Ratingen Die Narren lieben ihr neues Prinzenpaar

Ratingen · Peter I. und Renate I. begeisterten bei ihrer Kürung in der Stadthalle. Hoppeditzin Katrin Hofman hielt trotz Unruhe eine tolle Rede.

 Ihre dritte Rede war weniger lustig, dafür aber hoch politisch und anspruchsvoll: Hoppeditzin Katrin Hofmann. Die verdiente Aufmerksamkeit bekam sie nicht.

Ihre dritte Rede war weniger lustig, dafür aber hoch politisch und anspruchsvoll: Hoppeditzin Katrin Hofmann. Die verdiente Aufmerksamkeit bekam sie nicht.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Da passte das geflügelte Wort vom Paukenschlag dann mal tatsächlich - mit Pauke, Trommel, Flöte und Triangel ausgestattet, sorgte das neue Prinzenpaar Peter I. und Renate I. zusammen mit den Adjutanten Bernd Conrad und Michael Schleicher sowie Prinzenführer Herbert Stefes für wahre Begeisterungsstürme unterm Narrenvolk in der ausverkauften Stadthalle. So sehr, dass es frenetisch eine Zugabe forderte - die der Prinz, trotz des kritischen Blicks von Sitzungspräsident Mirco Köstring auf die Uhr, sich nicht nehmen ließ. Diesen Abend, seine Prinzenkürung, die wollte er genießen - und das tat er auch sichtlich. Es dauerte nur wenige Minuten, bis auch der Letzte im Saal gemerkt hatte: Dieser Mann gehört auf genau diese Bühne.

In die Herzen der Jecken katapultierten sich die neuen Tollitäten auch mit ihrer in Reimform vorgetragenen Antrittsrede, in der beide die letzten 25 Jahre und die etlichen Versuche von Karnevalseminenz Hanno Paas beschrieben, sie zum Prinzenpaar zu machen. Das war authentisch, lustig und einfach liebenswert. Und nachdem sie sich 25 Jahre dagegen gewehrt hatte, musste auch die Prinzessin am Ende einsehen: "Jetzt bin ich glücklich, Eure Prinzessin zu sein." Dass dieser Tag für ihren Ehemann und Prinzen ein absoluter Höhepunkt war, war schnell zu merken: "Ich erfülle mir heute einen Traum: Karnevalsprinz in Ratingen zu sein." Schon der Einmarsch, begleitet vor der Bühne von einer Abordnung des Reitercorps der Bruderschaft, war ein echter Hingucker. Es schien fast so, als wollte das Prinzenpaar eine Runde nach der nächsten drehen, so sehr genossen sie den Jubel der Karnevalisten. Die bekamen übrigens von den Schirmherren der Volksbank Rosen geschenkt, Peter und Renate verteilten Reitplaketten als Anspielung auf ihren Beruf und ihre große Leidenschaft.

 Da schauten sie noch ein bisschen verhalten: Prinz Peter I. und seine Prinzessin Renate I. brauchten aber nur wenige Minuten, um die Menschen im Saal zu begeistern - ein tolles Prinzenpaar.

Da schauten sie noch ein bisschen verhalten: Prinz Peter I. und seine Prinzessin Renate I. brauchten aber nur wenige Minuten, um die Menschen im Saal zu begeistern - ein tolles Prinzenpaar.

Foto: Achim Blazy

Etwas mehr Leidenschaft im Saal hätte auch Hoppeditzin Katrin Hoffmann bei ihrer dritten Rede in dieser Rolle verdient gehabt. Doch sie musste in ihrer sehr politischen und anspruchsvollen Rede gegen einen schier übermächtigen Gegner anreden - das Publikum. Es herrschte ein permanentes Stimmengewirr, so dass die Rede bisweilen fast zur Nebensache geriet. Das war schade und der vielen Arbeit, die die Ratingerin in den vergangenen Monaten in die Verse gesteckt hatte, nicht würdig. Woran es lag? Vielleicht eben daran, dass die Rede in diesem Jahr weniger witzig war, dafür mehr an hoch anspruchsvolles lokales politisches Kabarett erinnerte - wirklich beeindruckend. Die stehenden Ovationen am Ende hatte die Hoppeditzin verdient, auch wenn sie nicht zum sonstigen Verhalten weiter Teile des Publikums passte. Man hätte sich fast gewünscht, Hofmann würde einfach mal auf den sprichwörtlichen Tisch hauen und für Ruhe sorgen.

Die Themenpalette der 45-minütigen Rede bot jedenfalls alles, was in der Stadt in den vergangenen Monaten für Diskussionsstoff sorgte: Markt 17-20, Rathausneubau, Westbahn, Eisenhüttengelände oder der Ostbahnhof. Zum Thema Flüchtlinge fand die Hoppeditzin beeindruckend mahnende Worte: "So kann man Hilfsbereitschaft nicht definieren!/ Es sollte sich kein Land in Europa zieren,/ und sich dieser EU nicht nur anschließen,/ um alleine die Vorteile zu genießen." Bleibt zu hoffen, dass Hofmann ihre Ankündigung wahr macht: "Aber, wenn's Euch passt, dann mach ich's klar,/dass wir uns hier wieder seh'n im nächsten Jahr." Und dann bekommt sie hoffentlich die Aufmerksamkeit und den Respekt vom Publikum, den sie für ihr unglaubliches Engagement und ihre mahnenden Worte verdient hat.

Die Gästeliste des Abends war übrigens dem Anlass entsprechend lang: Neben dem kompletten Verwaltungsvorstand waren auch zahlreiche Vertreter der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik in der Stadthalle.

(RP)
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