Heiligenhaus Erntedank auf Bayrisch in der Abtsküche

Heiligenhaus · "Schluss mit durstig" stand mit großen Lettern auf Plakaten. Denn "O'zapft is" hieß es am Wochenende im Museum Abtsküche und die Menschen strömten zu Hunderten in das idyllische Tal. Im und vor dem Museum wurde gleichzeitig das Erntedank- und Oktoberfest gefeiert, wie alljährlich im bajuwarisch-bergischen Sinne. Die weißblauen Dekorationen und Zelte nebst Bier und den typisch lukullischen Schmankerln stammten aus der südlichen Region Bayern und alles, was die heimischen Felder in ihrer Fülle hergaben und was aus Früchten und Gemüse hergestellt werden kann, war hier käuflich zu erwerben.

 Auch ein prominenter Gast, das durch Funk und Fernsehen bekannte Multitalent Jean Pütz (links), war der Einladung von Kustos Reinhard Schneider (2. von re.) gefolgt. Bei einer "Maaß" wurde philosophiert.

Auch ein prominenter Gast, das durch Funk und Fernsehen bekannte Multitalent Jean Pütz (links), war der Einladung von Kustos Reinhard Schneider (2. von re.) gefolgt. Bei einer "Maaß" wurde philosophiert.

Foto: achim blazy

Dieses Fest ist das größte neben allen anderen Feiern im Jahreskreis des Museums, es gehört zur Alltagskultur und wird gleichzeitig in Anlehnung an das bayrische Oktoberfest und den christlichen Erntedank gefeiert. Obwohl es Erntedankfeste schon in vorchristlicher Zeit gab. Vergleichbare Riten sind aus Nordeuropa, Israel, Griechenland oder aus dem Römischen Reich bekannt. Im Judentum gab und gibt es das Schawuot, das Wochenfest, nach Beginn der Ernte und das Sukkuit, das Lauhüttenfest im Herbst am Ende der Lese. Alles aus Dank für gute Gaben, die wieder einmal auf den Feldern wuchsen und für Mensch und Tier lebensnotwendig sind. Tage des strahlenden Altweibersommers mit Sonnenschein und den bunt gefärbten Wäldern sorgten im Abtsküchertal für den Rahmen des feucht-fröhlichen Festes, bereits am ersten Tag. Bis Sonntagnachmittag konnten annähernd 2000 Besucher gezählt werden. Hof und Innenraum des Museums platzen aus allen Nähten.

Im großen Zelt, geschmückt mit weißblauen Fahnen, saßen die Besucher dicht gedrängt und prosteten sich ausgiebig zu. "Weißwurst mit Münchner Bier, nichts Bess'res wünsch ich Dir" war auf bunten Blättern zu lesen. Neben hellem und dunklem Gerstensaft — "sehr süffig", so die Meinung vieler — waren Leberkäse, Radi, Wurstsalat, Haxen und Wiesen-Bratwurst gefragt. Museumskustos Reinhard Schneider warb im Schankraum typisch bayrisch "Hock di hera, dann samma mehra".

Dem Werben folgte vor allem ein prominenter Gast, nämlich das durch Funk und Fernsehen bekannte Multitalent Jean Pütz. Bei einer ordentlichen "Maaß" philosophierten dann beide Urgesteine über Gott und die Welt, aber nicht ohne leichte Ironie, die typisch für den Wissenschaftsjournalisten und "Hobbytheker" ist. "Hier war ich das erste, aber nicht das letzte Mal", verabschiedete sich der Wahlheiligenhauser und urteilte "Toll, das Museum ist eine informative und authentische Reise in die Vergangenheit der Alltagskultur schlechthin. Wer begreifen will, muss anfassen können, so wie hier".

Die Früchte des Feldes von Blumen über Gemüse, Obst und Kartoffeln boten Bauern aus der Umgebung an. Bio-Landwirt Verhoeven präsentierte Milch- und Fleischprodukte. Unzählige Geleesorten, schmackhafte Essigkreationen und edle Liköre in aparten Flaschen, alles hausgemacht, waren im Angebot, ebenfalls Produkte aus Honig von heimischen Imkern.

Natives Olivenöl aus Alcala la Real in Spanien weckte Neugier. Handgefertigter Schmuck und ausgefallene Postkarten mit Fotos und Aphorismen erfreuten die Gäste. Kaffee und Kuchen luden ebenfalls zum Verweilen ein. Fazit: Wieder einmal ist das über die Grenzen der Stadt hinaus geschätzte Museum zum attraktiven Kommunikationszentrum geworden.

(ror)
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