Ratingen Ein Jahr in der Mitte der Welt

Düsseldorf · 20 Grad statt minus fünf: Die Höselerin Leona Lengies verbringt für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Jahr in Ecuador. Eine Zeit voll einzigartiger Erlebnisse.

Cuenca Während in Ratingen Winter ist, arbeitet Leona Lengies dort, wo es keine Jahreszeiten gibt: Die 19-jährige Abiturientin verbringt ein freiwilliges soziales Jahr in Cuenca im Süden Ecuadors. Im September ging es los, bald ist für die Höselerin Bergfest. Genau der richtige Zeitpunkt, um einen Blick zurückzuwerfen: Los ging alles im Frühling 2010, als sie auf ein Auswahlseminar vom Deutschen Entwicklungsdienst (heute GIZ) ging. Leona wurde genommen, und die erste Hürde auf dem Weg zum Jahr im Ausland gemeistert.

Sie nimmt an "weltwärts", einem staatlich geförderten Programm, teil. Als Vorbereitung auf die Zeit in Südamerika besuchte sie ein neuntägiges Vorbereitungsseminar in Deutschland und auch in Ecuador wurden die Teilnehmer fünf Tage lang auf das Leben und ihre Aufgaben in Lateinamerika vorbereitet. Leona bekommt die Unterkunft bei einer Gastfamilie bezahlt und ein kleines Taschengeld – gute Bedingungen für eine aufregende Zeit.

In Cuenca betreut die Ratingerin vormittags Senioren in einem Altenheim und ab mittags Kinder. Kulturelle Zwischenfälle bleiben dabei nicht aus: "Als wir auf einem Fußballspiel waren, fingen die Kinder plötzlich an, alle auf meine deutsche Freundin und mich einzureden und haben sich gegenseitig von den Stufen geschubst, um näher an uns heranzukommen. Sie fingen an, uns anzufassen und an unserer Kleidung zu reißen. Sie wollten unbedingt auf ein Foto mit "den Schönen" und fragten, ob wir unsere Klamotten in New York gekauft hätten", erzählt Leona. Doch nach einigen Wochen wurde sie ein akzeptierter Teil der Gruppe. Auch die Begegnung mit Lumpitta, einem hübschen, fünfjährigen Mädchen mit leuchtend blauen Augen beeindruckte die Dumeklemmerin: "Als dieses kleine Wesen mich anlächelte, und nur verfaulte, schwarze Zähne zum Vorschein kamen, war das bitter", sagt sie und bedauert in solchen Momenten, die Welt nicht verändern zu können. Schwarze Zähne dürften neben mangelnder Aufklärung und den Umständen eines Entwicklungslandes von der Ernährung in Ecuador kommen. "Tag aus Tag ein gibt es Reis mit Fleisch und Nudeln, Toast oder Kartoffeln, Gemüse ist nur sehr selten dabei", berichtet die Freiwillige. Dafür gebe es sehr häufig Süßigkeiten. Die vielseitige Landschaft Ecuadors erkundet Leona auf ihren Reisen. Sie war schon im Regenwald und in verschiedenen Naturschutzgebieten. "Manchmal kommt man sich vor wie in den Alpen, dann wieder wie in den Tropen – es ist atemberaubend und einzigartig". Nach einem Weihnachtsfest in ihrer Gastfamilie flog Leona über den Äquator privat nach New York, wo sie neun Tage mit ihrem Freund verbrachte. Bei der Rückkehr wurde ihr klar, wie wohl sie sich mittlerweile in Cuenca fühlt. "Es war nach einem unsicheren und einsamen Rückweg ein schönes Gefühl, wieder zurück zukommen. Ich habe mich in Cuenca tausendmal besser und irgendwie zu Hause gefühlt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort