Ratinger Markthändler Ein süßes Früchtchen zum Probieren

Seinen Obst- und Gemüsestand hat Süleyman Sahin vom Vorbesitzer geerbt, samt Auto und allem anderen.

 Süleyman Sahin kommt drei Mal in der Woche mit seinen Waren zum Ratinger Markt.

Süleyman Sahin kommt drei Mal in der Woche mit seinen Waren zum Ratinger Markt.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Manche sagen Pasta statt Nudeln und ihr bevorzugtes Restaurant ist „der Italiener“. In diese Schablone passt dann auch „der Türke“ auf dem Ratinger Markt. Es ist Süleyman Sahin, 56 Jahre alt und, ganz ehrlich, seit 1976 hier im Einsatz. Er bewirtschaftet einen Stand, der zehn Meter lang ist und sich – für die wenigen Nichtkenner – an der linken Seite des Marktes befindet.

Sein Vorname ist in Deutschland so um die 1200-mal vertreten, nicht gerade oft und auch ein bisschen historisch. Es ist die Übersetzung von Salomon und steht, was Wunder, für den Propheten, der das bekannte Urteil fällte und ansonsten weise und friedliebend war. So sieht sich Süleyman Sahin auch. „Ich mache keinen Streit und vermeide Stress, wenn es irgend geht. Das tut allen gut.“

Er versucht das auch im Zusammenhang mit den Öffnungszeiten auf dem Markt. Denn nicht selten ist es sein Stand, aus dem die letzte Kiste geräumt wird, allerdings offensichtlich mit blendender Laune bei allen Mitarbeitern. Es ist so und wird sich auch nicht ändern.

Wer wo auch immer kauft, also Stammkunde ist und nicht zur Laufkundschaft gehört, der weiß, warum er das tut: Am Stand von Sahin zum Beispiel gibt es besonders viel Früchte, die schon auf den Punkt gereift sind – man kann sie sofort mit vollem Genuss essen und sich dann besser beim nächsten Markttag Nachschub holen. Wer hingegen seinen Einkaufskorb wie ein Schleppnetz durchs Angebot für eine wochenlange Bevorratung zieht, der will das gar nicht und sollte das beachten.

Nebenbei bemerkt: Äpfel, wie auch Tomaten, setzen den gasförmigen Stoff Äthylen frei. Das ist ein Pflanzenhormon, das den natürlichen Reifungsprozess fördert und benachbart gelagertes Obst schneller reifen lässt. Auch andere Obstsorten wie Aprikosen, Birnen oder Bananen geben das Pflanzenhormon ab. Derzeit verkauft er vor allem Trauben, Clementinen und Mandarinen, weil sie auch den Kunden jetzt die Vitamine geben, die im Winter fehlen. Kühleres Wetter ist kein ausgesprochenes Verkaufswetter – auch eine Beobachtung.

Sahin und seine Familie verkaufen nur in Ratingen, und das dreimal pro Woche, eine kleine Auswahl an Gemüse, vor allem aber Obst und dabei am allerliebsten Datteln. Wie auch Mustapha Akhabach, der Nusshändler, hält er diese Früchte ganz schlicht für göttlich und ist sich sicher, dass ein Tag, der mit einer Dattel beginnt, unbedingt dein Freund ist. Wobei die frischen Datteln noch mit weniger Zucker punkten können als die getrockneten.

Der Stand, der seit ewig und drei Tagen am selben Platz aufgebaut wird, ist ihm schon seit 1976 vertraut. Damals schon half er, der Junge aus Ankara, dem Vorbesitzer. Der überließ ihm, den er wie einen Sohn empfand, nach seinem Tod Stand und Auto und alles und hatte nun einer ganzen Familie die Basis für Business ermöglicht. Das war 1988. Die drei Sahin-Kinder helfen den Eltern, so oft es geht. Aber sie studieren auch schon und das erfolgreich: Die Söhne wollen Bauingenieur und Maschinenbauer werden, die Tochter Informatikerin. Das hört sich zwar nicht nach Obststand an, macht den Vater aber ungemein und mit Recht stolz.

Wenn es möglich ist, hat der Händler, der in Düsseldorf lebt, für seine Kunden immer mal Zeit für einen Schwatz und spendiert auch mal ein Früchtchen, das dann mit voller Süße zum Kauf anregt. Das hat er immer getan. Egal, woher der politische Wind weht. Immerhin steht auch Süleyman Sahin für die internationale Ecke des grünen Marktes.

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