Heiligenhaus Ein ganzer Stadtteil will sich neu erfinden

Heiligenhaus · Was läuft gut in Ober- und Unterilp - was fehlt? Zum Auftakt einer Workshop-Reihe brachten 100 Ilper ihre Ideen auf den Tisch.

 Zu Beginn der Diskussionsrunden im Gemeindezentrum machte eine Box die Runde: Ideen wurden auch schriftlich eingesammelt.

Zu Beginn der Diskussionsrunden im Gemeindezentrum machte eine Box die Runde: Ideen wurden auch schriftlich eingesammelt.

Foto: achim blazy

Schon zum Begrüßungskaffee vor dem Gemeindezentrum an der Rhönstraße wurde schnell klar: Hier geht es darum, Bürgermeinungen zu hören, Ideen zu sammeln - und sie dann auch umzusetzen. So machte ein Pappkarton die Runde, in den jedermann seinen persönlichen Wunschzettel werfen konnte. Der Karton dürfte sich im Lauf des Tages gut gefüllt haben. Denn zum Auftakt der Workshop-Reihe "Seniorengerechte Quartiersentwicklung" kamen gestern über 100 Interessierte aus Ober- und Unterilp.

"Es lohnt sich eben, Klinken zu putzen", kommentierte Jörg Saborni erfreut. Der Leiter de Fachbereichs Soziales und sein Team hatten 1000 über 60-Jährige Ilper Mitbürger angeschrieben und persönlich eingeladen. Die enorm sperrige Bezeichnung des Treffens stand zwar nicht im Mittelpunkt des Interesses, erwies sich aber doch als erklärungsbedürftig. "Wieso ist die Ilp ein Quartier - und kein Stadtteil"Diese Frage hörte der Beigeordnete Harald Flügge schon zur Begrüßung. Der Begriff "Quartier", so die Antwort, hat sich offenbar im Bürokratendeutsch dort eingenistet, wo es um Fördergelder geht. Solche Mittel fließen auch in die Heiligenhauser Veranstaltungsreihe - etwa 6000 bis 8000 Euro. Weit weniger sperrig war die Kernfrage, die es an dem Tag beantwortet werden sollte: "Passen Wohnung und Umfeld noch zu meinen Wünschen?" Darauf erhielt Flügge eine ganze Liste als Antwort aus dem Auditorium. "Früher gab es in der Unterilp ein Lebensmittelgeschäft, eine Sparkasse, eine Drogerie einen Schuster, einen Friseur, eine Gaststätte und eine Lotto-Annahmestelle - alles weg, nach und nach."

Umso sensibler reagierten die Unterilper speziell auf Flügges bewusst provozierenden Satz: "Die Grundschule Unterilp hat keine Funktion mehr."Dagegen regte sich spontaner Protest. Flügge rückte flugs gerade: "Es geht nicht darum, ob es ein Quartierzentrum geben soll, sondern darum, wie man es anpackt." Es müsse nicht zwangsweise eine der zahlreichen städtischen Immobilien sein.

Damit war auch schnell ersichtlich, worum es speziell den Unterilpern geht. Nicht zuletzt, weil auch der rührige Bürgerverein in der nicht mehr genutzten Grundschule untergebracht ist, ebenso wie andere Einrichtungen. Die Ilper befürchten, in Sachen Infrastruktur weiter abgehängt zu werden. Das wäre exakt das Gegenteil der angestrebten "Quartiersentwicklung".

Gleich zu Beginn hatte die Tagesmoderatorin Jutta Stratmann den Ton vorgegeben: "Es wird nicht damit enden, dass wir uns hier nur für Ihr Kommen bedanken." Immerhin galt es, sieben vorab bestimmte Themenfelder zu beackern: Das geschah zunächst in einer Ideensammlung, zuletzt mit glasklaren Aufträgen fürs Weitermachen. Das betrifft nicht nur, aber vor allem, die Zukunft eines Treffpunkts für die Unterilper, so das Resümee von Organisator Jörg Saborni. Hier will man den engen Kontakt zum Bürgerverein weiter nutzen. Die Auftakt-Veranstaltung will Saborni für alle Teilnehmer dokumentieren,

(RP)
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