Schwerverletzte bei Großeinsatz Explosion in Ratingen – was wir wissen und was nicht

Ratingen · Bei einer Explosion in einem Hochhaus in Ratingen werden mehrere Einsatzkräfte schwer verletzt. In einer Wohnung fanden die Ermittler eine Leiche. Auch nach der Festnahme eines Mannes sind noch viele Fragen offen.

Ratingen: Explosion in Hochhaus am 11. Mai
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Explosion in Hochhaus in Ratingen – Mann zündet am 11. Mai Feuerwehrleute und Polizisten an

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Foto: dpa/David Young

Die Ermittlungen nach einer rätselhaften Explosion in Ratingen bei Düsseldorf gehen am Freitag weiter. Ein 57-Jähriger wurde festgenommen. Mit schnellen Ergebnissen ist aber wohl nicht zu rechen.

Explosion Ratingen: Bilder - NRW-Innenminister Reul vor Ort
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NRW-Innenminister Reul nach Explosion in Ratingen

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Foto: dpa/-

Was wir wissen

Der Tatablauf Einsatzkräfte werden am Donnerstagmorgen in das Ratinger Wohngebiet mit vielen Hochhäusern gerufen. Der Grund: Sorge um eine Bewohnerin wegen eines übervollen Briefkastens. Als Polizei und Feuerwehr vor der Wohnungstür im 10. Stock stehen, reißt der 57-jährige Sohn der Frau plötzlich die Tür auf. Es kommt zu einer Explosion. Ein Feuerball trifft die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei. An dem Großeinsatz sind schließlich Dutzende Rettungswagen, Notärzte, Feuerwehrwehrautos und Polizeifahrzeuge beteiligt. Spezialkräfte sichern das gesamte Hochhaus ab, auf den Balkonen der gegenüberliegenden Wohnungen bringen sich Scharfschützen in Stellung. Spezialkräfte stürmen dann die Wohnung und nehmen den Mann fest. In der Wohnung wird eine Leiche gefunden. Am Freitag wird bekannt, dass eine weitere Leiche in dem Hochhaus gefunden worden ist. Die Todesumstände sollen aber nicht zusammenhängen.

Die Verletzten Die Polizei zählt 33 Verletzte: Eine 25-jährige Polizistin und ein 29-jähriger Polizist wurden lebensgefährlich verletzt, 22 weitere Beamte tragen leichte Verletzungen davon. Vier Einsatzkräfte der Feuerwehr werden schwer, drei lebensgefährlich verletzt. Auch der Hausmeister wurde leicht verletzt. Fünf Personen mussten in ein künstliches Koma versetzt werden.

Der Verdächtige Ein 57-jähriger Deutscher wird festgenommen, auch er ist leicht verletzt. Laut Staatsanwaltschaft lag wegen eines nicht gezahlten Bußgelds ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vor, er habe aber keine einschlägigen Voreintragungen. Dieser Haftbefehl sollte demnach in der Woche davor vollstreckt werden, der Mann habe aber nicht die Tür geöffnet. Einen Zusammenhang mit dem Einsatz am Donnerstag gebe es nicht.

Die Ermittlungen Nach Auskunft der zuständigen Staatsanwältin Laura Neumann wurde gegen den 57-Jährigen bereits Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen und weiterer Delikte sowie eine Unterbringung in Untersuchungshaft beantragt. „Es ist mit dem Beschuldigten gesprochen worden. Wir gehen derzeit nicht von einer Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit aus“, sagte Neumann.

Was wir nicht wissen

Der Tatablauf Hat der Verdächtige die Rettungskräfte möglicherweise in einen Hinterhalt gelockt und am Wohnungseingang einen Sprengsatz gezündet? Diese Frage ist Teil der laufenden Ermittlungen. Polizei-Einsatzleiterin Heike Schultz geht von einem gezielten Angriff aus, der seit „mindestens mehreren Tagen so durchdacht“ gewesen sei. „Die Situation in der Wohnung, die Verwendung von dieser brennbaren Flüssigkeit und die Art und Weise, wie diese Flüssigkeit dann gegen die eingesetzten Kräfte verwendet wurde, lassen darauf schließen, dass das durchaus gut durchdacht ist“, sagte Schultz am Freitag.

Die Leiche Bei der gefundenen Leiche handelt es sich laut Einsatzleiterin Schultz „vermutlich“ um die Leiche der Mutter. Ganz sicher sei dies aber noch nicht, obwohl die Tote bereits obduziert worden sei.

Das Motiv des mutmaßlichen Täters ist derzeit noch unklar. Heike Schultz von der Düsseldorfer Polizei sagte: „Wir haben Hinweise darauf, dass er auch ein Corona-Leugner ist, konkrete Hinweise darauf.“ Ob es einen Zusammenhang zur Tat gebe, sei aber nicht geklärt. Am Freitag habe sich der Mann nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat gibt es bislang nicht: Man stehe mit den örtlichen Behörden in Kontakt, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Derzeit lagen demnach aber keine Anhaltspunkte für eine Übernahme der Ermittlungen vor.

(top/kag/dpa)
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