Kreis Mettmann Die Schuldner-Ampel steht auf mittelrot

Kreis Mettmann · Die Zahl der überschuldeten Menschen steigt - auch im Kreis Mettmann. Sie befinden sich in einer Schuldenspirale, aus der sie meist dauerhaft nicht herauskommen.

 Die Schuldner-Quoten in der Region spiegeln die wirtschaftlichen Verhältnisse wider.

Die Schuldner-Quoten in der Region spiegeln die wirtschaftlichen Verhältnisse wider.

Foto: Creditreform Düsseldorf/Neuss

Die Meldung geisterte in den vergangenen Tagen durch die Nachrichten. Die Deutschen sind nach wie vor in Kauflaune. Vielleicht auch angesichts der niedrigen Zinsen legen viele Menschen ihr Geld nicht auf dem Sparbuch an, sondern kaufen lieber ein. Die Folge: Der Konsum steigt, der Handel freut sich. Doch das Glück hat auch Nachteile. Denn die Zahl der überschuldeten Menschen steigt, auch im Kreis Mettmann. Dies geht aus dem aktuellen Schuldneratlas von Creditreform Düsseldorf/Neuss hervor, in dem die Entwicklung von Überschuldung und Verbraucherinsolvenzen dargestellt werden.

So heißt es im aktuellen Schuldneratlas der Creditreform: Die Situation von überschuldeten Menschen hat sich im Regionalraum Düsseldorf auch 2014 trotz weiterhin positiver Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung nochmals verschlechtert. Überschuldet bedeutet dabei, dass diese Menschen sich in einer Situation befindet, in der sie auch nicht vom konjunkturellen Aufschwung profitieren können. Sie befinden sich in einer Schuldenspirale, aus der sie meist dauerhaft nicht herauskommen.

Die Zahl überschuldeter Verbraucher hat sich binnen Jahresfrist in den 19 Kommunen des Regionalraum Düsseldorf um rund 2300 Schuldner erhöht. Von den rund 1,273 Millionen Einwohnern, die älter als 18 Jahre sind und somit als geschäftsfähig gelten können, können 141 700 Personen zum Stichtag 1. Oktober 2014 als überschuldet oder zumindest nachhaltig zahlungsgestört eingestuft werden.

"Es gelingt offensichtlich vielen Verbrauchern nicht, dem Teufelskreislauf einer Schuldenspirale zu entkommen. Angesichts der bislang guten ökonomischen Rahmenbedingungen in der deutschen, aber auch in der regionalen Wirtschaft, ist dies besonders betrüblich. Die Verbraucher müssen offensichtlich noch intensiver über das Thema informiert und zu mehr Ausgabenvorsicht sensibilisiert werden. Schuldnerberatung hilft und spart Kosten", resümiert Rainer Bovelet von der Initiative "Konjunkturforschung Regional".

Trotz dieser allgemein schlechten Nachricht steht der Kreis Mettmann im Vergleich zu Düsseldorf und dem Rhein-Kreis Neuss noch verhältnismäßig gut da, auch wenn die Quote um 0,15 Punkte auf 10,04 Prozent stieg. 700 Überschuldungsfälle wurden dort 2014 verzeichnet. Besonders stark gestiegen ist die Zahl der Überschuldeten im Kreis Mettmann allerdings in Erkrath. Dort gab es im Vergleich zum vergangenen Jahr einen Anstieg um 180 Fälle. In Mettmann gab es einen Anstieg auf jetzt 8,94 Prozent, in Wülfrath auf 10,51 Prozent.

Eine Entwicklung, die auch die Schuldner- und Sozialberatungen der Städte seit Jahren beklagen. So hat der Fachdienst Schuldnerberatung des Sozialdienstes Katholischer Männer und Frauen (SKFM) in Erkrath festgestellt, dass vor allem junge Menschen und Senioren besonders von Armut und Überschuldung belastet sind. Insgesamt seien Arbeitslosigkeit, Krankheit sowie Trennung und Scheidung Hauptgründe für eine Überschuldung. Erfreulich: Laut Schuldenatlas ist das Thema Überschuldung bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren zwar immer noch aktuell, es wurde aber ein leichter Rückgang verzeichnet. Da ihre Überschuldung häufig noch nicht die Intensität, also Anzahl der Gläubiger und Höhe des Schuldenvolumens, erreicht habe wie bei älteren Schuldnern, sei die Überschuldung bei jungen Menschen meist schneller auflösbar, etwa durch die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses. Abschließend lautet das Fazit von Creditforum: "Das Schuldnerklima belegt, dass die Überschuldungsampel für nicht wenige deutsche Verbraucher weiterhin auf mittelrot steht."

(RP)
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