Heiligenhaus Die Luft ist raus

Heiligenhaus · Neujahrskonzert der Kreissparkasse Düsseldorf in der Kritik. Bekannte Stars enttäuschten. Umjubelt war dagegen der Nachwuchs: Christian Ziegler (Piano) und Johannes Brzoska (Violine).

Das Neujahrskonzert der Kreissparkasse Düsseldorf stand in Heiligenhaus vermehrt im Blickpunkt der Kritik. Wie immer konnte Filialdirektor Ulrich Hamacher in der ausverkauften Kant-Aula annähernd 700 Gäste begrüßen.

Aber wo war die musikalische Strahlkraft früherer Jahre, als die Veranstaltung fast als Gala und gesellschaftliches Ereignis innerhalb einer breiten Bevölkerungsschicht gefeiert wurde? Das gehört leider der Vergangenheit an und war bereits absehbar.

Bei allem Respekt vor dem Engagement und Verdienst des Organisators Karl-Heinz Nacke — nach zehn Jahren ist die Luft raus, es müssen formal und inhaltlich neue Strukturen gesucht werden. An diesem Abend zeigten die auf vielen internationalen Bühnen agierenden Solisten teilweise nicht die erhoffte Leistung. Lag es an der knapp bemessenen gemeinsamen Übungsphase oder an der Auswahl des Programms?

So avancierten zu den Stars des Konzertes der von Experten hoch gelobte junge Student Christian Ziegler (Piano) und der erst 13-jährige Jungstudierende und mit etlichen Preisen ausgezeichnete Johannes Brzoska (Violine).

Montis Czardas intonierten sie in der langsamen Lassü und der wild bewegten feurigen Friska einfach grandios. Sie entfachten Ovationen vom begeisterten Publikum. Bravi dann bei Poliakins "Le Canari". Die Virtuosität des jungen Pianisten ist bereits bekannt, bei Johannes faszinierte sie mit der Leichtigkeit des Bogenstrichs auch in den rasanten Tempi. Homogen, farbig wandelbar in Transparenz und Klangschönheit ertönte der erste Satz von Beethovens Frühlingssonate.

Hoch musikalisch und in technischer Raffinesse glänzte Ziegler in Haydns Sonate h-Moll. Sängerisch war der erste Teil mit klassischen Opernarien und Duetten angelegt, der zweite glich einem bunten Sammelsurium des Musiktheaters. Einfühlsam begleitete der Repetitor Wille Enkelmann am Flügel.

Nur Jitka Burgetová, Sopran-Solistin der Staatsoper Prag gab ihr örtliches Debüt. Klangvoll timbriert sang sie Dvoraks berühmte Rusalka Arie, glockenhell und lyrisch aufblühend das Vilja Lied.

Bei Annette Luig mit ihrem klaren schlanken Sopran vermisste man in der Rosalinda Arie (Strauß Fledermaus) und Bizets Arie der Micaela (Carmen) die gewohnte Grandezza und Bühnenpräsenz. Der strahlend schöne Bariton von Thomas Laske kam in unterschiedlichen Genres wie Bizets Opern-Arie des Escamillo (Carmen), einem Musical-Song und dem Evergreen "Da geh ich zum Maxim" voll zum Tragen, allerdings im Minimum des bei ihm beliebten charmanten gestischen Agierens. Der Koreaner Yikun Chung bot den notwendigen tenoralen Schmelz vor allem in Carusos Gassenhauer "Vergiss mein nicht".

Den gelungenen Schlussakkord setzten im Duett "Lippen Schweigen, flüstern Geigen" (Strauß) Annette Luig und Thomas Laske mit Johannes Brzoska im Violinpart. Da wurde als Zugabe das voluminös von allen Sängern vorgetragene berühmte Trinklied aus der Oper "La Traviata" zur Hommage an das Publikum.

(ror)
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