Heiligenhaus "Club"-Konzert: Jazzer mit Ambitionen

Düsseldorf · Zunächst habe man sich gelegentlich in der Düsseldorfer Jazz Schmiede getroffen, doch mittlerweile sei mit Heinz Wilhelm Wittek eine Freundschaft entstanden, erzählte Peter Baumgärtner zu Konzertbeginn im gut besuchten "Club". Erneut – nach 2005 und 2008 – hat Wittek, in Heiligenhaus ansässiger Jazzgitarrist, renommierte Musiker als Begleitung für sein "Heimspiel" gewinnen können.

Die "Jazzfriends", Schlagzeuger Peter Baumgärtner, Pianist Dieter Greifenberg und Konstantin Wienstroer am Kontrabass, erwiesen sich in der Tat als echte Freunde, denn auf sie konnte Wittek während des rund zweistündigen Konzert zu jeder Zeit vertrauen.

Der 72-jährige Wittek, der wegen seines Oberlippenbärtchens, aber auch wegen seiner bescheidenen, zurückhaltenden Art, an die Ikone der Jazzgitarre Joe Pass erinnert, eröffnete das Konzert mit einer bluesigen Eigenkomposition. Er war gut beraten, ein eigenes Stück zu wählen, denn offenbar brauchte er eine gewisse Zeit des Einspielens, um innere Tuchfühlung mit den anspruchsvollen Jazz-Standards aufzunehmen.

Hohe Konzentration

Der studierte Ingenieur ging mit hoher Konzentration zu Werke, sezierte jeden Takt bis auf die einzelne Note, was den Spielfluss insbesondere bei schnelleren Stücken wie "Groovin' High" von Dizzy Gillespie etwas hemmte. Jede Note schien bei ihm eine besondere Bedeutung zu haben, wobei der entspannte Blick auf das groovende Ganze gelegentlich ins Hintertreffen geriet.

Exzellent aufeinander eingespielt agierten die "Jazzfriends". Peter Baumgärtner trommelte unaufdringlich, setzte jedoch dramaturgisch geschickt viele kleine Akzente, immer wieder zwischen Sticks und Besen wechselnd. Aus dem Hintergrund heraus behielt Konstantin Wienstroer den Überblick. Aufmerksam blickte er Wittek über die Schulter und reagierte vorausahnend schnell, wenn einzelne Passagen einer besonderen klanglichen Unterfütterung bedurften.

Während Wittek mit Nachdruck zupfte, war es Greifenhagen, der als kontrastierende Klangfarbe mit leichter Hand perlende Melodiebögen tupfte. Insbesondere bei Sonny Rollins' "Doxy" erhielt der Pianist Szenenapplaus. Der Blues "Comme çi, comme ça" wurde von den "Jazzfriends" in eine anheimelnde Mischung aus sanften Orgelsounds, warmen Bassklängen und gestreichelten Schlagzeug-Rhythmen gebettet, wo sich Wittek stilistisch wieder mehr zu Hause fühlen konnte. Nach der Pause präsentierte sich Wittek mit einem Balladen-Medley als Solist mit der akustischen Gitarre. Die getragenen Tempi entsprachen mehr seiner musikalischen Leidenschaft als die schnellen Be-Bop-Läufe. Begeisterter Applaus für ein ambitioniertes Konzert.

(RP)
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