Ratingen Comedian Torsten Sträter begeistert im vollen Stadttheater

Ratingen · Den Hauch von Melancholie hat er sich aus seinen Jahren im Poetry-Slam bewahrt. Die Hochachtung vor Ratingen geht Hand in Hand mit der mindestens drei Mal an diesem Abend thematisierten Verehrung für Förderer und Freund Dieter Nuhr. Und seine schwarze Mütze lag noch am Morgen neben 106 anderen schwarzen Mützen im Kleiderschrank seines Markenberaters. Ohne den konisch zulaufenden, aber zipfellosen Strick-Schlauch wäre er ein Mann jenseits der 50 mit mittelblondem, von der Stirn bis etwa zur Schädelmitte eher schütterem Haupthaar.

So ist es Torsten Sträter, der da spricht. Neue Sendung ("Männerhaushalt" im Dritten, nächste Folge: 6. Mai, 21.45 Uhr), regelmäßige Auftritte bei Dieter Nuhr im Ersten, eine gesunde Skepsis gegenüber allen, vor allem sich selbst: Torsten Sträter hat momentan wirklich einen guten Lauf. Ablesbar am Kartenverkauf im Stadttheater: Es ist ausverkauft. Mehr als 600 Gäste hören eine Extraportion Kabarett/Comedy - "Schließlich muss das für mindestens ein Jahr reichen", sagt der Sträter - ohne dabei eine Miene zu verziehen.

Dieser staubtrockene Humor aus dem Ruhrgebiet hat bereits Ina Müller fasziniert. "Wir sind in vielen Punkten Seelenverwandte", sagt die Hamburger Entertainerin über Sträter. Und meint damit die Mischung aus absolut sinnfreiem Augenblicksspaß, der schon im nächsten Sekundenbruchteil mündet in Sätzen wie "Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein".

So lautet die Überschrift über diesem wunderbaren Ratinger Abend. Und als Beleg für die Korrektheit des Programmtitels bittet Sträter zwei ein wenig zu spät Kommende auf zwei noch freie Plätze in der ersten Reihe des Stadttheaters. "Was wir machen, wenn da gleich zwei Hells Angels ihre Plätze einnehmen wollen, müssen wir dann später sehen..."

Dann liest Sträter vom Mini-iPad aus dem Leben die Leviten, in prallen, sehr bildhaften Sätzen- ein großes Blutbild und die intensive Schilderung einer Vorsorgeuntersuchung eingeschlossen.

Allzu derb will Torsten Sträter an diesem Abend allerdings nicht werden - denn er entdeckt die zwölfjährige Laura in eine der vorderen Reihen. Mehrfach ersetzen daraufhin Andeutungen allzu genaue biologisch-korrekte Beschreibungen. Sträter hält sich an die selbst gesetzten Vorgaben.

Von der eigenen Schulzeit bis hin zu offenen Worten über die eigenen Depressionen präsentiert der Poetry-Slammer ein ganz großes Weltbild. Es kommt nicht mit einer imposanten Bugwelle daher, sondern staunend, selbstkritisch - oft mit einem vernehmlichen Schnauben. "Du glaubst es nicht" sagen viele im Ruhrgebiet. Dort in der Mitte ist Torsten Sträter geerdet. Und das macht ihn so stark.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort