Heiligenhaus Christus mit Königskrone
Heiligenhaus · In der Romanik wurde der gekreuzigte Christus als Herrscher und Richter dargestellt. Statt einer Dornenkrone trägt er eine Königskrone. Er ist Sieger über den Tod. Solche Triumphkreuze sind heute relativ selten. Heiligenhaus hat eines – in der 1908/1909 erbauten St. Jakobus-Kapelle.
In der Romanik wurde der gekreuzigte Christus als Herrscher und Richter dargestellt. Statt einer Dornenkrone trägt er eine Königskrone. Er ist Sieger über den Tod. Solche Triumphkreuze sind heute relativ selten. Heiligenhaus hat eines — in der 1908/1909 erbauten St. Jakobus-Kapelle.
Ostern? "Ostern bedeutet vier freie Tage ohne Arbeitsstress mit Feiern und Relaxen" lautet die Antwort vieler auf die Sinnfrage. Die Christen aber definieren das so: "Im Licht der Ostersonne bekommen die Geheimnisse der Erde ein besonderes Licht, denn allein Ostern bringt den Menschen Sinn und Perspektiven für das Leben und Sterben".
Historisch gesehen ist Ostern aus der christlichen Umdeutung des jüdischen Passahfestes entstanden. Es ist das älteste Fest der Kirchen des Christentums. Bis zum Jahr 328 war der Zeitpunkt uneinheitlich. Erst beim Konzil von Nizäa wurde der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn zum "Auferstehungsfest" bestimmt. Und Ostern wird eindeutig als Auferstehungsfest bis heute charakterisiert.
In den christlichen Riten von Ostern spielt das Kreuz eine zentrale Rolle. Es wurde zum Symbol der Hoffnung auf die Erlösung von Leid und Tod. Christen glauben, "dass durch Selbsthingabe und Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi die gestörte Beziehung zwischen Gott und Menschen wieder hergestellt worden ist". Das Kreuz wird somit zu einem Symbol der Verbindung von Gott und Mensch. Der Akt der Kreuzigung wurde vor allem in der Kunst über die Jahrhunderte unzählige Male bildnerisch dargestellt. Im Unterschied zum einfachen christlichen Kreuz trägt das sogenannte Kruzifix als plastische Darstellung den Leib Christi. Seit der Gotik wird dieser Korpus in naiven und künstlerischen Formen vor allem mit gesenktem Haupt — symbolisch als Sterbender, bereits tot oder dem Tode nahe — symbolisiert.
Obwohl eine Kunstepoche vorher, im 12. Jahrhundert während der Romanik, der Gekreuzigte als der Glorreiche, der dem Tode die Macht genommen hat, als "Triumphator" vorherrschend war. Diese Triumphkreuze sind heute in den Sakralbauten relativ selten. Um die Jahrhundertwende, während der Neoromanik, wurde diese positive Kreuzausstrahlung von den Künstlern wieder aufgenommen. So sind die Heiligenhauser Katholiken in der glücklichen Lage, solch ein neoromanisches Triumphkreuz zu besitzen. Es hängt in der 1908/1909 erbauten St. Jakobus Kapelle. Ein neoromanisches Kleinod inmitten des historischen Ensembles des Abtskücher Tales. Das Kreuz ist ein Geschenk des Pfarrers Norbert Goldenberg von 2005, anlässlich der inneren und äußeren Restaurierung und Renovierung des mit vielen Kunstschätzen ausgestatteten Sakralraumes.
Das Kreuz hängt wie ein Siegeszeichen vor dem halbrunden Altar- oder Chorraum, mit dem aus rohem Sandstein schlicht gefertigten Altartisch, Sakramentstele, Ambo und Konsolen. Im Hintergrund leuchten die expressiv gestalteten fünf Glaskunstfenster mit den Missionaren, die das Christentum in den niederbergischen Raum brachten: Bonifatius, Ludgerus und Suitbertus, dazu der Patron der Kapelle St. Jakobus. In der Mitte ist eine Darstellung der Dreifaltigkeit zu sehen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aber alles, so kunstvoll es auch die Kirche prägt, tritt in den Hintergrund vor dem Triumphkreuz mit dem strahlenden Christus — kein Schmerzensmann, sondern ein gekrönter König, der den Tod überwunden hat.
Auf einem leuchtend roten Kreuz, mit dem vergoldeten Pyramidenband umrandet, hängt der majestätische Korpus. Er ist aus Kastanienholz geschnitzt. Ganz im Stil der romanischen Bildhauerkunst sind die Gesichtszüge entspannt, die Augen leicht geöffnet, Krone und Lendentuch sind mit einer Blattgoldauflage geschmückt, verstärken den künstlerisch triumphierenden Ausdruck. Das typische "Triumphkreuz", auch "Viernagelkreuz" genannt, strahlt in seiner Gesamtheit hoffnungsvolle, ja freudige Ruhe und Erhabenheit aus.
Die Figur des Gekreuzigten wurde 1979 von Vigil Oberbacher (Jahrgang 1934) aus St. Ulrich im Grödnertal geschaffen, das Kreuz stammt von Willy Verginer, der ebenfalls aus St. Ulrich kommt. Dem Bildhauer soll als Vorbild das Triumphkreuz (13. Jh.) aus der Stiftskirche von Innichen im Pustertal/ Südtirol gedient haben. Fakt ist, dass Oberbacher die romanischen Stilelemente in seinem Kunstwerk glänzend gelungen sind. Hier deutet sich für den gläubigen Christen die Überwindung des Leidens an, die zentrale, dieser Tage in den Kirchen verkündete Osterbotschaft: "Christ ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden".