Heiligenhaus Eine Flugschau im Dämmerlicht

Heiligenhaus · Mit Hans Schöttler und Dietmar Albrecht, den Fledermaus-Experten des Naturschutzbundes, machten sich jetzt mehr als 50 Interessierte am Abtskücher Stauteich auf die Suche nach den fliegenden Säugetieren.

Es ist 21 Uhr. Am Abtskücher Stauteich trifft man um diese Uhrzeit eigentlich nur noch vereinzelte auf Spaziergänger, Gassigänger mit ihren Hunden oder Jogger. Doch ein sommerlich lauer Abend lockte jetzt eine Menschenmenge an: Mehr als 50 Interessierte begaben sich auf die Spuren der Fledermäuse rund um den Teich - und sie wurden fündig.

Regelmäßig laden die Experten vom Naturschutzbund (Nabu) zu dieser Exkursion ein. "So viele Besucher wie heute Abend hatten wir aber noch nie", freute sich Hans Schöttler über das große Interesse an seinen kleinen Freunden. Gemeinsam mit seinem Velberter Kollegen Dietmar Albrecht empfing der Fledermaus-Experte, von den Heiligenhausern bereits liebevoll "Batman" genannt, die zahlreichen Interessierten an der Wanderhütte.

Mit zum Begrüßungskomitee gesellte sich da auch unerwartet einer der Gesellen, um die es an diesem Abend gehen sollte: Eine Wasserfledermaus hing, nur ein paar Schritte weiter und natürlich kopfüber, an einem Baumstamm und ließ sich in aller Seelenruhe begutachten. "Auch das hat es noch nicht gegeben" - für Schöttler und Albrecht natürlich der beste Einstieg, denn mit dem Besuch der Wasserfledermaus als einer von insgesamt drei bis vier Fledermausarten, die am Stauteich anzutreffen sind, waren sie schon mitten im Thema.

Die Wanderhütte ist dabei vor allem Treffpunkt, weil an dieser Ecke des Teiches besonders viele Insekten schwirren und dort quasi die Kantine für die etwa drei bis vier nächtlichen Mahlzeiten der fliegenden Insektenfresser ist. In zwei Gruppen wurde dann erstmal mit dem Grundsätzlichen begonnen: Was ist eine Fledermaus überhaupt? Schnell hat die altersmäßig gut durchmischte Truppe um Hans Schöttler die Lösung: "Fledermäuse sind Säugetiere und somit lebendgebärend." Und schon ist Schöttler mitten drin in seiner Passion für die kleinen Tierchen und zieht die Interessierten mit, und im Handumdrehen ist er mitten im Gespräch mit den Fledermaus-Interessierten über Fledermaus-Geburt, Wochenstube und Ähnliches. Viele Fragen beantwortet Schöttler mit eigenen Erfahrungen und auch mit viel Humor. "Fledermäuse sind dem Menschen sehr ähnlich", verrät er, "und das nicht nur körperlich, Fledermäuse haben zum Beispiel fünf Zehen an den Füßen", wie er an der Mumie einer Zwergfledermaus zeigt. Auch ihr Verhalten ist spannend. "Sind Fledermäuse zum Beispiel aufgeregt oder haben Angst, dann kann sich das bei ihnen ähnlich äußern wie bei Menschen: Es schlägt ihnen auf den Darm." Und während die Sonne sich langsam verabschiedete, zückte nicht nur Schöttler seinen Fledermausdetektor, auch einige der Besucher hatten sich mit dem Gerät ausgestattet, das die Ultraschallwellen der Fledermäuse hörbar macht. Das rhythmische Klackern und Knarren ist für die eingeweihten Ohren dabei wie Musik. Der erste Besucher machte sich dank eben jener Geräte erst lautstark bemerkbar, bevor er inmitten der Äste zu sehen war. Je dunkler es dann wurde, umso mehr seiner Artgenossen machten sich bemerkbar. Und die wurden immer wagemutiger und flogen nur knapp über den Menschen-Köpfen ihre Runden.

"Ich hatte immer gedacht, das seien alles Vögel", sagte eine erstaunte Besucherin, während einer der felligen Flugkünstler im Sturzflug auf die Truppe zuraste. Für alle Teilnehmer wurde jedenfalls schnell deutlich, was auch Hans Schöttler nicht müde wird, zu betonen: "Ihren negativen Ruf haben die Fledermäuse nicht verdient."

(sade)
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