Ratingen Fluglärm: Demo im Terminal

Ratingen · Überall gibt's Proteste. Zum Beispiel in Berlin und Frankfurt. Was hat der Verein Bürger gegen Fluglärm geplant?

Ratingen: Fluglärm: Demo im Terminal
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Überall gibt's Proteste. Zum Beispiel in Berlin und Frankfurt. Was hat der Verein Bürger gegen Fluglärm geplant?

Lange Wir haben bewusst Samstag, 24. März, 16 Uhr, für unsere Düsseldorfer Demo gewählt, auch dabei wird deutschlandweit friedlich für Nachtruhe und Gesundheit protestiert. Wenn genügend feste Anmeldungen unter info@buergergegenfluglaerm.de eingehen, chartern wir einen Bus, der um 15 Uhr vom Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich abfährt. Wir treffen uns alle aus Essen, Mülheim, Ratingen, Düsseldorf, Meerbusch und Kaarst um 16 Uhr im Terminal B. Eine bessere Möglichkeit, sich aktiv für Nachtruhe und Gesundheit einzusetzen und Flagge zu zeigen, gibt es nicht.

Immer mehr Mediziner beziehen Position und sagen offen, welche Folgen Fluglärm für die Gesundheit hat. Was bedeutet das für Ihre Haltung?

Lange Wir werden immer wieder in unserem Protest gegen Nachtflüge und unsinnige Kurzstreckenflüge bestärkt, mit jeder Studie mehr. Den Lärm nehmen dabei viele wahr, die Umweltschäden durch giftige Verbrennungsrückstände in unserer Atemluft bisher nur wenige. Aber letztlich nimmt jede(r) Schaden, ob bewusst oder unbewusst, Anwohner oder nicht, Erwachsene, Kinder oder Jugendliche, sogar Ungeborene im Mutterleib, wie uns Ärzte versichert haben. In welcher Welt leben wir eigentlich, wenn die wirtschaftlichen Belange eines Privatunternehmens Flughafen über die Gesundheit und die körperliche Unversehrtheit der Anwohner (Art. 2 Grundgesetz) gestellt werden.

Ein Gutachter (Scheuch) ist besonders im Fadenkreuz der Kritik. Was wirft man ihm vor, und was hat er mit dem Flughafen Düsseldorf zu tun?

Lange Mehrere renommierte Mediziner, Kardiologen und Psychologen werfen den Dauergutachtern der Flughäfen und Autoren der sogenannten "Frankfurter Synopse", Prof. Jansen und Prof. Scheuch, vor, dass sie die Grenzwerte für Belästigung, vor allem aber für sicher anzunehmende gesundheitliche Schäden frei erfunden und viel zu hoch angesetzt haben. Das spart den Flughäfen Hunderte von Millionen an Schallschutz. Gerade in der Nacht wäre aber der aktive Schallschutz, also nicht fliegen, besser als der passive Schutz (Lärmschutzfenster), und zudem wohl auch preiswerter. Erst recht, wenn man die Kosten für Gesundheitsschäden und nicht zuletzt Immobilienwertverluste gegenrechnet. Nur die trägt ja bisher nicht der Verursacher, sondern der lärm- und abgasbetroffene Bürger. In der Region Düsseldorf ist es aber noch schlimmer, weil ja Herr B. vom Wirtschafts- und Verkehrsministerium, der dort seit gut 20 Jahren für die von uns beklagten Missstände verantwortlich ist, noch nicht einmal die Empfehlungen der beiden in der berechtigten Kritik stehenden Gutachter für die Nachtschutzzone umgesetzt hat. Das spart dem Flughafen zig Millionen und bedeutet für die Betroffenen extremen Lärm ohne Schutz. Somit liegt die körperliche Unversehrtheit hunderttausender Anwohner sozusagen in den Händen eines einzigen Ministerialbürokraten.

EU-weit ist die Verabschiedung eines Flughafenpakets in der Diskussion. Was haben die dort vor, und was wären die Folgen für Anwohner?

Lange Der Verordnungsentwurf ist ein Wolf im Schafspelz. Er sieht vor, dass die jetzt noch national möglichen Betriebsbeschränkungen, also zum Beispiel die Nachtflugbeschränkungen in Düsseldorf, von der EU einfach kassiert werden können. Dann kommt Herr Blume (Flughafen-Chef, Anm. d. Red.) und sagt, in Lüttich darf nachts geflogen werden, also will ich das auch. Wer noch nicht kapiert, wie skrupellos die Luftverkehrslobby ihre Interessen durchsetzt, dem ist nicht zu helfen. In Düsseldorf landet ein einziges Business-Flugzeug nach 22.30 Uhr, alles andere sind die so oft verspäteten Billig-Urlaubsflieger. Der Bedarf für diese Flüge ist nicht ansatzweise nachgewiesen, es gibt genügend Alternativen, die ja in wenigen Fällen auch schon erfolgreich praktiziert werden.

Und in der Bundeshauptstadt Berlin?

Lange Dort will die Luftverkehrslobby den §29b des Luft-Verkehrsgesetzes abändern. Da steht drin: "Auf die Nachtruhe der Bevölkerung ist in besonderem Maße Rücksicht zu nehmen." Wir sagen jedem Politiker den gnadenlosen Kampf an, der sich auf so etwas einlässt. Kein Job geht verloren, das Geld, das der Flughafen nicht einnimmt, spart er für den passiven Nacht-Schallschutz. Was glauben sie, was die Immobilienpreise machen, wenn klar ist, dass in Deutschland die Nacht zwischen 22 und 6 Uhr definiert ist, also in Wohngebieten Ruhe zu herrschen hat? Was für jeden Biergarten gilt, das muss erst recht für Flugzeuge gelten.

Norbert Stirken führte das Gespräch.

(RP/rl)
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