Ratingen Der Blaue See wird wachgeküsst
Ratingen · Verwunschen liegt es da, das Gelände am Blauen See. Nun wird das Areal endlich neu gestaltet. Das Projekt kostet mehrere Millionen Euro.
Die Ratinger lieben den Blauen See. Der gehört nämlich zur Familie. Sie sind groß geworden mit ihm, die Kinder besuchen das einzigartige Areal, und so wird es immer bleiben. Generationen träumen sich in eine andere Welt hinein, genießen diese besondere Atmosphäre aus Erlebniswelt, Naturbühne, Märchenzoo, Dschungel und Gesteinsformationen.
Klar: Man hätte das Gelände so belassen können. Doch die Zeiten und das Nutzerverhalten haben sich geändert. Das weiß auch Alexander Heinz, der die Erlebniswelt betreibt und Klassiker wie Trampolin und Bobbycar im Angebot hat. „Doch der Kunde will eben auch bedient werden“, sagt er. „Das Element der aktiven Bewegung ist für uns aber weiterhin sehr wichtig“, betont Heinz, „Kinder sollen sich bei uns austoben können, nur anders, eben auf einem neu gestalteten Gelände.“
Klar ist auch: Der Aspekt, dass die schützenswerte Umwelt mittlerweile auf der politischen Agenda ganz weit oben steht, beschleunigt die Pläne, Flora und Fauna deutlich stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Das Umweltbildungszentrum wird kommen. Es soll die ideale didaktische Plattform für Schulen und Kitas sein. Themenwelten sollen die Sinne anregen, und sie sollen zeigen, dass das Leben in der Natur unglaublich spannend und lehrreich ist.
Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, ist vielleicht ein Romantiker. Wenn es so wäre: Es wäre gut! Denn der Planungsdezernent weiß, dass das Gelände am Blauen See behutsam und im Einklang mit den topographischen Gegebenheiten umgestaltet werden muss. Brachiales hat da keinen Platz. Mit Hilfe eines städtebaulichen Wettbewerbes werden Architekten ausloten müssen, wie weit man gehen kann. Die Balance zwischen neuen Baukörpern und der traumhaften Landschaft muss stimmen.
Dieser Prozess wird dauern, und er steht erst am Anfang. Doch die Richtung ist klar: Der Blaue See wird zum Baustein eines neuen Konzeptes, das Ratinger Regionen, zu denen vor allem das Angertal gehört, deutlich aufwerten soll. Kral hat schon früh in seiner Amtszeit die Möglichkeit geschätzt, Fördergelder abrufen zu können. Das tut er mit wachsender Begeisterung. Und so hofft er, dass die Pläne für den Blauen See in beträchtlichem Maße finanziell unterstützt werden. „Bis zu 50 Prozent wären schon drin“, sagt er.
Das Entrée am Blauen See wird sicherlich ein neues Gesicht bekommen. Man will die Aufenthaltsqualität verbessern. Und man muss entscheiden, welche Gebäude abgerissen werden oder noch saniert werden können.
Dies bedeutet auch: Die Stadt braucht die Planungshoheit. Die kann sie nur bekommen, indem sie das große Gelände im Besitz des Gräflich von Spee’schen Imperiums kauft. Kral hält sich mit weitergehenden Informationen sehr bedeckt. Er erklärt nur, dass man auf einem guten Weg sei. Das hat er schon vor einiger Zeit so gesagt, aber an der grundsätzlichen Linie hat sich nichts geändert. Das ist gut zu wissen. Von einer Einigung ist man offenbar nicht mehr so weit entfernt.
Die neuen Träume am Blauen See können also wahr werden. Und der Kreis Mettmann hätte ein herausgeputztes Schmuckstück, das man bestens vermarkten könnte.
Erlebniswelt-Chef Heinz merkt an, dass die Jahre, in denen sich am Blauen See kaum etwas getan hat, für die Stadt und die Mitarbeiter auf dem Gelände nicht gut waren. „Da bekam das Ganze so eine negative Färbung“, urteilt Heinz.
Man habe dennoch unverdrossen weitergemacht und sein Bestes gegeben. Wichtige Bestandteile des Verbundes: der Märchenzoo und Theater Concept mit munteren Aufführungen auf der Naturbühne.
Der Lohn: Die treuen Ratinger sind immer wieder zum Blauen See gekommen, der laut Kral einen ganz anderen Charakter hat als der Grüne See.
Beide Gebiete möchte Ratingens Chefplaner, der viel Herzblut in das neue millionenschwere Großprojekt steckt, nicht missen. Nun kommen die nächsten Planungsschritte in die politischen Gremien zur Beratung und Entscheidung – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum großen Ziel, das nach all den Jahren der Gespräche und Abwägungen endlich zum Greifen nah scheint.