Stefan Berndt "Die Entwicklung stimmt optimistisch"

Ratingen · Stefan Berndt, Immobilienexperte aus Lintorf, über positive Entwicklungen auf der Speestraße, die als "Kö von Ratingen" gilt. Immobilienbesitzer müssten begreifen, dass der Erfolg ihrer Mieter den Wert ihrer Immobilie extrem beeinflusst.

 Stefan Berndt kenn die Speestraße ganz genau. Er plädiert dafür, auch Kunden in der Umgebung anzusprechen.

Stefan Berndt kenn die Speestraße ganz genau. Er plädiert dafür, auch Kunden in der Umgebung anzusprechen.

Foto: Achim Blazy

Welche Bedeutung hat die Speestraße in Lintorf?

Stefan Berndt Als Lintorfer beobachte ich die Entwicklung natürlich sehr genau. Nicht nur unsere Lebensqualität, auch der Wert unser aller Immobilien in Lintorf wird von dieser Entwicklung beeinflusst. Die Qualität der Speestraße gehört zu den sogenannten weichen Faktoren genauso dazu, wie das Schulangebot, das Sportangebot und die Anbindung an das Autobahn-Netz und die großen Grünflächen rund um unseren Ort. Speestraße und "Bermuda-Dreieck" hinterlassen in Verbindung mit vielen Veranstaltungen bei vielen Besuchern die Vorstellung: Hier möchte ich auch leben.

Wie beurteilen sie die Entwicklung der "Kö von Ratingen"?

Berndt Mich stimmt die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren optimistisch. Ein paar Beispiele: Ein vor zwei Jahren angebotener Laden auf der Speestraße wurde nach einer angemessenen Reduzierung der Miete vermietet. Der ehemalige Fotoladen beherbergt jetzt einen italienischen Spezialitätenladen, der sich wachsender Beliebtheit erfreut. Das Frisch-Fischgeschäft in dem alten Fachwerkhaus ist eine deutliche Bereicherung und zieht Kunden aus der ganzen Umgebung an. Unser Wein-Fachhändler ist so erfolgreich, dass er eine Dependance am Breitscheider Weg gegründet hat. Selbst die Flächen der ehemaligen Commerzbank haben eine neue Nutzung gefunden. Und auch der neue Bäcker hat nicht zu eine "Mono-Kultur" geführt. Durch die Neugestaltung der Fenstersituation hat diese Immobilie eine ganz neue Qualität erhalten und belebt durch die Außengastronomie den Ortskern. In diesem Sinne betrachte ich auch die Flächen der ehemaligen Deutschen Bank durchaus positiv. Irgendwann wird der Vermieter akzeptieren, dass er die Flächen im Erd- und Obergeschoss wahrscheinlich nur an zwei unterschiedliche Nutzer vergeben kann. Die Erdgeschossfläche ist ohne Zweifel eine der attraktivsten Einzelhandelsflächen auf der Speestraße.

Was können Mieter und Vermieter tun, um die Attraktivität zu erhalten?

Berndt Interessant ist die Entwicklung in den beiden Geschäften im Haus Speestraße 32. Während ein Laden als Büro/Lager vermietet wurde, gehen Vermieter und Mieter mit dem rechten Ladenlokal einen zukunftsorientierten Weg, der auf Sicht den Wert der gesamten Immobilie steigern wird. Durch Investitionen, Kreativität und Eigeninitiative entsteht ein völlig neues Geschäftskonzept, das beweisen wird: Lagen kann man auch machen! Die Neugestaltung der Fenstersituation und der dadurch erreichte, psychologisch wichtige, nahezu barrierefreie breite Zugang verbessern die Qualität des Ladens um ein Vielfaches. Stufen und Barrieren jedwelcher Art gelten inzwischen als KO-Kriterien für die Anmietung als Einzelhandelsfläche. Der attraktivste Bereich der Speestraße könnte durch diesen "Magneten" um etwa 75 Meter vom Kreuzfeld bis zum Pohlacker erweitert werden. Die in diesem Bereich ansässigen Immobilienbesitzer sollten das Anfangsmomentum nutzen, ihre eigenen Flächen attraktiv umzugestalten und aus diesem Prozess eine dauerhafte Entwicklung zu machen.

Wie hält und gewinnt man Kunden?

Berndt Was unseren Einzelhändlern jetzt wirklich noch fehlt, ist eine zeitgemäße Online-Strategie. Es ist nicht mehr damit getan, mit einem Baukasten eine Website zu erstellen. Auch hier sind das Konzept und die Aktivitäten des Mieters Speestraße 32 beispielhaft. Seit Beginn der Renovierungsarbeiten können Kunden und Freunde die Entwicklung u. a. auf Facebook beobachten. Spannung und Neugier werden dadurch stetig gesteigert, die Neueröffnung wird sicherlich ein großer "Event". Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass die Werbegemeinschaft Lintorf ein Portal/Marktplatz für die hiesigen Einzelhändler entwickelt und betreibt. Die Ansprache von Kunden in der näheren Umgebung - damit meine ich DU-Süd, D-Nord, Ratinger Stadtteile, Mülheim, E-Süd bis Bredeney mit Hinweisen auf Sortimente und Sortimentsänderungen, neue Kollektionen, Rabatte und andere Aktionen auf diesen Kommunikationskanälen ist unerlässlich für den Erhalt und den nachhaltigen Erfolg der Speestraße als "Kö von Ratingen".

Immer wieder werden landauf, landab die verlangten hohen Mieten als Grund für Leerstand und mangelnden Branchenmix kritisiert...?

Berndt ...im Gegenteil, wenn die hohen Mieten mit einer entsprechenden Leistung einhergehen, führt das für alle Beteiligten zu mehr Umsatz. Aber die Miete erhöhen ohne Gegenleistung, das geht gar nicht. Wichtig ist, dass die Immobilienbesitzer begreifen, dass der Erfolg ihrer Mieter den Wert ihrer Immobilie extrem beeinflusst. Tatsächlich ist eine "Interessengemeinschaft Speestraße" eine logische Konsequenz und notwendige Einrichtung. Gemeinsam könnten Werbe- und Interessengemeinschaft weitere Maßnahmen zur Entwicklung stemmen.

DIE FRAGEN STELLTE JOACHIM PREUSS

(RP)
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