Ratinger Markthändler Fast alles dreht sich um die leckere Pute

Lothar Möbius ist seit 20 Jahren Händler auf dem Ratinger Markt – und das wissen seine treuen Stammkunden zu schätzen.

 Am Stand vom Geflügelhof Möbius auf dem Wochenmarkt:  Vorne ist Verkäuferin Anke Bohres zu sehen.

Am Stand vom Geflügelhof Möbius auf dem Wochenmarkt:  Vorne ist Verkäuferin Anke Bohres zu sehen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Puten sind wahrlich keine Tiere, bei denen Betrachter in verzückte Schreie wie „ach, wie süß“ ausbrechen. Die weißen sehen meist aus wie zerklopfte Kopfkissen, die dunklen – Bronzeputen – wie Rentiere auf zwei Beinen.

Und ihre nackten Köpfchen strahlen auch keinen  wirklichen Liebreiz aus. Alles in allem sind sie eher potthässlich und machen put-put. Aber unter dem Federkleid sitzt der wahre Putenschatz: das Fleisch. Das weiß Lothar Möbius, seit 20 Jahren Händler auf dem Ratinger Markt, das wissen seine treuen Stammkunden.

Er ist jetzt 62 Jahre alt, kann auf eine lange Berufstätigkeit als Geflügelfachwirt in Rumeln-Kaldenhausen zurückblicken und führt nach eigenen Angaben  im Putengeschäft den einzigen Betrieb weit und breit, der selber schlachtet.

Der Experte führt aus:  „Die Gänse- und Putenküken kommen mit etwa sechs bis acht Wochen zu uns. Danach wachsen die Jungtiere auf etwa 10.000 Quadratmeter großen Weiden mit viel Auslauf auf. Die Puten bleiben dann etwa ein halbes Jahr bei uns auf der Weide, die Gänse etwa ein halbes bis ein dreiviertel Jahr. Durch langsames Aufwachsen und das Zufüttern von Getreide, das weniger Eiweiß enthält und daher energieärmer ist, haben unsere Tiere einen sehr guten Gesundheitszustand, heile Atemwege, einen intakten Darm und keine Gelenkprobleme. Daher kommen wir weitestgehend ohne Medikamente aus.“

Und er fügt tröstend dazu: „Wenn es denn soweit ist, brauchen die Tiere nicht noch einen strapaziösen Weg im Transporter zurückzulegen.“

Außer dem ganz unterschiedlichen Geschmack des Putenfleischs – man sagt, dass ein Tier siebenerlei Geschmacksrichtungen vereint – spricht ein niedriger Fettgehalt für die Tiere.

So hat das Brustfleisch in der Regel nur drei Prozent Fett, das Fleisch der Oberkeule nur sechs Prozent. Und dann, wenn man beides nicht „tot kocht“, ist das Fleisch im garen Zustand keinesfalls trocken.

An der Stelle fügt Lothar Möbius dann auch das Angebot seines Hofladens (geöffnet von Mittwoch bis Samstag) ins Feld, in dem er eine spezielle Gewürzmischung anbietet, Fleisch vom Federvieh, vom Schwein und, je nach Jahreszeit, vom Wild.

Dort werden auch Buffets zusammengestellt („Wir können auch vegetarisch“). Sie können unter anderem auch Käse, Fisch, Brot und Desserts liefern – jeweils nach Absprache.

Der Ratinger Markt ist der einzige, den Lothar Möbius beschickt. An allen drei Markttagen steht sein gut vier Meter langes ambulantes Geschäft am angestammten Platz vor dem Bürgerhaus.

Außer dem Puten- und Gänsefleisch in unterschiedlich großen Teilen werden auch Hühnereier von Bauernhöfen aus der Region verkauft.

Und dazu gibt es Fonds, die in der Profiküche von Möbius aus den Knochen von Federvieh und Wild zubereitet worden sind.

Im Gegensatz zu den USA, wo viele Familien anlässlich des Thanksgiving-Tages am vierten Donnerstag im November rings um einen gebratenen Truthahn ein Mammutessen mit viel von allem austragen, ist bei uns eher kleinteiliges Truthahn-Essen angesagt, runter bis zum allseits beliebten Salatteller mit Putenstreifen.

Man könnte sich aber mal mit einem anderen Stück an größere Veranstaltungen herankochen. Möbius hat das schon öfter bei seinen Kunden erlebt und gibt gerne Zubereitungstipps.

Man muss ja nicht unbedingt ein so gewaltiges Tier planen wie Mr. Bean, als er im Truthahn erst seine Uhr und dann seinen Verstand verliert. Diese Bilder sind unvergessen.

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