Analyse Die Kommandobrücke ist leer

Heiligenhaus · Die Zukunft des Heljensbades scheint unklarer denn je. Das liegt nicht an der Phantasielosigkeit der (zahlreichen) Beteiligten. Es liegt an einer Planung, die ungeordnet wirkt. Kein Kapitän in Sicht.

 Freibadspaß im Kleinen bieten Modellbauer im Heljensbad. Die großen Planlinien für die Zukunft des Bades verschwimmen dagegen.

Freibadspaß im Kleinen bieten Modellbauer im Heljensbad. Die großen Planlinien für die Zukunft des Bades verschwimmen dagegen.

Foto: Achim Blazy

Der Blick aus dem Fenster reicht diese Woche eigentlich schon - dann hat sich das Thema Freibadfreude zügig erledigt. Aber der Blick aus dem Fenster oder auf die Wetterkarte schafft immer noch weniger Unklarheit, als der Blick auf den aktuellen Stand der Sanierungs- oder Neubauplanungen für das Heljensbad.

Hier nimmt sich jede Prognose aus wie reine Kaffeesatzleserei. Und das bei einem Projekt, das dringende Priorität hat und Millionen kosten wird - egal, zu welchem Heljensbad 2.0 man sich am Ende wird durchringen müssen. Denn eines ist klar: Sollte die alte Pumpen- und Filtertechnik irgendwann den Geist aufgeben, dann hilft auch noch so viel Improvisationskunst nicht, um den Betrieb sicher zu gewährleisten. Dass niemand das will, darf unterstellt werden.

Umso mehr verwundert es, wie das Projekt seit geraumer Zeit gesteuert wird - oder eben nicht gesteuert wird. So löblich die Absicht war und ist, über niemandes Kopf hinweg zu entscheiden: Es hat wenig Sinn, möglichst viele mit ins Boot zu holen - die Kommandobrücke aber unbesetzt zu lassen. Genau danach sieht es derzeit aus.

Fest steht im Prinzip nur der nächste öffentliche Termin: Für kommenden Mittwoch, 19 Uhr, lädt die Fraktion der Grünen zu einer öffentlichen Fraktionssitzung zum Thema "Heljensbad" in den Ratssaal ein. Die Idee, aus Sicht der Organisatoren: Nach der Präsentation von Daten und Fakten, Beispielen aus anderen Städten sowie der Vorstellung eines Konzeptes, wünschen sich die Grünen eine Beteiligung der Bürger. "Wir sind nicht allwissend und wollen die Wünsche aller am Heljensbad Interessierten in unsere Planungen für das "Heljensbad 2020" mit einfließen lassen."

Es geht also um ein umfassendes Meinungsbild, das es aus Sicht der Veranstalter offenbar noch nicht gibt. Ob das so richtig ist oder nicht sei dahingestellt, zumindest stößt man mit der Veranstaltung in ein Vakuum, das so nicht hätte entstehen dürfen. Wenn es um ein Millionenprojekt geht, muss der Stadtwerkechef Michael Scheidtmann nach vorn, vielleicht gemeinsam mit Bürgermeister (und Stadtwerke-Aufsichtsratschef Michael Beck). Hier müssen sämtliche Planungsfäden öffentlich erkennbar zusammenlaufen. Und es geht nicht um Planung von oben, schon gar nicht um Heimlichtuerei und Hinterzimmer-Politik- sondern eigentlich um eine Selbstverständlichkeit: kontinuierlich Klarheit schaffen über den Stand der Dinge. Da sind Fraktionsveranstaltungen wünschenswert - aber auch hier herrschte in der Vergangenheit meist tiefes Schweigen. Bald wird das anders. Seit gestern liegt eine Stellungnahme der SPD vor - aber nur, weil aus Sicht von Fraktionschef Kramer "alle Fraktionen von der Vereinbarung abgewichen sind", alles erst im Arbeitskreis zu beraten und dann öffentlich zu diskutieren. Diese Rechnung konnte kaum aufgehen.

Die gute Bad-Nachricht gibt es übrigens auch: Gestern startete der Verkauf der "Sommerspaßkarten" für das Freibad. Bis 31. August kostet das Freibadvergnügen für Erwachsene 90 Euro, Kinder und Jugendliche zahlen 45 Euro.

(RP)
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