Ratingen "Die Stadthalle braucht einen neuen Wirt"

Ratingen · Pächter Hülshoff geht - Ratingens gute Stube steht vor einer ungewissen Zukunft. Was wird aus den Veranstaltungen?

 Gestern sollte das Restaurant Ratingia an der Stadthalle wieder öffnen - doch es tat sich nichts.

Gestern sollte das Restaurant Ratingia an der Stadthalle wieder öffnen - doch es tat sich nichts.

Foto: Achim Blazy

In der Stadt gab es gestern nur ein Thema: Wie die RP exklusiv berichtete, steht die Stadthalle erst einmal ohne Pächter da. Heinz Hülshoff ("Der singende Wirt"), den die Ratinger in ihr Herz geschlossen haben, muss gehen. Von massiven Liquiditätsproblemen ist die Rede, Bürgermeister Klaus Konrad Pesch betonte, dass man die Reißleine ziehen musste - und zwar sofort. Die Folge: Kündigung.

Aus den Reihen von Politik und Brauchtum war gestern die Sorge deutlich vernehmbar, dass einige Veranstaltungen, die längst geplant sind, möglicherweise nicht stattfinden können. Georg Hoberg, der Baas der Ratinger Jonges, will nun Kontakt mit der Stadt aufnehmen. Am 4. September gibt es in der Stadthalle die traditionelle Herbstversammlung. Hoberg betonte, dass man einen Vertrag mit der Stadt geschlossen habe, er gehe auch davon aus, dass die Veranstaltung stattfindet.

Hoberg ist davon überzeugt, dass die Gastronomie am dortigen Standort durchaus erfolgreich sein kann, der Pächter in der Auermühle habe dies ja auch bewiesen, man benötige sicherlich einen langen Atem. Hoberg ist der Auffassung, dass die Stadthalle einen eigenen Wirt braucht - und so sieht das auch die CDU. Ewald Vielhaus, der Fraktionschef der Christdemokraten, unterstreicht: "Eine Stadthalle ohne eigenen Wirt wäre eine Katastrophe. Die Verwaltung muss jetzt schnell handeln und sich auch in anderen Städten nach erfolgversprechenden Konzepten umsehen."

 Jonges Baas Georg Hoberg: "Wir brauchen die Halle."

Jonges Baas Georg Hoberg: "Wir brauchen die Halle."

Foto: a. blazy

Vielhaus und Fraktionsvize Gerold Fahr haben gestern einen Antrag an die Stadt auf den Weg gebracht, der unter anderem vorsieht, ein neues Konzept erarbeiten zu lassen, das Gastronomie und Hallenbewirtschaftung gleichermaßen berücksichtigt. Zur Überbrückung der kommenden Monate könnten Catering-Verträge abgeschlossen werden. Schützenchef Gero Keusen hat ein dickes Lob für Hülshoff parat: Er habe sich unermüdlich engagiert - vor allem auch für die Schützen, so am Möschesonntag beim Biwak auf dem Stadthallenvorplatz. Keusen betont, dass die Gastronomie insgesamt einen schweren Stand habe.

"Die Kneipenwelt wird immer leerer." Die Schützen haben bereits zahlreiche Königsfeste geplant, die in der Stadthalle stattfinden sollen. "Ratingen braucht eine Stadthalle dieser Größenordnung", unterstreicht Keusen, "auf keinen Fall darf es eine Stadthallen-Ruine geben." Im benachbarten Mettmann ist längst eine Diskussion über die Zukunft der dortigen Stadthalle entbrannt: Das ewige Sorgenkind Stadthalle (jährlicher Zuschuss 300 000 Euro plus Sanierungskosten von 580 000 Euro) soll in diesem Jahr auf den Prüfstand. Schon lange gibt es Diskussionen, ob Mettmann überhaupt eine Stadthalle braucht. Bürger sind vor allem wütend über die Vermarktung und Nutzung der Halle. "Wenn ich sehe, für was in der Stadt sonst Geld ausgegeben wird, dann macht mich das sehr ärgerlich", sagte eine Frau im Foyer.

"Die Stadt Ratingen braucht eine Stadthalle - und kann sich eine Stadthalle auch leisten", sagt Michael Droste, Präsident der Roten Funken, hauptberuflich Catering- und Eventexperte. Das Problem sei nicht die Gesamtkalkulation, sondern "speziell die Größe und der Zuschnitt der Gastronomie an diesem Standort". Die brauche man dort nicht, die Stadtmitte sei gut versorgt damit - und schon dort hätten es die Wirte nicht leicht. Auch die aufwendige Seeterrasse hält Droste für "eine überflüssige Investition", zu personalintensiv und aufwendig sei das Modell. Um die Brauchtumsveranstaltungen macht er sich dagegen keine Sorgen. "Die sind schnell umsetzbar und werden laufen."

 Schützen-Chef Gero Keusen: "Es darf keine Hallen-Ruine geben."

Schützen-Chef Gero Keusen: "Es darf keine Hallen-Ruine geben."

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die auch überregional interessante Perspektive für die Halle sieht Droste in den Bereichen Kongress, Event und Veranstaltung. "Aus der Nähe zu den Messestädten Essen und Düsseldorf lässt sich auf Sicht viel machen."

(RP)
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