Ratingen Ein Gottesdienst für Flüchtlinge

Ratingen · Pfarrer Frank Schulte sprach von einer Premiere in der Geschichte Ratingens.

 Pfarrer Frank Schulte im Gespräch mit Ishfaq Sahi. Der gebürtige Pakistaner kam im September 2006 über Frankfurt nach Ratingen.

Pfarrer Frank Schulte im Gespräch mit Ishfaq Sahi. Der gebürtige Pakistaner kam im September 2006 über Frankfurt nach Ratingen.

Foto: Achim, Blazy

Als am Ende im Innenhof hinter der Evangelischen Stadtkirche gemeinsam eine vegane Tomatensuppe gelöffelt wurde, war der Gottesdienst zwar beendet. Das Thema aber beschäftigte alle Teilnehmer noch lange darüber hinaus: Wie ist die Situation der Flüchtlinge in unserer Stadt? Die Idee, zusammen mit der Freien Evangelischen Gemeinde, Flüchtlingen sowie Vertretern aus Hilfsorganisationen einen Gottesdienst zu gestalten, war "wohl erstmalig in der Geschichte Ratingens", wie Pfarrer Frank Schulte sagte. "Ich bin sehr froh, dass wir das so gemacht haben."

Die Geschichte Ruts stand im Zentrum seiner Predigt. Mittelpunkt der Veranstaltung waren Betroffene und Leidensgenossen dieser biblischen Person. Wie Ishfaq Sahi. Der 64-jährige ist gebürtiger Pakistaner und kam im September 2006 über Frankfurt nach Ratingen. In seinem Land war er Schulleiter, floh vor Folter und Diktatur. "Ich musste von einem Tag auf den anderen alles hinter mir lassen", erinnerte er sich. "Alles hier war fremd. Das Land, die Sprache, das Essen, die Menschen", zwischen Ärzten und Analphabeten lebte er in einer Notunterkunft. "Alles besser als sterben zu müssen." Inzwischen, so sagt er, gehe es ihm gut. Ebenso wie Bleona.

Die 18-jährige Albanerin lebt seit einem Jahr in Ratingen. "Sie wissen nicht, wie es zu Hause war", beantwortet sie die Frage nach Heimweh oder vormals vertrauten Menschen. Es sei richtig gewesen, alles hinter sich zu lassen. "Hier habe ich eine Zukunft", die sie aktiv gestalten will. Parallel zum Berufskolleg, das sie besucht, absolviert sie ein Praktikum im Kindergarten. "Ich möchte in Deutschland bleiben."

So wie so viele andere auch. Integration und Spracherwerb sind wichtige Eingliederungspunkte, bilanzierten Pfarrer Schulte und ehrenamtliche Mitarbeiter karitativer Einrichtungen. "In allen Bereichen ist Bedarf", sagte Dorit Schäfer von der Freiwilligenbörse. Gut sei die Willkommenskultur, "viele lassen sich von der Not der Menschen animieren, etwas zu tun, die Hilfsbereitschaft ist groß". Eine "Herkulesaufgabe" sei zu bewältigen, fasste Gisela Porten vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) zusammen.

Warum Flüchtlinge über das Mittelmeer kommen, darüber referiert Wolfgang Grenz Mittwoch, 9. September, 19.30 Uhr, im Haus am Turm, Angerstraße 11/Turmstraße 10.

(RP)
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