Ratingen Der Kasper geht in Rente

Ratingen · Gisela und Günther Breitenfeldt schließen ihr Puppentheater Ratingen schweren Herzens zum Jahresende: Die Gesundheit geht vor. Zum Schluss gibt es mal noch ein volles Programm, dann fällt der Vorhang.

Ost "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", sagte gestern Günther Breitenfeldt, der Kasper vom Puppentheater Ratingen. Da hatte er gerade offiziell zum Ende des Jahres die Räume auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik gekündigt. Zum Jahresende.

Dann schiebt der Kasper zum letzten Mal den Vorhang zu. Günter (66) und seine Theater-Chefin Gisela (63) sind gesundheitlich angeschlagen. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. So einen echten Kasper, den kann man auch nicht einfach ersetzen. Und auch die Zeiten hätten sich geändert, sagte Breitenfeldt: "Der Kasper als lustige Figur hat keinen Platz mehr in unsere Gesellschaft."

So wird der handgeschnitzte Kasper auf seine letzten Tage doch noch richtig traurig: Der bevorstehende Abschied macht Breitenfeldt sichtlich zu schaffen. Seit 1999 hat er mit seinen Theaterstücken für Spaß gesorgt. Immer mit Hintergrund: Die Kinder sollten auch etwas lernen. Stücke zum Thema Energiesparen waren dabei, mit "Herrn Friedrich" (Schnadt) im Blaumann und freundlicher Unterstützung der Stadtwerke. In den Bädern zeigte der Kasper, wie wichtig es ist, schwimmen zu können. Und die Prinzessin klagte schon mal über Zahnschmerzen, weil sie zu viel Süßes gefuttert hatte.

Seit ein paar Jahren kommt der Heilige Martin hoch zu Roß zu Besuch. Gemeinsam mit der Andreas-Hofer-Kompanie gibt es zwischen den Aufführungen (Kasper und die Laterne") die Mantelteilung. Ein tolles Spektakel, mit Hauptmann Toni Amuel als Martin. Eine Aufführung ist übrigens schon ausverkauft.

Hätte so ein Kasper eigentlich noch eine Zukunft? Breitenfeldt zweifelt: "Das Bewusstsein von Kindern und Erwachsenen in der medialen Welt hat sich geändert. Die Kinder werden schon in den Kindergärten stark gefordert, da bleibt für einen Besuch im Puppentheater kaum noch Zeit." Die Eltern hätten ihre Kinder eigentlich nur noch am Wochenende. Und bei schönem Wetter gebe es eben andere Prioritäten.

Als Geheimtipp neben den Kindergeburtstagen, die man dort feiern konnte, gelten die Vorführungen für Erwachsene: Da sagt der Kasper den Dumeklemmern mal so richtig die Meinung. Zweimal steht "Großmutters Reise ins Weihnachtsland" (ab 18 Jahre) im Dezember auf dem Programm. Mit der Kindervorstellung am 23. Dezember ist definitiv Schluss.

Breitenfeldt mag gar nicht daran denken. Zu sehr ist ihm das alles ans Herz gewachsen. Frühere Versuche, mal einen Ersatzkasper zu etablieren, sind ziemlich daneben gegangen: Es gibt eben nur einen, und der ist unverwechselbar.

Einen ersten Abschied hat Breitenfeldt bereits hinter sich: Im Sommer zog er sich nach sechs Jahren beim TV Ratingen als ehrenamtlicher Organisator des Leichtathletik-Meetings zurück. Das hatte er in den Vorjahren immer wieder mal angekündigt, war dann aber doch immer da, als er gebraucht wurde. Jetzt ist Feierabend, DLV und TV haben ihn verabschiedet. Dem Nachfolger Manfred Osterkamp hilft er noch mit Rat, aber nicht mehr mit Tat, und vor allem mit den vielen Kontakten. Beim nächsten Meeting macht er Urlaub. Damit er nicht Gefahr läuft, doch noch mit anzupacken.

(RP/rl)
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