Ratingen Einblicke in ein faszinierendes Land

Ratingen · Der Ratinger Jean-Pierre Hecht (18) war knapp zwei Monate in Argentinien unterwegs: Einblicke in eine komplett andere Welt.

Was er am meisten vermisst hat? Lange muss Jean-Pierre Hecht nicht überlegen: "Am meisten gefehlt hat mir eigentlich die gute Organisation, die es hier zuhause gibt", sagt der 18-Jährige. Rund zwei Monate hat er in einem Vorort der Millionenstadt Buenos Aires verbracht - und kam mit unzähligen Eindrücken zurück: "Ich habe sehr freundliche Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Aber vor allem hat mich dieses Land mit seiner unglaublichen Vielfalt fasziniert", so der Schüler des Berufskollegs an der Minoritenstraße.

Hier macht er im kommenden Frühjahr sein Abi. Und durch die Schule ist er auch an dieses tolle Erlebnis gekommen. Für die Abiturienten, die einen Spanischkurs belegen, besteht die Möglichkeit, sich am Austausch mit Argentinien zu beteiligen. "Im vergangenen Jahr waren die Argentinier bei uns. Und dann habe ich gesagt, wenn ich die Möglichkeit bekomme, fahre ich auch", sagt der junge Ratinger, der auch Vorsitzender des Jugendrates ist. In Argentinien nahmen er und seine Klassenkameraden auch am Unterricht teil - kein einfaches Unterfangen: "Das Spanisch, das wir in der Schule lernen, unterscheidet sich deutlich von dem, das dort gesprochen wird. Das war anfangs eine ganz schöne Umstellung." Allerdings kommt man in weiten Teilen auch gut mit Deutsch zurecht. So war Hecht in einem Stadtteil untergebracht, in dem viele Menschen Deutsch sprachen. "Das hat es manchmal erleichtert, aber letztlich bin ich dort ja hin gekommen, um meine Sprachkenntnisse zu erweitern."

Gelernt hat der Abiturient viel über seine zwischenzeitliche Heimat - zum Beispiel, dass es gewisse Viertel gibt, in die man sich nicht hineintrauen sollte: "Einmal habe ich einen Taxifahrer gebeten, mich in die Nähe eines solchen Stadtteils zu bringen. Der hat sich geweigert und gesagt, dass er solche Orte nicht anfährt." Vor allem aber war da auch die Erfahrung, dass in Argentinien vieles doch ganz anders läuft als hier. Korruption ist weit verbreitet, der Staat und seine Vertreter sind nicht unbedingt beliebt: "Auf die Polizei vertraut dort zum Beispiel kaum jemand. Das hat mich doch sehr erschreckt."

Eine Herausforderung war anfangs auch die Orientierung. Wie in den USA sind die Städte hier blockweise angeordnet: "Da musste ich mich einige Tage dran gewöhnen, weil letztlich alles gleich aussieht." Es gab aber auch andere Unterschiede zur Heimat: "In Argentinien spielt die Familie eine viel größere Rolle als bei uns. Man ist eigentlich immer zusammen, hilft sich. Das hat mir gut gefallen." Faszinierend sei auch die Natur dieses sehr lang gezogenen Landes. Während es im Norden warm und trocken ist und sogar eine Salzwüste gibt, ist der Süden kühl. "Diese Vielfalt ist wahnsinnig schön", findet Hecht.

Ob er noch einmal in das wirtschaftlich stark gebeutelte Land zurückkehren wird? "Ich habe dort viele Freundschaften geschlossen und möchte gerne wieder hin. Aber ich glaube nicht, dass ich dort leben könnte." Eine wichtige Erfahrung sei es aber allemal gewesen: "Ich habe viel für mich mitgenommen. Und anderem die Tatsache, dass es uns in Deutschland in vielen Dingen sehr gut geht."

(RP)
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