Ratinger Markthändler „Die Gabi“ kennt sich aus mit Brotteigen

Drei Mal in der Woche fährt Gabi Nikolaus mit dem Verkaufswagen auf den Wochenmarkt. Dann gibt’s Brot und süße Sachen.

 Verkäuferin Gabi Nikolaus verkauft Backwaren und hat dabei stets gute Laune.

Verkäuferin Gabi Nikolaus verkauft Backwaren und hat dabei stets gute Laune.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Gabi Nikolaus ist eine der beliebtesten Frauen auf dem Ratinger Markt. „Die Gabi“ ist die Beschickerin, die in Friedenszeiten an ihrem Wagen eine Art Parkplatz für die Ehemänner einkaufender Frauen unterhält. Der ist Duschkabinen-groß, vom wilden Wetter abgetrennt und bietet Gelegenheit für eine süße Rast mit Kaffee, hilfsweise auch Gebackenem. Gegenwärtig allerdings müssen die Herrschaften den Filterkaffee im Becher entgegen nehmen und gehen. To go heißt das.

Seit acht Jahren steuert sie den acht Meter langen Verkaufswagen der Düsseldorfer Bäckerei Glomm beherzt auf den Markt. Das ist so gegen 6 Uhr, dreimal die Woche. An anderen Tagen steuert sie Märkte in Erkrath und Unterfeldhaus an. Dann ist sie allerdings schon vier Stunden wach und aktiv und hat ihr gesamtes Backwaren-Sortiment schon eingepackt.

Und dann kommt ihre Kundschaft. Sonst erschien ein Kunde und meinte, dass er beim Besuch auf dem Markt erst zu ihrem Wagen käme, um sich eine gehörige Portion gute Laune abzuholen und dann erst für weitere Einkaufs-Beutezüge über den restlichen Markt zu streifen. Und auch sie teilt die allgemeine Meinung der Markthändler, dass der Einkauf unter freiem Himmel nichts für Drängler und zappelige Leute ist: Auf dem Markt gibt es mal ein Schwätzchen, möchte man schon was zum Woher und Wohin wissen und sich dann wohl informiert in den Tag entlassen.

Wenn man einmal in Ruhe nachdenkt, würde kein Mensch in einem südfranzösischen Dorf wie gejagt über den Markt hecheln – auch da wird geguckt und geprüft, mit und ohne entsprechende Sprachkenntnisse palavert. Sie setzt Kaffee auf und backt Kaiserbrötchen auf dem Markt, sie kann sich überaus sachkundig mit wissbegierigen Kunden zum Beispiel über Brotteige unterhalten und auch vermitteln, dass Vollkorn nichts mit der Getreidesorte zu tun hat und aufgestreute Kerne auch nicht Vollkorn bedeuten.

Die Objekte der Begierde aber, und das vor allem am Samstag, sind die süßen Gebäckteile. Nach dem Motto :“Im Rheinischen kommen Teilchen auf den Tisch, wenn Torten zu üppig und Kekse zu ärmlich wirken.“ Und von leckeren Teilchen gibt es viele, gegenwärtig in erster Reihe Bienenstich. Gefüllt ist er mit einer Mischung aus Buttercreme und Pudding. Ähnlich aufgetakelt ist auch der Frankfurter Kranz, ebenfalls sehr beliebt.

Was sonst am Wochenende vom Markt auf den Kaffeeteller kommt: Marzipanhörnchen und Berliner, Rosinen- und Mohnschnecken. Streuselkuchen – unter der Woche mit Pudding gefüllt, am Wochenende vergleichsweise karg, so etwa wie auf niederrheinischen Beerdigungen. Florentiner, traditionell hergestelltes Krokantgebäck aus Mandeln, Honig und kandierten Früchten (oder ohne), sind beliebt wie köstlich, ebenso die Donauwellen. Und dann ist noch die Torte namens Mandarinenkäse schnell verkauft. Egal was es alles auf der nach oben offenen Kalorienskala an Erstrebenswertem gibt – Gabi Nikolaus hat es auf dem Wagen. Sie selbst isst allerdings Herzhaftes lieber. Auch die Backwerke aus ihrer Heimat Oberschlesien sind nicht im Angebot.

Auf dem Markt sind die Ratinger eher Kunden als Ratinger, allerdings meist mit dem Ratinger Appeal. „Sie haben allerdings eine Stadt mit einem unglaublich tollen Flair, auf das man stolz sein kann“, meint Gabi Nikolaus. Dienstags und donnerstags ist sie allein im Brot- und Kuchenwagen, samstags mit einer Kollegin. Und zwischen all den Marktbeschickern ringsum, die schon seit Jahrzehnten hier ihre Ware feilbieten – zwischen ihnen schickt sie sich ganz gut. Allerdings sind acht Jahre Teilhabe am munteren Treiben auch schon eine ordentliche Zeit. Fürs gegenseitige Kennenlernen allemal.

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