Heiligenhaus Casting-Shows für den Chor-Nachwuchs

Heiligenhaus · Der ehemalige MGV Frohsinn hat ein neues Konzept und große Visionen für die Zukunft: Er sucht neue Sänger.

 Hermann-Josef Roosen, Ingo Hannuschka und Marcel Schürger (v.l.) wollen nach TV-Vorbild junge Sänger und Sängerinnen werben.

Hermann-Josef Roosen, Ingo Hannuschka und Marcel Schürger (v.l.) wollen nach TV-Vorbild junge Sänger und Sängerinnen werben.

Foto: Achim Blazy

Nichts bleibt, wie es war, beim ehemaligen Männergesangverein Frohsinn. Die Marschroute hat der neue musikalische Leiter, Hermannjosef Roosen, deutlich vor Augen: Der MGV wird zu einer Holding und damit zu einem Dachverband für Sängerinnen und Sänger jeden Alters, die Heiligenhauser erwartet zudem ein völlig anderes Klangbild. Ein Jugendcasting für Elf- bis 20-Jährige soll die Talente da abholen, wo sie stehen und nach TV-Vorbild professionell auf die Bühne bringen.

"Die Casting-Shows im Fernsehen zeigen doch, dass die jungen Leute singen möchten. Sie brauchen nur eine Möglichkeit dazu", sagt der neue Chorleiter und Vocal-Coach Hermannjosef Roosen.

Zurzeit hat der Frohsinn 90 Mitglieder, davon 26 aktive Sänger, bei einem Altersdurchschnitt von aktuell etwa 68 Jahren. Man habe in den vergangenen Jahren viel probiert, um Nachwuchs zu bekommen, aber der Erfolg blieb aus, wie bei vielen anderen Vereinen auch. Mit 28 Jahren ist Marcel Schürger seit fünf Jahren mit Abstand das jüngste Mitglied im Chor. Das soll sich nicht nur durch das Jugendcasting ändern. Denn Hermannjosef Roosen räumt in dem ältesten Männergesangverein der Stadt ordentlich auf. Es gilt, das eingestaubte Image ordentlich aufzumöbeln. Grundlage ist sein Konzept, das sich der Frage stellt: "Wie soll mein Chor im Jahre 2020 aussehen?" Das hat er bereits in anderen Städten erfolgreich verwirklicht und laut eigener Aussage bundesweit 30 000 Menschen in Chöre gebracht hat. "Wir müssen uns dem Musikgeschmack der allgemeinen Bevölkerung anpassen", sagt Management-Chef Ingo Hannuschka. Auf den Wunschlisten der Zuhörer stünden dabei einfach keine Volkslieder und klassischen Stücke mehr: Die Musik gehe vielmehr quer durchs Gemüsebeet.

Das Konzept, das unter anderem auch neue Fachbegriffe vorsieht wie "Management" statt Vereinsvorstand, hat dabei nicht sofort alle Mitglieder überzeugt. Denn der Vorstand wurde rigoros verkleinert, Vereinsmeierei der Kampf angesagt. "Das ist eine große Veränderung für uns", so Hannuschka. Aber auch die Ehrenmitglieder stünden nun hundertprozentig hinter dem neuen Konzept, erklärt Ehrenmitglied Peter Ihle.

Mit der neuen Webseite ist das neue Erscheinungsbild auch im Internet angekommen. Brandneu wird vor allem die Kinder- und Jugendarbeit sein, um die sich Schürger kümmern wird. Beim Casting sind zum Beispiel Kooperationen mit den Schulen angedacht.

Auch die gestandenen "Ladies" werden sich zu einem Damen-Ensemble formieren und sich wie die Herren fernab der tradierten Chormusik bewegen. Zur Bühnenshow gehören dann auch Bühnenoutfit und Tanztraining. "Glitzer und Glamour", verspricht Roosen. "Die einzige Voraussetzung ist Mehrsprachigkeit, denn es werden viele englische Stücke dabei sein."

Die ganze Frohsinn-Familie, Herren-, Damen- und Jugendensembles, werden sich dann im Show-Gewand am 26. Januar 2014 in der Kant-Aula zur Neujahrs-Show präsentieren.

"Wir möchten trotzdem nicht unsere Tradition vernachlässigen", sagt Ihle. Er betont: "Unser Chor hat immerhin Weltkriege überstanden. Wenn wir jetzt nicht den Hebel umlegen und die radikale Änderung durchziehen, dann existiert der Chor im Jahr 2020 definitiv nicht mehr."

(sade)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort