Ratingen Das Hotel am Markt schließt für immer

Ratingen · Der Abschied naht, eine Institution wird bald von der Bildfläche verschwinden, weil ein neues Innenstadt-Projekt geplant ist. Das Hotel am Markt (früher Hotel Altenkamp) schließt für immer, ein vorbildhaftes Weiterbildungs- und Qualifizierungsprojekt für Langzeitarbeitslose neigt sich dem Ende zu.

 Können zufrieden Bilanz ziehen: Hotelchefin Stephanie Haag und Sozialamtschef Erhard Raßloff.

Können zufrieden Bilanz ziehen: Hotelchefin Stephanie Haag und Sozialamtschef Erhard Raßloff.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Vor vier Jahren hatte Bürgermeister Harald Birkenkamp die Idee entwickelt, das leerstehende Traditionshotel als Qualifizierungsprojekt für Langzeitarbeitslose zu nutzen. Das Interesse der Stadt lag nicht nur in der Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt. Einen Leerstand des Traditionshauses in exponierter Lage wollte man vermeiden, zumindest so lange, bis ein langfristiges Konzept für eine Verwertung der Immobilie vorliegen würde.

Zwei Partner sozialer Projekte, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und die NeanderDiakonie, wurden angesprochen. Diese zögerten nicht lange, identifizierten sich mit dem Beschäftigungsprojekt und wurden Gesellschafter. Trotz der Ungewissheit der Nutzungsdauer wurde das Hotel unter neuem Namen und unter Leitung von Stephanie Haag, Hotelfachfrau und Diplom-Pädagogin, eröffnet.

"Langzeitarbeitslose haben im Hotel am Markt einen festen Job gefunden und konnten ab sofort im regulären Hotelbetrieb angelernt und qualifiziert werden, um später eine realistische Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt zu haben", betonte jetzt Edith Bohnen, die Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen.

"Durch das Sozialprojekt haben die Teilnehmer wieder Tagesstrukturen erlernt. Innerhalb der letzten vier Jahre haben wir insgesamt 22 Langzeitarbeitslose im Hotel angestellt und qualifiziert", betonte Haag. Trotz des Erfolges und der Einzigartigkeit des Projektes schließt das Hotel zum 31. Juli, die Eigentumsübergabe an den neuen Besitzer sei bereits erfolgt, heißt es.

Für Haag sowie für die sieben Mitarbeiter ist die Schließung ein trauriger Schritt, auch wenn er vorgesehen war. "Nicht erst seit Wiki Baums Roman Menschen im Hotel wissen wir, dass die Eingangstür als Sinnbild für das Schicksalsrad des Lebens zu verstehen ist. Für unser Haus trifft das im besonderen Maße zu, weil die Mitarbeiter dort ihrem Leben vielfach die entscheidende Wende geben konnten", betonen die Geschäftsführer Maria Theresia Wirtz-Doerr und Friedrich Schutte. Gunnar Marx, der Investor aus Essen, wird den Immobilienblock Markt 17 bis 20 komplett neu planen. Der Unternehmer hat sich darauf spezialisiert, alte Gebäude in Top-Lagen zu veredeln.

Eine Schlüsselrolle im Projekt Markt 17 bis 20 kommt der Commerzbank zu. Der Mietvertrag mit der Bank im Gebäude Markt 17/18 läuft noch bis zum 31. Dezember 2016 — plus Option auf weitere fünf Jahre. Im Dachgeschoss werden vier hochwertige Wohnungen zwischen 90 und 112 Quadratmeter entstehen. Es gebe bereits eine lange Warteliste fürs Wohnen in bester Stadtlage, heißt es.

Investort Marx bietet diese Wohnungen allerdings nicht zum Kauf an. Er will sie im Bestand halten. Das ist die Unternehmensphilosophie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort