Ratingen Betrüger haben immer wieder Erfolg

Ratingen · Seit Generationen werden ältere Menschen mit perfiden Tricks hinters Licht geführt. Die Polizei warnt vor solchen Machenschaften, doch manchmal finden die Täter ein argloses Opfer, so zum Beispiel auch in Ratingen.

 Die Polizei will Aufklärungsarbeit leisten. Trickbetrüger erzählen am Telefon Geschichten, die Senioren unter Druck setzen sollen.

Die Polizei will Aufklärungsarbeit leisten. Trickbetrüger erzählen am Telefon Geschichten, die Senioren unter Druck setzen sollen.

Foto: picture alliance / Sebastian Gol/dpa

Es geschah unlängst in Ratingen. Unbekannte Täter hatten eine 63-jährige Ratingerin mit der Enkeltrick-Masche um eine fünfstellige Summe Bargeld und Schmuck betrogen. Wie gingen die Kriminellen vor?  Die Seniorin erhielt zur Mittagszeit einen Anruf. Ein Mann meldete sich und gab sich als ihr Sohn aus. Er gab an, schwer erkrankt zu sein und sich derzeit in einem Düsseldorfer Krankenhaus aufzuhalten.

Um eine akute Behandlung erhalten zu können, benötige er sofort eine hohe fünfstellige Summe Bargeld. Die geschockte Seniorin sicherte ihre Hilfe zu und vereinbarte eine Geldübergabe. Der perfide Anrufer überzeugte die Seniorin, das zu Hause vorrätige Bargeld sowie hochwertigen Schmuck in einem Beutel zu verpacken und in Lintorf zu einem zuvor vereinbarten Treffpunkt zu bringen.

Gegen 13.30 Uhr übergab die hilfsbereite Seniorin an der Kalkstraße einer ihr unbekannten Frau den von ihr mitgeführten Beutel mitsamt den Wertgegenständen. Die Abholerin entfernte sich anschließend mit der Tatbeute in unbekannte Richtung. Erst am frühen Abend fiel bei einem Telefonat mit den Angehörigen der Seniorin der Schwindel auf,  die Ratingerin informierte Polizei.

„Die Täter gehen raffiniert vor und setzen ihre späteren Opfer unter einen enormen Druck. Solcher Stress erzeugt Denkblockaden“, sagte Kriminalhauptkommissar Udo Wilke, bei der Kreispolizei Mettmann zuständig für Prävention und Opferschutz. Im Nachhinein schämen sich die Betroffenen, reingefallen zu sein. Doch dann ist es meist zu spät. Der Enkel-Trick ist seit langem polizeibekannt und öffentlich. Doch Hochmut oder gar Spott gegenüber allen, die auf falsche Enkel, kriminelle Polizisten-Darsteller oder Schein-Handwerker reinfallen, sei fehl am Platz, sagte Wilke, der schon einmal in der RP  deutlich gewarnt hat:  „Die Methoden und Geschichten werden immer raffinierter.“ So meldeten sich zum Beispiel Mitte April zahlreiche Senioren bei Städten im Kreis Mettmann und bei der Polizei – eine Art Betrugswelle schwappte herein. Sie waren offenbar von städtischen Angestellten angerufen worden, von Pseudo-Energieberatern oder vermeintlichen Handwerkern. Die Unbekannten behaupteten, es müssten Sanierungsarbeiten in den Wohnungen durchgeführt werden – und horchten dann die Angerufenen über ihre Lebensumstände aus.

Falsche Polizisten erbeuteten bei weiteren Senioren hohe Geldsummen. Sie ängstigten die Bürger über Tage hinweg mit Hinweisen, ihr Name stehe auf einer Einbrecherliste. Am Ende übergaben die Opfer entnervt ihre Wertsachen, damit Fake-Beamte sie sicher verwahren sollten.

Falsche Polizeibeamte machten einer 82-Jährigen aus Velbert so lange Druck, bis sie einer Pseudo-Bankmitarbeiterin einen Geldbetrag im fünfstelligen Bereich aushändigte.

„Die Täter haben ein Gespür für ihre Zielpersonen“, befand Kriminalhauptkommissar Wilke, der durch vorbeugende Aufklärung helfen will, solche Straftaten zu vermeiden. Manchmal verhindert ausgerechnet ihre gute Erziehung die ältere Generation daran, den Tricks der Betrüger etwas entgegen zu setzen. „Viele sagen mir, es ist doch unhöflich, in einem Telefonat einfach aufzulegen oder jemandem die Tür vor der Nase zuzuschlagen“, berichtete Wilke. Genau das aber würde für Abstand und Raum zum Nachdenken sorgen, betont der Polizeibeamte. 

„Rufen sie im Zweifel ihre Familie um Hilfe oder ganz einfach ihren Enkel zurück, auch wenn der angeblich im Krankenhaus liegt oder beim Notar sitzt“, betonte Wilke. Falls sich Senioren eine solche Gegenkontrolle nicht mehr zutrauen sollten, gebe es die Möglichkeit, auf die eigenen Kinder zu verweisen: „Wenden Sie sich an meinen Sohn, der regelt das.“

In all seinen Gesprächen auf Veranstaltungen und in Seniorenheimen versucht Wilke, seinen Zuhörern einen Mittelweg aufzuzeigen. Er nennt das, ein gesundes Misstrauen zu entwickeln. Wer zudringlich wird, in die Wohnung eindringen will („Ich muss mal“ oder „Haben Sie ein Glas Wasser?“), habe oftmals etwas zu verbergen. Im Zweifel dürfe der Polizeinotruf „110“ kontaktiert werden, betonte Wilke. 

Der Kampf gegen die Trickbetrüger geht weiter. Die Polizei will Bürger für das Thema sensibilisieren.

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