Ratingen Die Schwelle zum Tod - ein Erfahrungsbericht

Ratingen · Die Kommunal-Politikerin der Bürger-Union hat ein Büchlein geschrieben unter dem Titel "Wege ins neue Leben".

 Jutta Besta-Hecker (75) setzt sich mit der Endlichkeit des Lebens intensiv auseinander.

Jutta Besta-Hecker (75) setzt sich mit der Endlichkeit des Lebens intensiv auseinander.

Foto: Achim Blazy

Als eloquente Kommunalpolitikerin ist Jutta Besta-Hecker (75) um Worte nicht verlegen, und es gehört zu solch einem Engagement dazu, dass sie zu manch einem Thema etwas zu sagen hat. Dennoch gibt es eines, über das sie bislang nur mit den Menschen gesprochen hat, die dem Tode nahe waren. Und auch jetzt erzählt sie nur davon, weil der Autorin dieser Zeilen eher zufällig ein Schriftstück aus ihrer Feder in die Hände gefallen war.

Damals, als sie das Nahtod-Erlebnis ereilte, behielt Jutta Besta-Hecker das Erlebte erstmal jahrelang für sich. Nicht einmal mit ihrem Ehemann sprach sie über ihre Erfahrung, die sie im Alter von 35 Jahren als Folge eines Angina Pectoris-Anfalls im gemeinsamen Urlaub schier überwältigt hatte. Warum eine solche Sprachlosigkeit? Dafür hatte sie eine einfache Erklärung: "Ich wollte nicht ins Leben zurück, und das hätte ich meinem Mann nicht vermitteln können. Vielleicht hätte er an unserer Ehe zweifeln können", sucht Jutta Besta-Hecker im Rückblick nach Gründen für ihr langes Schweigen. Das Gefühl, aus einem Nahtoderlebnis nicht mehr in den Körper und das Erdenleben zurückkehren zu wollen, teilt die Ratingerin mit vielen Betroffenen.

Immer wieder klingt in dem Gespräch an, von dem Erlebten derart überwältigt gewesen zu sein, dass ihr die eigene Körperlichkeit als unerträgliche Einengung erschienen sei. Im Rückblick spricht Jutta Besta-Hecker von einer tiefgreifenden Erfahrung, nach der sich ihr Leben neu justiert hat. Das habe allerdings Jahre gedauert, in denen sie anfangs noch recht orientierungslos auf sich selbst zurückgeworfen gewesen sei. "Irgendwann fielen mir dann die Bücher der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross in die Hände und dort stand geschrieben, was ich selbst erlebt hatte", erinnert sie sich an das Gefühl einer inneren Befreiung.

Als später ihr Mann in eine gesundheitliche Krise geriet, die offenbar auch den Gedanken an die Endlichkeit des Lebens aufkommen ließ, hat sie erstmals mit ihm über das eigene Erleben in Todesnähe gesprochen. Wohl auch deshalb, weil sie seither die Angst vor dem Tod gänzlich verloren hat und ihn vielmehr als Zugang in ein anderes Leben wahrnimmt. Ihr Mann sei damals mit der Fragilität des Daseins konfrontiert worden - eine Erfahrung, die sie selbst schon in recht jungen Jahren gemacht hatte und die sie bis heute derart geprägt hat, dass Jutta Besta-Hecker irgendwann damit begann, das Erlebte aufzuschreiben. Das mittlerweile erschienene Büchlein "Wege ins neue Leben" ist ein Kleinod, gefüllt mit Gedanken über Leben und Sterben - und mit Aquarellen aus eigener Hand.

Das Leben der Ratingerin hat jedenfalls damals - vor mittlerweile 40 Jahren - eine neue Wendung genommen. Vieles erscheint Jutta Besta-Hecker seither in einem anderen Licht. Mit Neid, Missgunst und so manch anderen Befindlichkeiten kann sie nichts anfangen. Ein Nahtod-Erlebnis schütze jedoch nicht vor Trauergefühlen, die sich beim Verlust eines nahen Menschen einstellten, weiß die Ratingerin aus eigener Erfahrung. Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes hatte sie nochmals den Schritt in eine enge Beziehung gewagt und musste mittlerweile auch ihren zweiten Partner gehen lassen. Sie hat dieses Sterben ebenso begleitet wie das der Eltern und zweier Freundinnen.

(RP)
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