Heiligenhaus Feuerwehrmann der einsamen Rekorde

Heiligenhaus · Günter Brunnöhler (83) ist seit 60 Jahren dabei. Die Stadt ehrt den Mitgründer von Jugendorganisation und Museum.

Dass Bürgermeister Jan Heinisch diesen öffentlichen Termin nicht im feinen Zwirn, sondern im Feuerwehr-Dress absolvierte, hatte gleich zwei Gründe: Zum einen ging es um die Ehrung von Günter Brunnöhler nicht nur als langjähriges, sondern auch verdienten Mitglied der Brandbekämpfer. Zum anderen kam er gerade selbst von einem Einsatz zurück. Gemeinsam mit Feuerwehrchef Ulrich Heis hatte er einen Teil des Vormittags bei einem Kaminbrand auf einem Bauernhof verbracht. Die akute Gefahr sei abgewendet und die Einsatzstelle an die Kollegen übergeben, versicherten beide.

"Staatliche Anerkennungen gibt es nur bis 35 Jahren Mitgliedschaft in der Feuerwehr, darum hat der Feuerwehr-Verband eigene Ehrungen für langjährige Mitglieder", leitete Heinisch seine Rede ein. In seiner Funktion als Verbandschef überreichte er die Urkunde für 60 Jahre Treue an Günter Brunnöhler. Und gab ihm lächelnd gleich das nächste "Ziel" mit auf den Weg: "Wir haben auch Urkunden für 70 Jahre Mitgliedschaft."

Brunnöhler selbst war davon völlig überrascht, hatte Sohn Jörg doch den 83. Geburtstag seines Vaters immer als Anlass für diesen Termin vorgeschoben. "Ich habe die ganze Zeit überlegt, was wir um 10 Uhr schon im Ratskeller sollen — das ist wirklich eine Überraschung." Zumal die Urkunde eigentlich schon im Herbst hätte überreicht werden sollen, passend zum 40-jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr. Das aber war aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich.

Der Ehrung steuerte Ulrich Heis stellvertretend für die Heiligenhauser Feuerwehr einen Essensgutschein bei. "Alles, was unsere Feuerwehr vor Ort heute ausmacht, hat Günter Brunnöhler mitgemacht oder sogar selbst aufgebaut", lobte Jan Heinisch. Er war damals der erste Leiter der Jugendfeuerwehr Heiligenhaus. "Auch wenn es nur um ein paar Wochen geht, aber man muss ehrlich sagen, dass die Nevigeser ein bisschen schneller waren als wir", erinnert sich der gebürtige Velberter. Der Eintritt in die Feuerwehr im Jahr 1952 war für Günter Brunnöhler nicht einmal der Beginn seiner Brandbekämpferkarriere und wird deshalb auch mit "das hat sich so ergeben" begründet. "Im Krieg gehörte ich in Velbert zum Schnellkommando. Da wurde ein Anhänger hinter den Polizeiwagen gehängt, wir drauf und ab zu den Bränden."

Zwei Jahre nach seinem Eintritt in die Velberter Feuerwehr zog er um nach Heiligenhaus. Parallel engagierte er sich im Zentralen Bevölkerungsschutz (ZB), der mit der kommunalen Neugliederung in den 1970er Jahren aufgelöst wurde. 1972 baute Brunnöhler gemeinsam mit Hans-Georg Worm in Heiligenhaus die Jugendfeuerwehr auf. "Wir mussten damals noch nach einem passenden Raum suchen und waren froh, den in der Schule gefunden zu haben." Später war er für eine weitere Neugründung verantwortlich, das Feuerwehrmuseum an der Abtsküche. "Günter kennt hier jedes Ausstellungsstück persönlich und weiß zu jedem eine Geschichte zu erzählen", würdigt Heinisch die Arbeit des Urgesteins. Zu diesen Geschichten gehören dann oft auch Erinnerungen an Brände. "Da gibt es viele Kleinigkeiten, aber ganz schlimm waren der Migua-Brand oder zwei Einsätze in Hilden." Als Nachbarschaftshilfe bezeichnet Brunnöhler das, heute heißt das "überörtliche Gefahrenabwehr". "Es war nicht immer einfach, aber es war eine schöne Zeit", betonte der seit gestern 83-Jährige, der seine Aufgaben stets ehrenamtlich erledigte. Damit ebnete er schon früh die berufliche Laufbahn seines Sohnes, der in den Anfängen der Jugendfeuerwehr dabei war. Für die Ehrung bedankte sich Günter Brunnöhler beim Abschied mit Händedruck und wünschte zur Erheiterung der Anwesenden: "Auf weitere gute Zusammenarbeit."

(RP/rl)
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