Heiligenhaus Der Fledermaus-Flüsterer

Düsseldorf · ‘ PORTRÄT Der Naturschützer Hans Schöttler erhielt gestern den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes. „Ein Mann, mit dem viele gern zusammenarbeiten.“

„Ich zähle seit 30 Jahren Vögel.“ Kürzer kann eine Antwort kaum ausfallen auf die Frage, was einen Mann wie Hans Schöttler über Jahrzehnte am Naturschutz fasziniert. Er macht nicht gern viel Aufhebens. Schon gar nicht um sich selbst. Das haben jetzt andere für ihn besorgt. Gestern erhielt er den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland.

„Den Preis kannte ich überhaupt nicht, ich war völlig platt“, sagt der Mann, der für seine Arbeit als Vogelkundler unlängst die silberne Ehrennadel des Umweltschutzverbandes Nabu bekam. Und dann gleich noch ein Preis? „Nachdem die Anfrage vom Landschaftsverband kam, habe ich erstmal das Internet befragt – Stichwort Rheinlandtaler. “ Ergebnis: „Im Jahr 2005 gab es schon einen Geehrten aus Heiligenhaus: den pensionierten Rektor Knospe.“ Beim Ort für die Preisverleihung habe er wählen können: Kreishaus in Mettmann oder Rathaus in Heiligenhaus. „Ich habe mich natürlich für Heiligenhaus entschieden. Schließlich ist das die Stadt, in der ich seit 1951 lebe.“

Aus dem „Dorf hinterm Deich“

„Aus einem Dorf hinterm Deich“ sei er damals als 15-Jähriger ins Niederbergische gekommen. Erste Station des angehenden Feinmechanikers: ein Lehrlingsheim. „Es war nämlich so, dass in den Nachkriegsjahren im Westen Facharbeitermangel herrschte.“ Das bot ihm Chancen, die er nutzte. Es folgten Jahre auf der Ingenieurfachschule in Wuppertal.

Und dann kommt wieder eine typisch-knappe Auskunft: „Dann war ich 44 Jahre in der Fabrik.“ Gemeint ist die AEG. Die wechselvolle Geschichte des Standortes Höseler Platz hat er bis zu seinem 60. Geburtstag miterlebt. „Vor 13 Jahren habe ich dann aufgehört.“

Allerdings nur mit der beruflichen Tätigkeit. Seine Frau, mit der er seit 41 Jahren verheiratet ist, kann mit dem Wort „Ruhestand“ in Bezug auf ihren Mann rein gar nichts anfangen. Denn „30 Jahre Vögel zählen“, das ist als Tätigkeitsnachweis so tief untertrieben wie nur möglich. „Er kann Menschen für die Natur begeistern“, sagte die stellvertretende Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Corinna Beck in ihrer Laudatio. Ein Beispiel aus der Praxis lieferte Bürgermeister Dr. Jan Heinisch: „Ich bekam mal eine Anfrage von Hans Schöttler, ob es nicht irgendwo einen leeren Klassenraum gäbe, er wolle einer Fledermaus das Fliegen beibringen.“ Kein naturwissenschaftlicher Jokus, sondern schlichte Notwendigkeit: Schöttler dürfte einer der wenigen sein, die einen Ersthelferkursus für aufzupäppelnde Fledermäuse hinter sich gebracht haben. Sein Einsatz für die dämmerungsaktiven Segler ist inzwischen legendär – wovon auch die Deko gestern im Ratssaal kündete: gebastelte Fledermäuse zierten schmiedeeiserne Kronleuchter.

Dass er als ebenso engagierter Amphibienschützer mit vielen Helfern im Laufe der Jahre etwa 40 000 Kröten über gefährliche Straßen schleppte, war nahezu beiläufig zu erfahren. Kommentar des Rheinlandtaler-Trägers: „Viele schaffen erst das Ganze.“

Es sei vor allem die Arbeit mit Kindergarten- und Grundschulkindern, die ihn besonders reize. Und auch hierfür gab es gestern Dank: Gruppen des Kindergartens Nonnenbruch und der Isenbügeler Grundschule hatten eine kleine Aufführung vorbereitet.

Und eins noch hatte der Bürgermeister herausgefunden: Schöttler sei zufällig genauso alt wie der Comicheld „Batman“. Ein T-Shirt mit dessen Konterfei gab es als Geschenk der Stadt für ihren Preisträger.

(RP)
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