die Forschung vermutet, dass dies an der Zunahme der Flugbewegungen liegt. Ulrich Neck, Vorsitzender der IG Waldgemeinde und Moderator einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema, orakelte noch im vergangenen Jahr, dass es irgendwann sogar 60 Flugbewegungen pro Stunde geben könnte. Aus der Sicht der "Ratinger Fraktion", bestehend aus den Parteien und Vertretern von Bürgervereinen, ist eine Ausweitung der Flugbewegungen nicht akzeptabel.

Der Flughafen Düsseldorf kündigte über seinen Sprecher Thomas Kötter eine Stellungnahme in der kommenden Woche an.

(RP/rl)
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