Ratingen Eine "Doula" begleitet werdende Mütter

Ratingen · Nina Huber arbeitet als "Doula" – das sind Mütter, die Schwangere bis zur Geburt betreuen. Sie ist die einzige ihres Fachs im gesamten Kreis Mettmann.

Nina Huber arbeitet als "Doula" — das sind Mütter, die Schwangere bis zur Geburt betreuen. Sie ist die einzige ihres Fachs im gesamten Kreis Mettmann.

Geburt und Schwangerschaft sind intensive Lebensphasen, in denen sich werdende Mütter oft alleine gelassen fühlen. Es fehlt ihnen jemand, der sie begleitet, ihnen gut zuspricht und sie umsorgt. Um diese Lücke auszufüllen, ohne in medizinische Belange einzugreifen, gibt es Doulas.

Sie beleben die Jahrhunderte alte Tradition vieler Kulturen wieder, dass eine gebärende Frau zusätzlich zur Hebamme von einer ihr vertrauten, geburtserfahrenen Frau begleitet werden soll. Schon in der Schwangerschaft berät die Doula die künftige Mutter, begleitet sie durch die gesamte Geburt und sucht sie auch noch danach auf, um offene Fragen zu klären und Hilfsangebote vorzustellen.

"So eine intensive Betreuung ist im normalen Klinikalltag mit Schichtwechsel oder parallel stattfindenden Geburten gar nicht möglich", sagt Nina Huber. Seit September arbeitet die Ratingerin in diesem Beruf, der ein besonderes Anforderungsprofil hat: Doulas müssen weiblich sein und ein Kind geboren haben. "Das ist unbedingt notwendig, damit man sich in die Frauen hineinversetzen kann", sagt Huber. Ein Jahr lang hat sich die zweifache Mutter, die im Hauptberuf Übersetzerin ist, in Wochenendseminaren und Praktika in Kreißsälen und bei Hebammen auf ihre Aufgabe vorbereitet. "Wir sind da, um die Mutter zu bemuttern, ihr Fürsorge zu geben und sie zu unterstützen", sagt Huber. Entspannungsmassagen, beruhigende Gespräche, gemeinsames Atmen und das Erklären von Vorgängen gehören dazu. Der begleitende Vater wird nicht ins Abseits gedrängt, sondern von der Doula in seiner Rolle gestärkt oder entlastet. "Heute weiß man, dass diese besondere Zuwendung einen positiven Einfluss auf das Schmerzempfinden der Schwangeren hat. Die Geburten verlaufen im Schnitt schneller und es sind weniger Kaiserschnitte notwendig", sagt Huber.

Deshalb sei die Begleitung für alle Schwangeren sinnvoll. Besonders geeignet ist sie für Frauen, die Angst vor der Geburt haben, die schon eine traumatische Geburt erlebt haben, nicht vom Vater begleitet werden können oder möchten, ein totes oder krankes Baby erwarten, noch sehr jung sind, Opfer von Missbrauch waren oder nach vorangegangenen Geburten Wochenbettdepressionen hatten. Nina Huber ist Dolmetscherin in doppelter Hinsicht, erklärt medizinische Fachbegriffe und übersetzt ins Englische oder Französische. "Die Geburt ist ein unglaubliches Erlebnis. Es ist für mich eine Ehre, daran teilnehmen zu dürfen", sagt sie.

(bra)
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