Ratingen CDU: Dick verlässt Fraktion und Partei

Ratingen · Der 64-Jährige macht einen radikalen Schnitt und distanziert sich von den Christdemokraten. Er will im Rat bleiben.

 Da war noch eitel Sonnenschein: Jetzt kehrt Andreas Dick (Dritter von rechts) der CDU den Rücken. Er verlässt die Fraktion und die Partei, will aber im Rat bleiben.

Da war noch eitel Sonnenschein: Jetzt kehrt Andreas Dick (Dritter von rechts) der CDU den Rücken. Er verlässt die Fraktion und die Partei, will aber im Rat bleiben.

Foto: Achim Blazy

Der CDU-Ortsverband Ratingen West kam gestern mit einer kurzen Mitteilung daher. Es habe Vorstandswahlen gegeben, Sebastian Wladarz sei nun der neue Chef. Doch hinter dieser Personalie steckt weitaus mehr als eine Randnotiz: Denn Andreas Dick, der den Ortsverband viele Jahre lang führte, kehrt seinen Kollegen den Rücken zu.

Mehr noch: Er wird die Fraktion verlassen und zum 31. März auch die Partei. Ein Paukenschlag in der CDU, die zuletzt sichtlich darum bemüht war, die Reihen zu schließen. Fraktionschef Ewald Vielhaus betonte gestern, dass er die Entscheidung sehr bedauere und auch nicht nachvollziehen könne.

Gerüchte, wonach Dick innerhalb der Fraktion komplett isoliert sei, wollte Vielhaus so nicht stehenlassen: "Die Arbeit in der Fraktion funktioniert, Andreas Dick, der ja auch dem Fraktionsvorstand angehört, war und ist in diese Arbeit eingebunden." Der 64-Jährige, der vor allem sicherheitspolitische Themen an sich gezogen hat, vollzieht einen radikalen Schnitt: Abkehr vom Ortsverband, Abkehr von Fraktion und Partei.

Er will sein Ratsmandat behalten und als "freies Ratsmitglied" fungieren, dies sei durchaus möglich, bekräftigte Dick. Das erinnert an den Krach im Jahr 2008, als Kalla Jörgens, Jochem Noss, Dieter Josef Rubner, Ulrich Giegling und Rolf Blumenkamp die Fraktion verließen und eine "Freie Wählergemeinschaft" gründeten. Sie hatten mit der CDU gebrochen. Das sei nicht mehr ihre Partei, sagten sie damals.

Und so sieht es offenbar auch im Fall Dick aus. Die CDU habe im Bund ihre Konturen verloren, sie reagiere nur noch auf den Zeitgeist, es fehle die Nachhaltigkeit, kritisierte der 64-Jährige. Mit Blick auf die Arbeit im Ortsverband zog Dick einen Vergleich aus der weiten Welt des Fußballs heran: "Wenn man merkt, dass die Truppe nicht mehr so mitzieht, wie man das von ihr erwartet, dann muss der Trainer gehen. Und das habe ich getan."

Die Fraktion hat ihm gestern in einem Gespräch angeboten, weiterhin mitzuarbeiten — ohne Mitglied der Partei zu sein. Das sei durchaus möglich, betonte Fraktionsvize Gerold Fahr nach einem Blick in die Statuten. Dick will auf jeden Fall sein Mandat behalten und im Rat sitzen. Dass er sich für die Belange der Bürger in Ratingen West weiterhin einsetze, sei klar.

"Wir haben als Ortsverband ja auch viel für den Stadtteil erreicht, das war ein hartes Stück Arbeit", betonte Dick, der nach der nächsten Ratssitzung seine Entscheidung durchziehen will. Vorher geht es noch um die Verabschiedung des städtischen Haushalts 2013.

Zurück zum Ortsverband: Vielhaus sah Wladarz als "gute Lösung" für die CDU West, der 35 Mitglieder angehören. "Alle Vorstandsmitglieder freuen sich auf eine gute Zusammenarbeit, denn sie wollen für die CDU in Ratingen West viel bewirken", teilte der Vorstand des Ortsverbandes mit.

(RP/rl)
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