Heiligenhaus Ein Stolperstein für Franz Frerich

Heiligenhaus · Der Heiligenhauser wurde 1944 denunziert und mit dem Fallbeil hingerichtet.

 Künstler Gunter Demnig verlegte gestern auf dem Rathausvorplatz einen Stolperstein für Franz Frerich.

Künstler Gunter Demnig verlegte gestern auf dem Rathausvorplatz einen Stolperstein für Franz Frerich.

Foto: D. Janicki

Seine letzten Wochen verbrachte der Heiligenhauser Franz Frerich in Einzelhaft, Tag und Nacht gefesselt, außer bei den Mahlzeiten und der Körperpflege. "Er soll während der Arbeitszeit Äußerungen gegen Hitler und das 1000-jährige Reich gemacht haben", heißt es im offiziellen Protokoll. Ein Kollege habe dies gehört und an den Vorgesetzten weiter getragen. Das Gesagte wurde zur Anzeige gebracht und die Gestapo verhaftete Frerich im Januar 1944.

Am 28. Juli 1944 wurde der 61-jährige Denunzierte wegen "Wehrkraftzersetzung" durch den Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und am 28. August 1944 durch das Fallbeil hingerichtet. In seinem letzten Brief aus dem Zuchthaus in Brandenburg an der Havel hatte er sich gewünscht: "Behaltet mir ein kleines Andenken in eurem Herzen".

Dass der gebürtige Essener Frerich in seiner Heimat Heiligenhaus nicht vergessen ist, das zeigt nun auch ein Stolperstein, den der Künstler und Initiator Gunter Demnig gestern auf dem östlichen Rathausplatz, hinter dem Stadtwerke-Pavillon, verlegt hat.

Die in den Boden eingelassenen Messingtafeln tragen die Erinnerung der Opfer aus der NS-Zeit in den gegenwärtigen Alltag. So erinnern in Heiligenhaus bereits Stolpersteine an das Schicksal der ermordeten jüdischen Familien Aron und Jacobs.

Für Dr. Paul-Jürgen Stein, Hauptinitiator aus dem Kreissynodalvorstand, ist es wichtig, die Geschichten der Opfer des Nazi-Regimes zu erzählen, gerade heutzutage, wo so manche Sätze sich wiederholen: "Wir müssen aktiv sein und die Erinnerung lebendig halten, damit das, was passiert ist, nicht noch einmal geschieht", betonte er gestern am Rande der Steinlegung.

Gunter Demnig zitiert auf die Frage nach dem Namen des Projektes gern einen Schüler, der nach der Stolpergefahr gefragt antwortete: "Nein, nein, man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen."

Frerich starb für seine Überzeugung. Der Dreher, der bei der Firma Arnold Kiekert Söhne angestellt war, soll nach dem Sturz Mussolinis sinngemäß gesagt haben, "Einer ist schon weg, den anderen erwischt es hoffentlich auch bald", so Paul-Jürgen Stein. In seinen letzten Zeilen vor seinem Tod schrieb Frerich: "Ich fürchte den Tod nicht, nur die Schmach, dass man unehrenhaft sterben soll, da ich doch mein ganzes Leben nichts Unehrenhaftes begangen habe. Dieses ist mir das Schlimmste. "

In einer handschriftlichen Notiz unter Frerichs letztem Brief aus dem Zuchthaus erinnert einer seiner Genossen, dass auch drei Jahre nach dessen Tod die Denunzianten unbehelligt geblieben waren und Gerichte tatenlos blieben. Der Unbekannte schrieb: "Mit Frerich starb ein Mann, dem nichts zu viel wurde, wenn es einzutreten galt, für die arbeitende Klasse."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort