Ratingen Erinnerung an Gert Fröbe

Ratingen · Der Ratinger Stefan Luesse hat gemeinsam mit einem Freund mehrere Jahre lang die Lebensgeschichte des Filmschauspielers erforscht. Ihre Ergebnisse stellen sie am Sonntag in Wort und Bild im Medienzentrum vor.

 Die beiden Autoren Stefan Luesse (links) und Markus Grieb.

Die beiden Autoren Stefan Luesse (links) und Markus Grieb.

Foto: privat

17 Jahre sind ins Land gegangen, aber jetzt sind Stefan Luesse und Markus Grieb auf der Zielgeraden mit ihrem Buch "Gert Fröbe: Durch Zufall frei", für das sie Interviews mit Schauspielern wie Peer Schmidt, Filmproduzenten wie Arthur Brauner und Autoren wie Curth Flatow geführt haben. Alles Weggefährten von Gert Fröbe (1913-1988), der an der Seite von Heinz Rühmann in "Der Pauker" und "Es geschah am hellichten Tag" wie auch als "Goldfinger" neben Sean Connery (James Bond) Filmgeschichte schrieb.

Stefan Luesse, der 1988 am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in West Abitur gemacht hat und seit 1999 in Kalifornien lebt, war zunächst nur der zweite Mann im Projekt und am Schauspieler Fröbe nicht so interessiert wie Markus Grieb, ein leidenschaftlicher Sammler von noch so kleinen Fröbe-Schnipseln. Das hat sich mittlerweile geändert.

Wenn Stefan Luesse heute von Fröbe erzählt, sprudelt er vor Detailwissen über den blonden Hünen, der als Charakterdarsteller gefeiert wurde, häufig den Schurken gab, fünfmal heiratete, der Kleinkunst viel mehr zugetan war als dem Film und nach einjähriger Abstinenz vom Filmgeschäft nur noch Nebenrollen bekam, die bisweilen auch noch herausgeschnitten wurden, wie Luesse und Grieb herausgefunden haben. Schneller Aufstieg, jäher Fall.

Eine Anekdote seiner Hoch-Zeit als Schauspieler: Als Fröbe zur Premiere von "Es geschah am hellichten Tag" ( er spielt darin einen Kindermörder) verspätet und im schwarzen Mantel erschien, soll die Garderobiere vor Entsetzen so laut geschrien haben, dass die Vorführung abgebrochen werden musste. "Er hat ein interessantes Leben geführt und war Ende der 60er Jahre das Aushängeschild des deutschen Film", sagt Luesse, der am Dienstag auch noch eine Fröbe-Ausstellung im Düsseldorfer Filmmuseum eröffnen wird, wiederum gemeinsam mit Markus Grieb.

Am Sonntag werden die beiden erst einmal im Medienzentrum am Peter-Brüning-Platz anekdotenreiche Auszüge aus ihrem so gut wie fertigen Buch (erscheint demnächst im Belleville-Verlag) lesen, Wissenswertes aus Fröbes Leben und über die Entstehungsgeschichte ihres Buchs erzählen sowie Ausschnitte aus ihrer Video-Dokumentation "Gert Fröbe. Ein Leben – Mehr als nur Goldfinger" zeigen. Zum Beispiel eine kurze Sequenz über Fröbe in "Der Gauner und der liebe Gott", eine seiner besten Rollen, angereichert mit Kommentaren von Interview-Partnern.

Die beiden Autoren werden auch etwas von Fröbes Familien erzählen, die teils auskunftsfreudig waren und private Fotos und Briefe zur Verfügung stellten, teils große Vorbehalte gegen das Buchprojekt haben, sich um das Ansehen der dargestellten Personen sorgen und keine familiären Details preisgaben. "Was in unserem Buch steht, ist auch belegt", betont Stefan Luesse, der die Absagen bedauert. Zu gern hätte er auch Angehörige jener jüdischen Familie befragt, denen Fröbe während seiner Zeit am Wiener Theater half, sich vor den Nationalsozialisten zu verstecken. Zumal Fröbe später bei Dreharbeiten für "Brennt Paris" – er spielt darin einen General – von der britischen Presse als Nazi porträtiert wurde. Fälschlicherweise, sagt Luesse, aber die Wiener Details blieben ihm verwehrt. Es gäbe also noch zu forschen – aber für Luesse, der mit Frau und Kind in Amerika lebt, und Markus Grieb, der in Dortmund als Bibliothekar arbeitet, ist mit dem Buch erst einmal Schluss.

(RP)
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