Heiligenhaus Ein Heiligenhauser an der Weltkriegsfront

Heiligenhaus · "The Sons of three Countries" erinnert an den 1. Weltkrieg. Bei der Aufführung im Kant-Gymnasium gab es für die Darsteller viel Applaus.

 In der Aula wurde das Theaterstück zum Ersten Weltkrieg aus der Sicht eines englischen (im Bild), deutschen und französischen Soldaten aufgeführt.

In der Aula wurde das Theaterstück zum Ersten Weltkrieg aus der Sicht eines englischen (im Bild), deutschen und französischen Soldaten aufgeführt.

Foto: DJ

In ihren Briefen lügen die Drei. Sie lügen wie gedruckt. Das machen Louis Vallin, George Burnett und Albert Kieker nicht, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Sondern um die Adressaten zu schützen. Es ist nämlich Feldpost, die sie verfassen.

"The Sons of three Countries. Drei Länder, ihre Söhne, ein Schicksal" heißt das von Dawn Knox verfasste Theaterstück, in dem der Franzose zusammen mit dem Briten sowie dem Heiligenhauser zu erleben ist. Zur Aufführung am Sonntagabend war die Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiumsnahezu komplett belegt, die Zuschauer erlebten eine atmosphärisch dichte, von viel Text - übrigens in englischer Sprache - getragene Aufführung. Mit minimalistischen Mitteln wurde inmitten einer spartanischen Kulisse agiert. Zwischen Gefechtsstand und Sandsäcken sitzen Louis, George und Albert und erzählen einer Protokollantin im karierten Tweedrock, wie alles begann. Klar, er verpasse nun die Kricket-Saison, aber bis spätestens Weihnachten sei er doch wieder zu Hause, erinnert sich der Brite. Und Albert Kiekert, geboren am 10. März 1893 in Isenbügel, erzählt, dass es zwar der Frau Mutter das Herz breche, wenn er und Bruder Fritz "weit weg von zu Hause an der Front sind. Aber so lange wird es schon nicht sein". Und der Franzose träumt davon, seine "beiden Interessen, das Fliegen und Fotografieren", toll miteinander verbinden zu können. "Der Krieg ist bald vorbei. Und dann nutze ich die Kenntnisse zum Wohle aller."

Tatsächlich ist dann alles anders. Die Erlebnisse von verwundeten Kameraden, abgeschossenen und in Flammen aufgehenden Flugzeugen und den "wie kleine Kinder wimmernden Männern, die nach ihren Müttern schreien", behalten sie für sich. "Sieben Tage und Nächte Dauerbeschuss", gibt Albert mit zitternder Stimme zu Protokoll. Und synchron hoffen die drei Soldaten, dass das Drama irgendwie und möglichst schnell ein glückliches Ende nimmt. Nimmt es aber nicht. Drei Mal wurde Albert Kiekert, der im 1. Lothringischen Feldartillerie-Regiment Nr. 33 diente, verwundet. Im Februar 1918 erschien seine Todesanzeige. Gefallen war er beim 15. Feindflug. Auch für die meisten anderen Soldaten geht die Geschichte nicht gut aus.

Ging es im ersten Teil der Inszenierung um die Leben der drei Soldaten aus Deutschland, England und Frankreich, mit welchen Illusionen sie an die Front zogen und wie grauenvoll ihre Erlebnisse dort waren, thematisierte Teil zwei den sogenannten Weihnachtsfrieden. An der Front zwischen den verfeindeten Nationen, deren Schützengräben teilweise bloß 100 Meter voneinander entfernt lagen, kam es zum Christfest im Dezember 1914 zum "unautorisierten Waffenstillstand". Quasi auf Zuruf legten die Verfeindeten die Waffen nieder, um miteinander das Weihnachtsfest zu begehen. Nach dieser Pause ging das Morden weiter. Viel Applaus bekamen Darsteller und die musikalischen Ensembles mit Frickelsome Amsel, dem Gospel-Chor Singing People und den Kindern der 1b der Gerhard-Tersteegen-Schule für ihre Darbietung. Der Jubel blieb aus, zu beklemmend war die Inszenierung.

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