Ratingen Eine Freiheitskämpferin mit Herz

Ratingen · Tina Pannes (32) ist Ortsverbandsvorsitzende der FDP - und entspricht so gar nicht dem Klischee.

Es gibt Menschen, die protzen gerne mit dem, was sie erreicht haben. Tina Pannes gehört da ganz und gar nicht zu. Spricht man die junge Ratinger FDP-Chefin darauf an, dass sie sich seit wenigen Wochen offiziell mit einem Doktortitel schmücken darf, schaut sie bescheiden zur Seite und lächelt. "Darüber freue ich mich sehr. Es ist ja auch ganz gut gelaufen." Was leicht untertrieben ist, denn für ihre Entwicklung eines theoretischen Analyseansatzes zum Thema "Informalität und informelles Regieren" gab es ein "summa cum laude". Knapp sechs Jahre hat die Promotion gedauert, die sie bei Karl-Rudolf Korte abgelegt hat, einem der renommiertesten Politikwissenschaftler des Landes.

"Ich bin immer ein rebellischer Geist gewesen, wollte mitsprechen über wichtige Dinge und nicht alles einfach hinnehmen", erzählt sie. Aber warum die FDP? Wer die Ratingerin erlebt, der würde sie nicht dort einordnen. "Bei der FDP hat mich einfach dieses Thema Freiheit ganz besonders angesprochen. Das war genau das, was ich fühle", erzählt sie von ihren Anfängen. Pannes ist nicht das, was man stromlinienförmig nennen würde: "Ich sage meine Meinung und übe auch Kritik an meiner eigenen Partei." Und so findet sie deutliche Worte über die FDP der vergangenen Jahre, die aber trotzdem noch ihre Partei ist: "Dieses Elitäre im Tonfall und Verhalten in der Westerwelle-Ära fand ich abstoßend. Ich habe damals schon gesagt, dass wir damit vielleicht kurzfristig Erfolg haben werden, es uns aber auf Dauer richtig schaden wird. Wir sind einfach unsympathisch geworden." Das soll jetzt anders werden: "Wir sind die Partei, die ein einziges Versprechen hat und alles dafür tun muss, es einzuhalten. Das Versprechen, dass jeder Einzelne in diesem Land die Chance erhält, sich und seine Träume zu verwirklichen. Das ist Freiheit. "

Aus ihren Worten spricht Idealismus: "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es nicht mehr um Strategien gibt. Und das lebe ich." Dazu gehört auch die eine oder andere Tätowierung und eben ein forsches Auftreten: "In einer liberalen Partei bin ich im Recht, wenn ich sage, ich bin wie ich bin, sofern ich damit keinem schade." Stellt sich die Frage, was ist für die Ratingerin eigentlich Freiheit? "Wann kann man sich freier fühlen, als dann, wenn man seine eigenen Pläne verfolgen und erfolgreich umsetzen kann? "

Dass sie es als junger Mensch nicht immer einfach hat und viel Überzeugungsarbeit leisten muss, weiß sie nur zu gut: "Politik ist auch zu 70 Prozent Sozialarbeit. Da muss man viel sprechen." Und dazu gehört auch manchmal ein bisschen Mut.

Das hat sie sich bei einem Vorbild abgeschaut - Ex-Kanzler Gerhard Schröder: "Unabhängig von Inhalten finde ich seine Entschlossenheit, seine Durchsetzungsstärke und das Kultige, das er aus seiner Person gemacht hat, stark."

(wol)
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