Aktion wegen des Coronavirus „Hotel-Office“ statt Home-Office

Ratingen · Das Hotel Am Düsseldorfer Platz bietet an: Wer aus dem Home-Office raus möchte, kann sich in „Teil- oder Vollzeit“ im Hotel einmieten. Damit reagiert Inhaberin Christine Rogall auch auf den einbrechenden Normalbetrieb, der die Existenz gefährdet.

 Durchaus gemütliche Arbeitsatmosphäre: Christine Rogall bietet jetzt im Hotel am Düsseldorfer Platz in Ratingen „Hotel-Office an“.

Durchaus gemütliche Arbeitsatmosphäre: Christine Rogall bietet jetzt im Hotel am Düsseldorfer Platz in Ratingen „Hotel-Office an“.

Foto: Blazy, Achim (abz)

In der Krise kreativ sein – das geht. Das zeigt eine Aktion des Hotels Am Düsseldorfer Platz: „Raus aus dem Home-Office, rein in das Hotel-Office“, heißt es auf der Homepage, und weiter: „Ihr All inclusive Büro im Hotelzimmer bietet: einen großzügigen Arbeitsbereich, Kaffee, Tee und Soft-Drinks vom Zimmerservice, frisch gepresster O-Saft für Ihr Immunsystem, Wlan.“ Wer also im eigenen Home-Office nicht genug Ruhe findet oder nach wochenlanger Heimarbeit mal etwas anderes sehen will – das Hotel hält Angebote für „Teil- und Vollzeit“ bereit, alle ohne Übernachtung, damit man abends wieder „zu Hause bei den Lieben“ ist.

Inhaberin Christine Rogall erklärt: „Das war eine Idee von einer Mitarbeiterin. Ich fand die wirklich gut, und jetzt gucken wir mal, wie das angenommen wird.“ Der Bedarf könne vorhanden sein, glaubt Rogall, die illustriert: „Mein Sohn macht ein duales Studium, und das ist auch im Home-Office richtig intensiv. Das geht ja sicher vielen so. Und wenn da noch kleine Kinder rumtoben und man nicht eine Riesen-Wohnung hat, wo man sich auf eine andere Etage zurückziehen kann, haben wir dafür ein Angebot.“

Mit kreativen Ideen in der Corona-Krise kennt sich die Hotel-Inhaberin aus: „Wir haben ja auch das Haus der Gastlichkeit“, sagt Rogall auch im Namen ihres Mannes Karsten. „Da haben wir einen Außer-Haus-Service eingerichtet und jedem, der Essen abholen kommt, eine Rolle Klopapier mitgegeben. Das ist super eingeschlagen.“ Wann das öffentliche Leben wieder in den Normalbetrieb zurückkehren kann, ist derzeit noch völlig offen, aber dank solcher Ideen könnten die Folgen der Krise etwas abgemildert werden, hofft Rogall. „Das ist immer noch besser als zu schließen. Wenn wir untergehen, was ich nicht hoffe oder glaube, dann will ich mir nicht vorwerfen müssen, nicht alles versucht zu haben. Wir haben die aktuelle Situation nicht verschuldet und nichts verbockt, aber wir müssen jetzt das Beste daraus machen und gucken, dass wir überleben.“

Die aktuelle Auslastung im Hotel Am Düsseldorfer Platz „tendiert gen Null“, sagt Rogall. „Es gibt noch Leute, die hier arbeiten müssen und ein Hotelzimmer brauchen, zum Beispiel die Bauarbeiter auf dem Hertie-Haus-Gelände. Aber am Wochenende ist so gut wie gar nichts los.“ Im Vergleich zum Vorjahr ist der Einbruch riesig: „Da hatten wir um diese Zeit eine Auslastung von minimum 50 Prozent, das war ein bombastisches Geschäft. Wir sind jetzt von volle Pulle auf fast Null gefallen – das muss man erst einmal verarbeiten, auch personalmäßig“, sagt Rogall, die ihre vier festangestellten Hotel-Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken musste und Aushilfen derzeit nicht beschäftigen kann.

Dass die sonst für das Hotelgewerbe sehr lukrativen Messen in Düsseldorf aufgrund der Coronavirus-Pandemie wegfallen, sei gar nicht so das große Problem, sagt Rogall: „Das ist immer gutes Geld, das ich für Investitionen genutzt habe – etwa, das komplette Haus zu klimatisieren oder Zimmer nach einem Wasserschaden wieder schön zu machen. Jetzt kann ich halt einmal nicht investieren, aber weil der normale Betrieb weggebrochen ist, fehlt mir das, was sonst die laufenden Kosten deckt.“ Deshalb wird sie einen Kredit aufnehmen müssen. „Wir würden das so vielleicht ein paar Monate durchhalten, auch dank privater Rücklagen. Aber ich kalkuliere schon mit September, und dann geht es nicht auf einen Schlag wieder voll los, sondern es wird sich langsam entwickeln. Wir müssen alle gucken, wie wir da durchkommen“, sagt Rogall. Kreativität kann dabei helfen.

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