Ratingen Eine Scheune nur aus Streichhölzern

Ratingen · Bruno Schleuter bastelt bekannte Gebäude. Jetzt hat er Ratingens berühmteste Scheune nachgebaut.

 Bruno Schleuter (75) hat diese Scheune gefertigt. Richtfeste feiert er nicht, sagt er.

Bruno Schleuter (75) hat diese Scheune gefertigt. Richtfeste feiert er nicht, sagt er.

Foto: DJ

Nein, Richtfeste feiert er nicht. Und auch wenn das jeweilige Objekt fertiggestellt ist, gibt es keine rauschende Party. "Dann freue ich mich einfach nur", erklärt Bruno Schleuter schlicht und bescheiden.

Grund zur Freude hat der 75-Jährige, gerade hat er ein weiteres Bauwerk vollendet. "Diesmal habe ich mir An Luwen Schuir ausgeguckt", das ist Ratingens berühmteste Scheune an der Brunostraße, die sich in Privatbesitz befindet. Namenstechnisch ist man sich nicht ganz einig, sie wird auch "An Louwens Schuir" genannt. Ein Zimmermann namens Louwen soll Namenspatron des zweigeschosseigen Holzständerhauses aus dem 18. Jahrhundert mit dem barocken Mansarddach gewesen sein.

 Innenleben: ein Blick in das neue Kunstwerk.

Innenleben: ein Blick in das neue Kunstwerk.

Foto: Janicki Dietrich

"Lange habe ich überlegt, was ich als Nächstes machen könnte", beschreibt Bruno Schleuter seine Überlegungen, was nach seinen Nachbauten von St. Peter und Paul, Gut Cromford, Bürgerhaus am Marktplatz, Suitbertusstuben, der evangelischen Stadtkirche, Auermühle und zuletzt Gut Poßberg folgen könnte. "Dann war ich mit den beiden Jacky-Hunden unterwegs", hierbei handelt es sich um "Angie" und "Milo", "und beim Spaziergang kam ich immer wieder An Luwen Schuir vorbei."

"Ein besonderes Haus", das zunächst in etwa 40 Fotos per Digitalkamera festgehalten wurde. "Nur so können die Details nachgebaut werden." In diesem Fall sind es besondere Kanten unter der Bedachung, unterschiedliche Fenstergrößen und gewollte Überlappungen bei den Fensterläden. "Ist alles im Nachbau vorhanden", zeigt Baumeister Schleuter nicht ohne Stolz auf das vollendete Werk. "Ich arbeite immer so, wie es gerade passt", erklärt der Pensionär, der früher seine Brötchen als kaufmännischer Angestellter verdiente. Im Arbeitszimmer, das Ehefrau Waltrud gerne für die Bügelwäsche, aber auch zum entspannten Lesen nutzt ("Ich freue mich immer, wenn mein Mann gut beschäftigt ist") , geht der Baumeister seiner Beschäftigung nach. "Wie viel Zeit dabei vergeht, weiß ich nicht. Ich stopp da ja nicht." Seine Geduld allerdings ist unendlich. Mit Hilfsmitteln aus dem Werkzeugkasten wie dem Seitenschneider wird den handelsüblichen Streichhölzern, nur Hölzer, keine Briefe, der Kopf abgeknipst. Mit Hilfe der Pinzette werden die Hölzer anschließend nebeneinander positioniert und mit Papierstreifen zu Bahnen verklebt. "In den Trockenphasen kann ich dann nichts machen. Da heißt es: warten."

Die Stangen von Silvesterraketen bilden so etwas wie ein inneres Korsett, und dann wird nach und nach Seite für Seite gebaut, bis zum guten Schluss der Schornstein gesteckt wird. Mit Wassermalfarbe wurden Bahnen für die Fachwerkoptik dunkel eingefasst, Gleiches passierte mit den Fensterläden. Von allen Seiten schön, ist auch der Blick ins Innere ansehnlich. Diesmal hat der gebürtige Duisburger, der seit 1948 in Ratingen lebt, 7800 Streichhölzer verbaut. "Die meisten bekomme ich geschenkt." Die insgesamt 10 Meter verbauter Raketenstöcke hatte er an Neujahr gesammelt, außerdem kamen 500 Milliliter Bastelleim zum Einsatz.

(RP)
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